Vorfall in Ingolstadt: Chrupalla erhebt schwere Vorwürfe gegen ZDF

7 Feb 2024
Chrupalla

AfD-Chef Tino Chrupalla, Journalistin Franziska Klemenz, CDU-Politiker Claus Ruhe Madsen und Görlitzer Bestseller-Autor Lukas Rietzschel - in dieser Runde wollte Markus Lanz eigentlich den Schwerpunkt Wirtschaftspolitik diskutieren. Doch daraus wurde zunächst nichts. 

Direkt zu Beginn kam Lanz jedoch auf die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Jugendorganisation der AfD zu sprechen, Journalistin Klemenz erinnerte an rechtsextreme Entgleisungen von AfD-Mitgliedern der letzten Jahre, zudem sprach Lanz noch kurz das Thema Wannsee und Remigration an. Chrupalla antwortete mit den üblichen Sätzen, die AfD bekenne sich klar zur Freiheitlich Demokratischen Grundordnung und sagte an mehreren Stellen, dass er einzelne Aussagen "so nicht unterschreiben" würde.

"...weil Sie Deutschland hassen!"

Anschließend griff Lanz die Bundestags-Rede von Alice Weidel auf und erklärte, ihm sei "ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen", als Weidel gerufen hatte: "Sie richten es (Deutschland) zugrunde, und ich weiß auch, warum …weil Sie Ihr eigenes Land, weil Sie Deutschland hassen!" Chrupalla erinnerte im Gegenzug an Aussagen wie "ein Haufen Scheisse" von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, das von Markus Söder benutze Wort "parasitär" oder auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der kürzlich von "Rattenfängern" gesprochen hatte.

Als Lanz nachhakte, ob Chrupalla der derzeitigen Bundesregierung ebenfalls einen Hass auf Deutschland unterstellen würde, sagte der AfD-Chef: "Natürlich kann man sagen und sehen, dass dieses Land aktuell von Politikern regiert wird, die mit Deutschland wenig am Hut haben." Jeder Politiker haben seinen eigenen Stil, und sein Stil sei eben ein anderer als der von Alice Weidel. 

Einig waren sich alle Beteiligten, dass die "Verrohung in der aktuellen politischen Debatte, in dieser aufgeheizten Situation von allen Parteien" (Chrupalla) etwas sei, was man ändern müsse. Sinngemäß, so der Konsens, führe Hass und Gewalt in der Sprache auch zu tatsächlich ausgeübter Gewalt. Hierbei erinnerte Chrupalla auch an den Vorfall in Ingolstadt.

„Jeder Verkehrsunfall wird länger untersucht“

Lanz hakte nach: "Ingolstadt, dieser Angriff auf Sie. Hat Sie das ins Nachdenken gebracht?" Schließlich, so Lanz, habe die AfD eine Mitschuld an der aufgeheizten Stimmung im Land. Zunächst entgegnete Chrupalla, das sei "noch lange keine Rechtfertigung für so einen Angriff." Natürlich mache das "was mit einem" und es "beunruhige" ihn.

Zudem habe ihn "überrascht, (...) wie schnell die Staatsanwaltschaft Ingolstadt das Verfahren eingestellt" habe. Chrupalla: "Jeder Verkehrsunfall wird länger untersucht". Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatte die Ermittlungen Mitte Dezember 2023 nahc rund zehn Wochen eingestellt. Man habe zwar keine "konkreten Hinweise oder Anhaltspunkte" für einen Übergriff mit einer Nadel gefunden, könne aber auch nicht ausschließen, dass Chrupalla von einem Unbekannten verletzt wurde.

Es gebe daher "noch viele Fragen, die geklärt werden müssen." Der AfD-Politiker weiter: "Ich wurde in Ingolstadt bei dem kompletten Aufenthalt vom ZDF gefilmt. Von der ersten Minute an. Und diese Aufnahmen wurden der Staatsanwaltschaft auch zur Verfügung gestellt. Es wurden aber Schnitte vorgenommen und es fehlen Fragmente dieser Übertragung."

ZDF-Chefredaktion bezieht Stellung zu Vorwürfen

Nach Angaben Chrupallas hätten die Ermittlungsbehörden "nachgefragt beim ZDF. Und man hat darauf nicht mehr geantwortet." Das sei "alles aktenkundig, das steht auch so in den Ermittlungsakten." Zudem habe man "Anfragen beim Landesamt für Verfassungsschutz gestellt, ob es weitere Hinweise gebe".

Das ZDF bezog noch in der Nacht zu Mittwoch Stellung zu den Vorwürfen. Wörtlich hieß es: "Dazu stellt die Chefredaktion des ZDF fest: Entgegen der Behauptung von Herrn Chrupalla hat das ZDF das gesamte Material ungeschnitten der Staatsanwaltschaft übergeben."

Er fände es jedenfalls "schön", so Chrupalla weiter, wenn es "bei den ganzen Anschlägen auf meine Person, auf mein Hab und Gut, was meine Autos angeht, wenn es dort mal Ermittlungsergebnisse gäbe". Es würde ihn nachdenklich machen, ob man "da nicht vielleicht nachlässiger ist."

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