Marketing-Experte Scott Galloway bei der OMR: Die größte Gefahr ...

11 Tage vor

Frauen, die (fast) alles machen: Damit werben KI-Programme für digitale KI-Freundinnen. Beispiele dafür zeigte der renommierte Marketing-Professor Scott Galloway bei seiner Keynote bei der OMR 2024. Für ihn ist die größte Gefahr durch KI nicht Missinformation, sondern Einsamkeit. Warum er das denkt und welche Erwartungen er für die nahe Zukunft außerdem hat, hat er in sechs Punkten vorgestellt. Wir ordnen sie für euch ein.

OMR - Figure 1
Foto t3n Magazin

1. Tiktok setzt Netflix und Spotify unter Druck

Für den Professor ist es eine Dummheit, Tiktok bisher einfach so laufen gelassen zu haben. Er sieht die Plattform kritisch und weist gleichzeitig auf ihren bereits vorhanden Einfluss auf Streamingdienste wie Netflix und Musikplattformen wie Spotify hin.

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Der Hinweis ist nicht überraschend: Der Einfluss ist bereits bekannt. Serien werden in Abschnitten auf der 9:16-Plattform geteilt, sowohl der Vollbild-Modus als auch die immer länger werdende mögliche Videolänge machen das möglich. Dazu teilen Künstler:innen ihre Songs gern zuerst mit passenden Tänzen auf der Plattform, um die Interaktion mit Nutzer:innen anzutreiben.

Zusatz: Westliches Unternehmen werde Tiktok übernehmen

Beides setzt die dominanten US-Unternehmen unter Druck. Dazu steht Tiktok immer wieder in der Kritik, Nutzer:innen-Daten an die chinesische Regierung zu geben. Galloway rechnet statt mit einem Tiktok-Verbot mit einem Verkauf des westlichen Ablegers an ein westliches Unternehmen.

Spannend war Galloways Anmerkung zur Funktionsweise von Tiktok: Statt Nutzer:innen die Wahl zu lassen, was sie sehen wollen, liefere die Plattform das, was sie sehen wollen. Das steht im Gegensatz zum Marketing-Grundsatz laut dem Menschen die Wahl haben wollen. Statt Auswahl liefert Tiktok Ergebnisse, die nur noch konsumiert werden müssen – das spare auch Zeit; ein Punkt, auf den Galloway ebenfalls eingeht.

2. KI entwickelt sich weiter und wird mehr Wert generieren

KI bleibt ein Thema – allerdings werde sich laut Galloway der Umgang mit ihr ändern. „Daten sind nicht der wahre Wert – der wahre Wert steckt darin, was mit den Daten alles gemacht werden kann“, so Galloway. Er beobachtet besonders beim Facebook-Konzern Meta wachsende Investitionen in diesem Bereich. KI ist für ihn wie eine Zeitmaschine, die Nutzer:innen in Zukunft immer mehr Zeit sparen wird. Ein Beispiel: Statt selbst mithilfe von Suchmaschinen nach Antworten auf Fragen zu suchen, wird diese Suche in Zukunft KI übernehmen.

Gleichzeitig weist er in dem Zusammenhang auf die sinkende Produktivität in der Wirtschaft und die Sorge, KI könne Jobs wegnehmen, hin. Seine Meinung: „Diejenigen, die KI verstehen, werden den Job bekommen.“

Insgesamt werde KI mehr Wert generieren – gerade in den USA. Europa und Israel können dagegen mit dieser Innovation, besonders mit Blick auf die Investitionen, derzeit nicht mithalten. Zudem sei OpenAI nicht unabhängig, sondern eigentlich Teil von Microsoft. Laut dem Marketing-Experten ist der Markt insgesamt von wenigen Unternehmen dominiert.

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3. „Technik“ des Jahres: GLP-1s

„Welche Technik wird mehr Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft haben als KI?“, fragte Galloway in das Publikum. GLP-1s lautet die Antwort – auch wenn das keine Technik, sondern ein Arzneimittel zur Blutzuckersenkung ist. Sowohl seitens Investor:innen als auch seitens Konsument:innen sei die Nachfrage da – er verweist auf Trends am Aktienmarkt und in der Google-Suche.

Galloway setzt das passenderweise mit ungesundem Lebensstil und den gesundheitlichen Folgen in den USA in Zusammenhang. Der Wirkstoff würde laut ihm in dem Bereich große Veränderungen bringen: weniger Diabetiker:innen, einen geringeren Alkoholkonsum, weniger Süchte. Sogar gegen das Kauen von Nägeln soll das Medikament helfen.

Was das mit der Wirtschaft zu tun hat? Gesunde Menschen fallen nicht krankheitsbedingt aus, sondern können arbeiten. Leicht scherzhaft erwähnt er außerdem weitere Vorteile: etwa einen gesteigerten Sexualtrieb, der zu mehr Kindern führen würde, oder weniger CO2-Ausstoß beim Fliegen, da die Passagiere leichter seien. Es ist eine der Stellen, an denen Galloway Ernsthaftigkeit verliert, dafür aber das Publikum zum Lachen bringt.

4. Indien überholt China als wichtigster Markt

Sein nächster Punkt war weniger überraschend: Indien sieht er als großen Wachstumsmarkt. Damit schließt er sich vielen anderen Wirtschaftsexpert:innen an.

Die Bevölkerung in Indien wachse und bringe damit immer mehr Konsument:innen hervor: So könnte sich der größte Konsumentenmarkt entwickeln.

5. Whatsapp treibt Meta an

In Zusammenhang mit Indien wies Galloway auch auf die starke Nutzung vom Meta-Messenger Whatsapp in dem Land hin. Die Nutzung des Messengers wächst weiter. „Du liest nicht jede E-Mail, aber du liest jede Nachricht bei Whatsapp“, fasst der Speaker zusammen. Er sieht den Messenger als Treiber für den Konzern, mit ungenutztem Potenzial.

Der Messenger sei derzeit der am wenigsten monetarisierte Messenger weltweit. Das mag auch an der Geschichte der App liegen: Gegründet als Startup wurde der Dienst Jahre später von Meta – damals noch Facebook – aufgekauft. Die Gründer wehrten sich gegen die Monetarisierung mit Werbung. In jüngster Zeit gab es immer wieder Diskussionen, ob und wie Werbung in dem Messenger Einzug hält. Bisher gibt es sie im deutschen Raum nicht.

6. Größte Gefahr durch KI ist Einsamkeit

In diesem Part bezieht sich Galloway besonders auf Männer in den USA: Einer von sieben Männern hätte „keinen einzigen Freund“, Männer würden viermal häufiger Selbstmord begehen als Frauen. Eine Ursache sieht der Professor in KI. Angebote wie KI-Freundinnen würden in die Einsamkeit treiben: Die künstliche Frau – immer verfügbar, macht (fast) alles, was gewünscht ist – hat nichts mit der Realität um den Bildschirm herum zu tun.

Dieses Lösen von der Realität, die Flucht in die KI-Welt, kann einsam machen. Wer zudem wenig soziale Kontakte hat und seine Informationen Algorithmen-basiert bekommt, läuft auch eher Gefahr, Desinformation ausgesetzt zu sein. Wie groß diese Gefahr ist – besonders für junge Menschen –, wurde schon in mehreren Studien rund um Social Media, besonders mit Blick auf Tiktok, deutlich.

Auch wenn Galloway dies nicht explizit erwähnte, machte er eine klare Ansage, die er besonders an das junge Publikum richtete. „Nichts Wundervolles wird für euch auf einem Screen passieren“, sagte er. Abschließend hatte er dazu noch eine konkrete Aufforderung: „Geht raus, trinkt, trefft schlechte Entscheidungen – vielleicht zahlen sie sich aus.“

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