Marktbericht DAX kriegt noch die Kurve

8 Jan 2024
DAX

marktbericht

Leitindex dreht ins Plus DAX kriegt noch die Kurve

Stand: 08.01.2024 18:24 Uhr

Nach wechselvollem Handel hat der DAX zum Wochenstart zugelegt. Trotzdem fehlt der Börse wegen der Unsicherheit über die Zinspolitik vor allem der US-Notenbank weiter eine klare Richtung.

Der DAX hat sich nach anfänglich holprigem Kursverlauf am Nachmittag noch gefangen und beendete den Handelstag mit einem Gewinn von 0,74 Prozent auf 16.716 Punkten. Er folgte damit einer ebenso erholten Wall Street und rückte wieder über die Marke von 16.700 Zählern.

Auch der MDAX der mittelgroßen Werte stoppte seinen jüngsten Negativlauf und schloss erstmals nach vier Handelstagen wieder höher. Der Schlussstand lag bei 26.316 Punkten um 0,99 Prozent höher.

Die heutigen Tagesgewinne können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem die Unsicherheit über die weitere Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Anlegern derzeit schwer zu schaffen macht und für ein wechselhaftes Börsengeschehen sorgt. Die mächtigste Notenbank der Welt hatte zuletzt zwar Zinssenkungen signalisiert, Zeit und Umfang bleiben aber unklar. Dabei verwiesen führende Fed-Banker zuletzt auf die Bedeutung der Inflationsbekämpfung.

"Die ungeachtet der Korrektur in der letzten Woche noch immer sehr ausgeprägten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed werden erneut auf die Probe gestellt, wenn die Inflation wieder zulegt", bemerkt Ralf Umlauf von der Helaba.

Zudem startet diese Woche die Berichtssaison in den USA. Am Freitag legen die ersten Unternehmen ihre Zahlen zum vierten Quartal 2023 offen, konkret die Bankhäuser J.P. Morgan, Bank of America und die Citigroup.

Boeing zieht den Dow nach unten

Während sowohl die Technologiebörse Nasdaq als auch der marktbreite S&P-500 ihre Anfangsgewinne ausbauen, bleibt der Leitindex Dow Jones zurück und fällt rund 0,2 Prozent. Dabei belasten besonders die Kursverluste von Indexschwergewicht Boeing. Die Aktie verlor zwischenzeitlich rund neun Prozent nach einem weiteren Zwischenfall mit dem Pannenmodell 737-MAX, hat das Minus mittlerweile aber etwas eingegrenzt.

In der ersten Handelswoche des Jahres hatten die großen US-Indizes allesamt Verluste eingefahren, allen voran der Nasdaq 100 mit einem Wochenminus von 3,1 Prozent. Das Bewertungsniveau sei schon hoch und damit auch die Gefahr von Enttäuschungen in der anlaufenden Berichtssaison, schrieben die Analysten der französischen Bank Exane BNP Paribas. Damit überwögen die Risiken die Chancen.

Euro legt im Sog der steigenden Börsen zu

Am Devisenmarkt hat sich der Euro am Nachmittag aufgerappelt und handelt aktuell bei 1,0974 Dollar rund 0,3 Prozent höher. Dem Handel fehlte es lange Zeit an klaren Impulsen. Es wurden in den USA keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht. Daten aus Deutschland lieferten zum Wochenstart ein gemischtes Bild.

Börsianer sprachen von einer Konsolidierung des Dollar vor wichtigen US-Inflationsdaten für Dezember, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Diese sind von Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank, die ihre Leitzinsen zuletzt nicht weiter angehoben hat. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0946 (Freitag: 1,0921) Dollar fest

Industrie: starkes Exportplus, schwache Neuaufträge

Hierzulande richteten sich die Blicke der Anleger heute zunächst auf Daten aus der Industrie. Diese sendet gemischte Signale. So stiegen die Exporte im November um 3,7 Prozent und damit so stark wie seit Februar 2022 nicht mehr. Zugleich stagnierten die Neuaufträge nahezu, die Umsätze schrumpften sogar.

"Der kräftige Anstieg der Exporte ist ein Paukenschlag, aber wohl kaum ein Befreiungsschlag", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Denn die Auftragsentwicklung signalisiere, dass keine großen Sprünge mehr zu erwarten seien. Der deutsche Außenhandel zog derweil im November gegenüber dem Vormonat unerwartet deutlich an. Doch im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Exporte und die Importe.

Experten äußerten sich unter dem Strich ernüchtert: "Das weltwirtschaftliche Umfeld ist schwach, und das Umfeld für anziehende Investitionen ist ungünstig", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Ölpreise massiv unter Druck

Die Ölpreise verzeichnen deutliche Kursverluste. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostet am späten Nachmittag rund vier Prozent weniger. Fachleute begründeten die Kursverluste damit, dass Saudi-Arabien die offiziellen Verkaufspreise für alle Regionen gesenkt hat. Dies unterstreiche die sich verschlechternden globalen Aussichten für die Ölnachfrage.

Qiagen will 300 Millionen Dollar an Aktionäre ausschütten

Qiagen gehörte zu den größten Gewinnern im DAX mit einem Kursplus von zeitweise mehr als zwei Prozent. Der Diagnostikkonzern hatte am Sonntagabend mitgeteilt, über einen sogenannten synthetischen Aktienrückkauf von Ende Januar an bis zu 300 Millionen Dollar an seine Aktionäre zurückgeben zu wollen. Die Hauptversammlung hatte dafür bereits im Juni 2023 grünes Licht gegeben.

Airbus-Aktie profitiert von Boeing-Debakel

Auch bei Airbus griffen die Anleger zu. Die Titel des Boeing-Rivalen waren mit einem Plus von rund 2,5 Prozent zweitgrößter DAX-Gewinner. Nach einem dramatischen Zwischenfall mit einem herausgebrochenen Kabinen-Teil bei einer brandneuen Boeing 737 Max 9 erteilte die US-Luftfahrtbehörde am Wochenende ein vorübergehendes Flugverbot für einige Maschinen des Typs.

Evotec erhält millionenschwere Meilensteinzahlung

Das Biotechunternehmen Evotec erhält eine sogenannte Meilensteinzahlungen von 25 Millionen Dollar von seinem Partner Bristol Myers Squibb. Evotec habe erhebliche Fortschritte in der Kooperation mit dem US-Konzern gemacht, was die erfolgsabhängige Zahlung ausgelöst habe, teilte die Firma heute mit. Die Kooperation konzentriert sich auf neurodegenerative Erkrankungen und besteht seit 2016, im Mai 2022 war sie um weitere acht Jahre verlängert und erweitert worden.

Vorerst keine Entlastung des Aurubis-Vorstands

Nach dem Ärger rund um Diebstahl- und Betrugsfälle beim Hamburger Kupferkonzern Aurubis sollen Vorstand und Aufsichtsrat auf der anstehenden Hauptversammlung noch nicht entlastet werden. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen vor, die Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder beider Organe zu vertagen, wie aus der am Freitag veröffentlichten Einladung zum Online-Aktionärstreffen am 15. Februar hervorgeht

Watzke-Ära endet beim BVB im Jahr 2025

Hans-Joachim Watzke scheidet im Herbst 2025 aus der Geschäftsführung von Borussia Dortmund aus. Das teilte der börsennotierte Fußball-Bundesligist heute mit. Der Vertrag des 64-Jährigen läuft dann aus, damit endet nach 20 Jahren eine Ära bei dem Revierclub.

Watzke rechnet derweil mit einer baldigen Rückkehr von Jadon Sancho. Allerdings wird der 23 Jahre alte Flügelstürmer von Manchester United nicht mehr ins Trainingslager nach Marbella kommen. Der angestrebte Wechsel Sanchos ziehe sich in die Länge, sei aber wohl nicht problematisch.

EDF treibt Pläne für Fessenheim-Projekt voran

Der französische Stromkonzern EDF treibt Pläne für eine Verwertungsanlage für schwach radioaktiv belasteten Schrott am elsässischen Standort Fessenheim voran. Beim mehrstufigen Verfahren zur Genehmigung soll die Öffentlichkeit auch im benachbarten Deutschland eingebunden werden, teilte eine EDF-Sprecherin auf Anfrage mit. In Deutschland gibt es Bedenken gegen das Industrievorhaben.

CES: Technikmesse in Las Vegas beginnt mit Medientag

Die weltweit wichtigste Technikmesse CES in Las Vegas geht heute mit einem Medientag an den Start. Unter den Unternehmen, die zum Auftakt ihre Neuheiten vorstellen, sind die Elektronikriesen Samsung, LG und Sony sowie der deutsche Bosch-Konzern. Zu den Trends gehört in diesem Jahr der stärkere Einfluss von Software mit Künstlicher Intelligenz, die unter anderem zur Bildverbesserung in Fernsehern verwendet wird.

Apple bringt teure Datenbrille im Februar heraus

Apple wird seine rund 3.500 Dollar teure Datenbrille in den USA Anfang Februar auf den Markt bringen. Die Vorbestellungen sollen am 19. Januar beginnen und der Verkauf am 2. Februar, wie der iPhone-Konzern mitteilte. Wann das Gerät in Europa erhältlich sein wird und wie viel es hier kosten soll, ist bisher unbekannt.

Die Apple Vision Pro soll besser als bisherige Brillen zur Anzeige Virtueller Realität (VR) digitale Inhalte in die reale Umgebung einbetten können. Der Konzern sieht darin auch einen Weg, zum Beispiel seine Facetime-Videotelefonie oder TV-Inhalte ohne einen Bildschirm nutzen zu können.

Aktuell ist auf dem Markt für VR-Brillen der Facebook-Konzern Meta besonders stark. Sein neuestes Modell Quest 3 blendet ebenfalls digitale Inhalte in reale Umgebungen ein, ist aber mit einem Preis von 500 Dollar in den USA deutlich günstiger als das Apple-Gerät. Apple platzierte die Ankündigung in den Medientag der Technik-Messe CES, auf der der Konzern traditionell nicht vertreten ist.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten