Angriff mitten im Schulbetrieb: 17-Jähriger soll in Wuppertal auf ...

22 Feb 2024

Großeinsatz an einem Wuppertaler Gymnasium: Ein 17-Jähriger soll hier mehrere Mitschüler mit Stichwaffen angegriffen haben

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Foto: Tim Oelbermann / IMAGO

Um 9.55 Uhr schickte das Schulsekretariat einen Notruf an die Polizei: Amokalarm. Zu diesem Zeitpunkt spielten sich am Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium offenbar erschütternde Szenen ab. »Ein 17-jähriger Schüler des Gymnasiums soll dort auf Mitschüler mit mehreren Stichwaffen eingestochen haben«, sagte Staatsanwalt Patrick Penders am Nachmittag.

Die Düsseldorfer Polizei sprach von insgesamt mindestens vier Verletzten, ohne auf die Schwere der Verletzungen näher einzugehen. Laut Wuppertaler Staatsanwaltschaft liegen derzeit insgesamt drei Schüler verletzt auf Intensivstationen, darunter auch der mutmaßliche Angreifer. Er sei lebensgefährlich verletzt.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, ihm sei unter Vorbehalt berichtet worden, dass sich der 17-Jährige die Verletzungen selbst zugefügt habe. Die Behörden gingen von einem Einzeltäter aus. Über ein Motiv wisse man noch nichts. Am Abend sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa, die Ermittler gingen von einer Amoktat aus.

»Wir haben große Angst gehabt«

Der 17-Jährige konnte nach Angaben der Polizei festgenommen werden, als die ersten Einsatzkräfte an der Schule eintrafen. Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, eine altsprachlich orientierte Schule mit rund 800 Schülerinnen und Schülern, liegt mitten in Wuppertal, im Stadtteil Elberfeld, nahe der Stadthalle. Die Gewalttat hatte sich während des laufenden Schulbetriebs ereignet.

Ein Schüler erzählte der Nachrichtenagentur dpa, dass ein Freund von ihm zwei ältere Schüler blutend die Treppe habe herunterlaufen sehen. »Ich dachte: Vielleicht haben die sich geprügelt«. Dann seien sie aber per Durchsage aufgefordert worden, in die Klassenzimmer zu gehen und die Räume abzuschließen. »Wir haben dann noch die Tische vor die Tür geschoben und uns hinten auf den Boden gesetzt«, sagte der Schüler. »Wir haben große Angst gehabt.«

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Andere Schüler berichteten Ähnliches. »Wir hatten Englischunterricht, dann kam eine Durchsage, dass mehrere Schüler verletzt worden seien und die Sanitäter in den Sani-Raum kommen sollen«, berichtete eine Schülerin. Als sie verbarrikadiert in ihrem Klassenraum gewartet hätten, habe jemand die Klinke gedrückt und an der Tür gekratzt. Der WDR zitiert  zudem aus einem Brief der Rektorin an die Eltern. Darin ist von psychischen Erkrankungen des mutmaßlichen Angreifers die Rede.

Um kurz nach 12 Uhr: Entwarnung

Polizei und Feuerwehr waren mit vielen Kräften vor Ort. Das Gebäude wurde geräumt und durchsucht, das Gebiet rund um die Schule weiträumig abgesperrt. Ein Polizeihubschrauber kreiste in der Luft. Unter den vielen Einsatzkräften waren auch Beamte mit Maschinenpistolen.

Um kurz nach 12 Uhr teilten die Beamten mit, dass die Schülerinnen und Schüler in Sicherheit seien. Die Evakuierung sei geordnet abgelaufen. Viele Schülerinnen und Schüler waren mitgenommen von dem Geschehen. Auch Schüler, die körperlich unverletzt geblieben waren, standen unter Schock. Viele wurden von ihren Eltern abgeholt, die Polizei hatte dafür eine Anlaufstelle eingerichtet.

Eltern holen ihre Kinder nach der Messerattacke von der Schule ab

Foto: Martin Meissner / AP

Reul versicherte im WDR, die Polizei habe bei solchen Taten ein sehr intaktes Alarmsystem. »Da gehen wir auf Nummer sicher, bei Schulen erst recht, und es zeigt sich, es war auch gut so, denn der Täter ist erwischt.«

Schulministerin Dorothee Feller zeigte sich »fassungslos« von der Tat. »Meine Gedanken sind bei den verletzten Schülerinnen und Schülern, bei ihren Eltern, Familien und Freunden und natürlich auch bei den Lehrerinnen und Lehrern«, teilte die CDU-Politikerin mit. Wichtig sei nun eine genaue Ermittlung der Hintergründe dieser Tat. »Die Schulpsychologie ist vor Ort im Einsatz und koordiniert die psychologische Betreuung aller am Schulleben Beteiligten. Die Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler und Eltern bekommen jetzt jede Unterstützung, die sie brauchen.«

Hinweise, wie Gewalt zu verhindern ist und wie Lehrkräfte eingreifen können, stelle das Land in dem »Notfallordner – Hinsehen und Handeln« bereit, heißt es laut »Kölner Stadt-Anzeiger«  aus dem Ministerium. Im vergangenen Jahr sei dieser Notfallordner um ein Handbuch zur Krisenprävention erweitert und allen Schulen zur Verfügung gestellt worden.

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