GA-Krimikritik: Der Tatort aus Köln Max ist verliebt

Viel persönlicher könnte ein Fall nicht sein. Ballauf liebt – und wer Ballauf kennt, weiß, dass das nicht gut gehen wird. Der Krimi rettet sich des öfteren vor dem Totalabsturz – tänzelt aber die meiste Zeit an der Grenze zu ebendiesem, findet GA-Krimikritiker Daniel Schauff.

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in Love: Seit einiger Zeit ist er mit Nicola Koch (Jenny Schily) liiert - eine Szene aus „Diesmal ist es anders“.

Foto: dpa/Martin Valentin Menke

Max ist verliebt. Wie schön für ihn. Nur leider kennt ihn der Tatort-Zuschauer schon so gut – einschließlich all derer, die an der Figur Ballauf (Klaus J. Behrendt) herumgeschrieben haben –, dass man weiß, nicht nur befürchtet, sondern sicher weiß, dass das nicht gut gehen kann.

Ballauf kennt sich offenbar auch selbst ganz gut, sodass auch er weiß, dass das nicht gut gehen wird. Also zweifelt er, laut in Gedanken, unterhält sich in ebendiesen mit seiner großen Liebe, die aber – Überraschung – Dreck am Stecken hat oder zumindest weiß, dass jemand anders ebendiesem an ebenjenem hat.

Jetzt tut der Tatort so, als sei Ballauf nach der Tragik des Balkonsturzes im Altbauviertel noch in der Lage, mitzuermitteln. Humbug ist das natürlich, aber nötig für die Handlung. Die soll ja schließlich mitreißen, tut sie sogar in ein paar kurzen Momenten. In allen übrigen Momenten klettern Ballauf und Schenk (Dietmar Bär) durch das verwinkelte Konstrukt, durch das sich dieser vermeintlich hochemotionale Krimi windet. Das ist anstrengend, nicht, weil man Not hätte, der Story zu folgen. Vielmehr, weil man sich arg zwingen muss, überhaupt noch zu versuchen, ihr zu folgen (Buch: Wolfgang Stauch, Regie: Torsten C. Fischer). Tut man das, wird man mit ein paar feinen Schauspielaugenblicken belohnt. Die liegen, wie gewohnt, vor allem in den Bär’schen Händen. Aber auch Behrendt macht sich gut als fast kopflos Verliebter, dessen Polizistenherz dann doch noch ein bisschen lauter schlägt als das des von Amors Pfeil Getroffenen.

Richtig gut: Wambier

Ein kleines Juwel: Wambier, Wampe mit Bier, bürgerlich: Christian Schröder (Robert Nickisch), der am Nachbarfenster spannt und quasi aus Versehen die Untat aufs Bild bannt – und ins Netz. Der hätte ruhig ein paar Momente mehr bekommen können, aber immerhin: Er trägt aus eigenen Stücken zur Aufklärung des Falls bei. Das macht ihn glatt sympathisch, den fiesen Kerl, der sich, warum auch immer, eine Wohnung in besagtem Altbauviertel leisten kann ...

Der neue Kölner Tatort hatte viele Gelegenheiten, ganz tief ins Lächerliche und Unnötige zu stürzen – das passiert immer, wenn man des Ermittlers nackten Podex zu sehen bekommt. Er rettet sich aber auch immer wieder vor dem ungebremsten Fall, weil man dann doch ein bisschen mitfiebern will, weil man die beiden Ermittler halt so gut kennt. Und weil es sich allein für die zwei Szenen lohnt, in denen Freddy Max tröstet. Das ist wahre Liebe.