Marktbericht Anleger wieder in Kauflaune

8 Apr 2024
DAX

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DAX im Aufwind Anleger wieder in Kauflaune

Stand: 08.04.2024 18:08 Uhr

Aktienanleger haben jüngste US-Zinssorgen hinter sich gelassen und wieder zugegriffen. Der DAX machte Boden gut. Selbst steigende Rentenrenditen trübten die gute Laune der Anleger nicht.

Der DAX hat sich zum Wochenstart wieder erholt und zugelegt. Am Ende des Tages schloss der deutsche Leitindex bei 18.318 Punkten um 0,79 Prozent höher. Das Tagestief am Morgen bei 18.163 Zählern hatte der Index schnell hinter sich gelassen, das Hoch wurde bei 18.326 Punkten markiert.

Damit bleibt es dabei: Rücksetzer werden allen Mahnungen zum Trotz gekauft - auch nach dem jüngsten Kursrutsch im DAX wollen die Anleger offenbar nicht von dieser im Zuge der vergangenen Wochen lieb gewonnenen Handelsstrategie abweichen. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 0,82 Prozent auf 27.136 Punkte.

Markttechnische Entspannung

Aus technischer Perspektive ist heute vor allem die Rückeroberung des Tiefs vom vergangenen Dienstag bei 18.276 Punkten positiv zu werten. Damit ist die Gefahr einer unmittelbaren Ausweitung der Korrektur fürs Erste gebannt.

US-Zinssorgen treten zurück

Damit trotzte der Markt insbesondere den zuletzt sich verstärkenden US-Zinssorgen. Ungünstige Preisdaten, gleich mehrere Warnungen von Fed-Bankern, dass es so schnell keine Senkungen geben wird, aber auch ein weiter sehr robuster Arbeitsmarkt lässt die Anleger diesseits und jenseits des Atlantik weiterhin kalt.

Robuste Konjunkturdaten böten aber gleichzeitig neue Fantasie auf höhere Unternehmensgewinne, schrieben die Experten von Index-Radar zum Wochenstart. "Wichtig ist nur, dass die Firmen die Erwartungen möglichst übertreffen und damit auch höhere Bewertungen rechtfertigen." Solange dies der Fall sei, könne der Markt auch mit einer zeitlich immer weiter nach hinten verschobenen Zinswende gut leben.

Rentenrenditen steigen

Etwas differenzierter reagieren die Rentenmärkte. Die Verzinsung zehnjähriger US-Staatspapiere stieg bisher in der Spitze bis auf 4,47 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit November vergangenen Jahres. Aktuell liegt die Rendite bei 4,44 Prozent knapp darunter. Die Hoffnung auf baldige sinkende Leitzinsen der US-Notenbank Fed wird also gedämpft. Auch zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 2,44 Prozent wieder höher.

Prescht die EZB vor ?

In der laufenden Woche erwarten die Investoren von der Europäischen Zentralbank Hinweise auf erste Zinssenkungen im Juni. In den USA haben sich die Erwartungen weiter nach hinten verschoben, nachdem zuletzt ebenfalls der Juni favorisiert wurde. Experten verweisen in diesem Zusammenhang aber darauf, dass die EZB bisher eher nicht der Federal Reserve (Fed) vorausgeeilt ist - somit könnte sich die Zinswende auch in Europa verschieben, obwohl die Datenlage eindeutiger für Senkungen spricht. Insbesondere die Inflation in der Eurozone war zuletzt auf 2,2 Prozent gefallen und damit nahe an den Zielwert der EZB von 2,0 Prozent herangerückt.

"Aber es kommt so gut wie nicht vor, dass die EZB der Fed vorausläuft", gibt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest zu bedenken. "Solange die Leitzinssenkung der Fed im Juni wackelt, tut die EZB gut daran, ihre Entschlossenheit bezüglich einer eigenen Zinssenkung im Juni zurückzustellen."

Wall Street nur mit halber Kraft

An der Wall Street agieren die Anleger vorsichtiger als in Europa. Der Leitindex Dow Jones steigt leicht um 0,1 Prozent, die Nasdaq und der marktbreite S&P 500-Index legen moderat zwischen 0,2 und 0,3 Prozent zu. Insbesondere die steigenden Rentenrenditen dämpfen den Tatendrang der Anleger. Damit geht die Zins-Hängepartie an der New Yorker Börse vorerst in eine neue Woche - wenn auch auf hohem Niveau.

Banken eröffnen die Berichtssaison

Schon am Freitag beginnt die neue Berichtssaison für das erste Quartal, traditionell mit ersten Zahlen aus dem Bankensektor. Unter anderem mit Platzhirsch JP Morgan aus dem Dow Jones, dessen Aktie auf Rekordhoch steht und die binnen eines Jahres um rund 55 Prozent gestiegen ist. Gerade den Geldhäusern kommen die hohen Zinsen tendenziell zugute, zudem ist die US-Konjunktur stabil, was für geringere Kreditausfälle spricht. Faktoren, die Ergebnisse der Banken stützen dürften. Auch Citigroup und Wells Fargo präsentieren ihre Ergebnisse.

Euro stabil über 1,08 Dollar- Konjunkturdaten stützen

Der Euro notiert zum Wochenstart stabil über der Marke von 1,08 Dollar. Am späten Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung im europäischen Handel 1,0852 Dollar und damit etwas mehr als am späten Freitagabend. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0823 (Freitag: 1,0841) Dollar fest

Im Februar hatten schwache Geschäfte in der EU die deutsche Exportbilanz belastet. Der Wert der gesamten Warenausfuhren sank um 2,0 Prozent gegenüber Januar. Gute Nachrichten kamen hingegen von der Industrieproduktion, die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Konjunkturflaute in Deutschland weckte. Diese ist im Februar mit 2,1 Prozent den zweiten Monat in Folge spürbar gestiegen. Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion damit überraschend so stark gesteigert wie seit über einem Jahr nicht mehr.

"So sehr die heutigen Industriedaten Balsam für die deutsche Wirtschaft sind, so ist dies noch nicht der Beginn einer deutlichen Erholung", warnten zugleich die Analysten der ING Bank. Weitere Erleichterungen für die deutsche Industrie seien jedoch von den erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB), niedrigeren Gas- und Strompreisen sowie der Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft zu erwarten.

Gold mit Rekordhoch

Die Rekordrally am Goldmarkt setzt sich derweil fort: 2.354 Dollar wurden heute für die Feinunze Gold in der Spitze gezahlt, aktuell sind es 2.328 Dollar. "Geopolitische und Geldpolitische Unsicherheiten, stetige Zukäufe von Zentralbanken und die technische Ausgangslage stützen den Trend", erklärt IG-Analyst Salah-Eddine Bouhmidi.

Öl wieder etwas billiger

Die Ölpreise sind mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Nachmittag 0,7 Prozent weniger, die US-Sorte WTI ist gut 0,5 Prozent billiger.

Marktbeobachter sprechen von einer technischen Gegenbewegung nach dem jüngsten starken Anstieg der Ölpreise. Zudem sorgt auch die Hoffnung auf eine Entspannung der Lage in Nahost kurzfristig für Erleichterung am Ölmarkt. Israel hat nach eigenen Angaben viele seiner Soldaten aus dem Süden des Gazastreifens abgezogen.

Zalando nach Hochstufung an DAX-Spitze

Im DAX war die Zalando-Aktie mit einem Plus von über sieben Prozent der größte Kursgewinner. Die Experten der US-Großbank Citigroup haben die Aktie des Online-Modehändlers auf "Buy" nach zuvor "Neutral" hochgestuft. Das Kursziel wurde auf 32,00 Euro von 20,50 Euro angehoben. Der Umsatz des Unternehmens dürfte in den nächsten Monaten wieder wachsen, hieß es zur Begründung.

Bayer nach neuem Glyphosat-Urteil unter Druck

Gegen den positiven Markttrend fällt die Bayer-Aktie um rund 0,4 Prozent. Zwar hat US-Richter Daniel Green in einem Rechtsstreit um das Unkrautvernichtungsmittel Roundup (Glyphosat) den Schadenersatz von 1,5 Milliarden US-Dollar auf 600 Millionen Dollar gesenkt. Ein Händler wertete die Summe aber als "trotzdem noch hoch".

Wacker Chemie gefragt

Im MDAX gehört die Aktie von Wacker Chemie zu den größten Gewinnern. Zuletzt lag sie rund drei Prozent im Plus. Eine positive Bewertung der US-Großbank Citigroup treibt den Kurs des Münchner Spezialchemiekonzerns. Citigroup stufte die Aktie auf "Buy" nach zuvor "Sell" hoch und hob das Kursziel auf 130 von 95 Euro an. Hintergrund ist unter anderem der wachsende Anteil des Unternehmens am boomenden Markt für Halbleiter-Grundstoffe.

Lufthansa gefragt - Tarifeinigungen in Sicht

Die Hoffnung auf ein Sommergeschäft ohne Streiks trieb die Aktien der Lufthansa. Sie stiegen im MDAX rund 3,0 Prozent und stehen damit wieder über der Marke von sieben Euro.

So wurden Streiks erheblich weniger wahrscheinlich, weil die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber einen Schlichterspruch angenommen haben, mit dem der Tarifkonflikt bei den rund 25 000 Luftsicherheitskräften beigelegt werden kann. Noch steht die Einigung allerdings unter dem Vorbehalt einer Zustimmung der jeweiligen Gremien.

Die Annahme gilt aber als wahrscheinlich, weil bereits die Schlichtungsempfehlung einstimmig angenommen wurde. Zudem verliefen bei der Lufthansa Verhandlungen mit der Gewerkschaft Ufo jüngsten Angaben zufolge konstruktiv. Auch Ufo hatte bereits einen Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals organisiert.

TUI-Aktienkurs steigt bei Rückkehr nach Frankfurt

Die Aktien des weltgrößten Reisekonzerns TUI sind heute mit ihrer Hauptnotiz an die Börse in Frankfurt zurückgekehrt. Dort stiegen die Papiere im mittäglichen Xetra-Handel um über drei Prozent auf den höchsten Stand seit über einem Jahr. Nach fast zehn Jahren in London soll die Rückkehr nach Frankfurt nun den Einzug in den MDax ermöglichen. Bereits im Juni rechnet der Konzern mit einer Aufnahme in den Index.

Neues Problem bei einer Boeing 737

Ein Boeing-Jet vom Typ 737-800 musste am Sonntag in der Luft umkehren, nachdem die Besatzung berichtet hatte, dass sich die Verkleidung eines Triebwerks während des Starts gelöst und eine Flügelklappe getroffen hatte. Die Maschine der Southwest Airlines sei nach dem Vorfall sicher zum Internationalen Flughafen von Denver zurückgekehrt, erklärte die US-Flugaufsicht FAA. Der Vorfall werde nun untersucht.

Musk: Tesla stellt Robotaxi am 8. August vor

Tesla will sein seit Langem in Aussicht gestelltes Robotaxi am 8. August vorstellen. Firmenchef Elon Musk kündigte die Präsentation am Freitag auf seiner Online-Plattform X an. Weitere Details gab es zunächst nicht. Das autonome Fahrzeug soll nach früheren Angaben auf einer neuen technischen Plattform basieren, die die Produktion effizienter und kostengünstiger machen soll. Die Aktie legt an der Nasdaq deutlich fast fünf Prozent zu.

Meta lässt mehr KI-Inhalte mit Warnhinweisen zu

Der Facebook-Konzern Meta wird mehr von Künstlicher Intelligenz erzeugte oder manipulierte Fotos und Videos mit Warnhinweisen auf seinen Plattformen lassen, statt sie zu löschen. Meta will entsprechende Inhalte mit der Kennzeichnung "Made with AI" versehen. Die neuen Regeln sollen für Facebook, Instagram und den Kurznachrichtendienst Threads gelten.

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