AfD: Krah? Nicht da!

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Die AfD lässt ihren Spitzenkandidaten beim Auftakt zum Europawahlkampf nicht auftreten – und trotzdem steht der abwesende Maximilian Krah wie ein Elefant im Raum.

Krah AfD - Figure 1
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27. April 2024, 21:26 Uhr

Trotz der sich ausweitenden Spionageaffäre bleibt Maximilian Krah bislang Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl. © [M] ZEIT ONLINE Foto:Michael Kappeler/​dpa

Donaueschingen, mitten im Schwarzwald, ist insbesondere bekannt für zwei Dinge: Zum einen hat Mozart hier mal ein paar Tage verbracht und wäre 1786 beinahe fürstlicher Hofkompositeur geworden. Zum anderen kann man die Quelle der Donau im Schlosspark besichtigen. Von hier aus schlängelt sich der zweitlängste Fluss Europas gen Osten, durch mehrere Länder bis zum Schwarzen Meer. Dort, an den ukrainischen Donauhäfen, fliegen immer wieder Bomben, abgeworfen im Namen Wladimir Putins. Während an der Mündung gekämpft wird, geht es an der Donauquelle friedlich zu. Und doch spielen Putin und sein Russland an diesem sonnensatten Frühlingssamstag auch in Donaueschingen eine große Rolle. Die AfD ist in der Stadt.

Die krisengeschüttelte Partei hat zum Europawahlkampf-Auftakt in die Donauhallen geladen: einen gläsernen, aber dunklen Kasten, dessen Veranstaltungsräume nach klassischen Komponisten benannt sind. Vor dem Eingang stehen etwa 600 Gegendemonstrierende, auf ihren Transparenten steht "Alternative für Diktatoren" oder "Remigriert euch ins Knie". Am Himmel kreist ein Polizeihubschrauber, am Boden wachen Hundertschaften und Reiterstaffel. Für die AfD gekommen sind die beiden Bundesvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla. Mitgebracht haben sie den Bundestagsabgeordneten Marc Jongen, Parteiphilosoph, Chefideologe und Autor des Buches Das Wesen spiritueller Erkenntnis. Nicht mitgebracht haben sie: Maximilian Krah, ihren Spitzenkandidaten für die Europawahl.

"Das Ganze ist eine einzige Katastrophe"

Gerade wegen Krahs Kontakten nach Russland und nach China befindet sich die AfD in einem bedenklichen Zustand. Krahs engster Mitarbeiter Jian G., ein "ethnischer Chinese", wie Krah ihn nennt, sitzt seit dieser Woche wegen Spionageverdachts in Untersuchungshaft. Gegen Krah selbst hat die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft zwei Vorermittlungsverfahren wegen möglicher Zahlungen aus dem Ausland eingeleitet.

Auch die Nummer zwei auf der Europawahlliste ist für die Partei kontaminiert. Petr Bystron steht im Verdacht, Zahlungen aus russischen Quellen erhalten zu haben. Bystron und Krah bestreiten die Vorwürfe. Am Freitagabend, einen Abend vor dem Auftakt, berichtet der Spiegel: Der Kreml soll der AfD ein Manifest zur Zukunft Deutschlands diktiert haben, und der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke soll Teile davon wortgleich in einer Rede verwendet haben. Die Frage ist nun: Wie will die AfD jetzt Wahlkampf machen, wofür will sie überhaupt werben?

Vereinzelte Rufe aus der Partei, Krah sofort abzuberufen, ignorierte die Führung bislang erfolgreich. Doch viele Parteimitglieder geben an, dass sie das nicht überzeuge. Die Wut ist gewaltig. Patrioten, die sich nun Landesverräter schimpfen lassen müssen? Das geht vielen zu weit. Es gelte die Unschuldsvermutung, sagte Chrupalla in einem TV-Talk. Wirklich überzeugt davon wirkte er dabei nicht. Aus einem Landesverband heißt es: "Das Ganze ist eine einzige Katastrophe." Man hätte die Parteispitze ausdrücklich vor Krah gewarnt. Krah denke nur an Krah. Geld, Glamour, Geltung. Das habe doch eigentlich jeder gewusst. 

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