„Polizeiruf 110“-Kritik: Das muss wieder origineller werden

25 Mär 2024
Polizeiruf 110

Es ist Nacht an der deutsch-polnischen Grenze. Drei junge aufgedrehte Kerle ballern mit Jagdgewehren herum und bedrohen sich gegenseitig, nur so zum Spaß. Am nächsten Tag wird einer von ihnen am Ufer der Oder gefunden, tot, mit einer Kugel im Bauch. Alexandra Luschke (Gisa Flake), die energische neue Kommissarin im östlichsten Polizeiruf-Team, und Kripo-Mann Rogov (Frank Leo Schröder), in Ehren ergraut, ermitteln zum ersten Mal zusammen. Solide, keine prickelnde Paarung. Abwesend wegen einer „Fortbildung“ ist leider der Kollege Vincent Ross, der den Krimi sonst mit genderfluider Apartheit bereichert. Schauspieler André Kaczmarczyk nimmt seine Düsseldorfer Theaterverpflichtungen ernst und hatte vermutlich keine Zeit, soll aber, verspricht der RBB den Fans, demnächst wieder dabei sein.

Zu viele Ost-West-Klischees

Nun, bei dieser Folge hat er nichts verpasst. Das Drehbuch entstand in einem sogenannten Writers’ Room mit mindestens vier Autorinnen und Autoren, und wirkt, als hätte ein KI-Programm automatisch Ost-West-Klischees krimihaft verarbeitet. Da gibt es die arroganten Wessis, Anwälte aus Berlin, die sich ein Gutshaus leisten können und unter Missachtung von Regeln in Polen auf die Wildschweinjagd gehen. Besonders verdächtig: der psychisch instabile, betrügerische Sohn des omnipotenten Kanzleichefs. Und da sind die armen, grundguten Einheimischen: der Jagdaufseher, der unter Druck ein Auge zudrückt, die abgerackerte alte Bäuerin, deren geliebte Tiere schon einmal wegen fieser Schweinepest-Auflagen gekeult wurden, und ihre entzückende Tochter, die Deutsch kann und sich um alles kümmert. Man ahnt schnell, welche tragische Verwicklung am Ende ans Licht kommt. Das muss wieder origineller werden. Zu empfehlen: eigenständige Drehbuchautoren.

Polizeiruf 110: Schweine, Sonntag (24. März), ARD, 20.15 Uhr.

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