ARD-Sonntagskrimi: Der »Polizeiruf« mit Peter Kurth im Schnellcheck

21 Tag vor

Peter Kurth als Kommissar Koitzsch: Auf dem Friedhof der Kuscheltiere

Foto: Felix Abrah / MDR

Das Szenario:

Polizeiruf 110 - Figure 1
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Tröster Alkohol, Teufel Alkohol. Henry Koitzsch (Peter Kurth) streift mit Flachmann in der Jackentasche durch Sozialbausiedlungen und Kleingartenkolonien von Halle, um den Sexualmord an einer Grundschülerin aufzuklären. Er trifft: Ruinen von Menschen, die in Ruinen von Häusern wohnen. Koitzsch kann saufen so viel er will, der Rausch bringt keine Erlösung.

Der Clou:

Die traurigen Trabanten. Das Drehbuch zu diesem zweiten Fall des Suffbullen Koitzsch stammt wieder von dem in Halle geborenen Schriftsteller Clemens Meyer, der einige seiner berührendsten Geschichten über das postsozialistische Plattenbauleben geschrieben hat. Erstaunlich, wie punktgenau Meyer und der Regisseur Thomas Stuber an den ersten, schon drei Jahre zurückliegenden Koitzsch-Krimi anschließen und wie präsent dieser noch ist. Die Verstrickungen von Koitzsch mit dem Rotlichtmilieu, seine abenteuerlichen sexuellen Eskapaden, beides blitzt hier noch mal auf und wird in die aktuelle Handlung integriert.

Polizeiruf 110 - Figure 2
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Szene in der Gerichtsmedizin: »Heute ist doch Tag der Volkspolizei!«

Foto: Felix Abrah / MDR

Das Bild:

Friedhof der Kuscheltiere. In einer Szene sitzt Koitzsch auf der Couch eines Verdächtigen, die vollgestellt ist mit Teddybären. Der Mann ist Grundschullehrer und hat ein inniges Verhältnis zu seinen Schülerinnen, denen er gelegentlich sogar eines seiner Plüschtiere schenkt. Armer Wicht oder gefährlicher Soziopath?

Der Dialog:

Kollege Lehmann (Peter Schneider) beschwert sich, dass Koitzsch die Ermittlungen an sich reißt.

Lehmann: »Henry, das ist hier nicht dein Privatfall. Ich ermittel doch nicht das erste Mal in einem...«

Koitzsch: »... Kindermord? Ich brauch dich ausgeruht, Michi. Guck mich an: Willst du, dass hier zwei Zombies ermitteln?«

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Der Song:

»Kling Klang« von Keimzeit . Koitzsch kommt in die Gerichtsmedizin, wo der alte Pathologe Bier und Schnaps mit einem anderen Veteranen aus Vopo-Tagen trinkt: »Heute ist doch Tag der Volkspolizei!« Der Hit der Ostpopband, die zu DDR-Zeiten temporär Auftrittsverbot hatte, erklingt aus den kleinen Boxen: »Graffiti machen graue Wände lebendig.« Doch glaubt man der düsteren Koloratur dieses Ost-Noir-»Polizeiruf«, ist offenbar auch 35 Jahre nach der Maueröffnung noch keiner mit der Spraydose durch Halle gegangen.

Die Bewertung:

9 von 10 Punkten: Halle ist Hölle. Aber mit Peter Kurth als Kommissar Koitzsch durchmessen wir sie gern – auch weil hier die Details stimmen. Hoffentlich müssen wir nicht wieder drei Jahre auf den nächsten Fall warten.

Die Analyse:

Lesen Sie bitte hier weiter !

»Polizeiruf 110: Der Dicke liebt«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick

Foto: Claudia Konerding / dpa

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