Friedenspreis: Salman Rushdie und der Preis der Freiheit

Salman Rushdie

Versehrt, aber am Leben: Salman Rushdie hat durch ein Attentat im August 2022 ein Auge verloren. Bild: SalmanRushdie/Twitter

Was sich die Schwedische Akademie, die alljährlich den Nobelpreis verleiht, bislang nicht traute: Der diesjährige Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht an Salman Rushdie – eine brillante und mutige Wahl.

„Wie kommt das Neue in die Welt?“, fragen gleich zu Beginn die „Satanischen Verse“, und weiter: „Wie überlebt es, extrem und gefährlich, wie es ist?“ Dass Literatur die Welt verändern kann, weil sie Wahrheiten zu formulieren imstande ist, die extrem und gefährlich sein können, wissen wir nicht erst seit den „Satanischen Versen“. Aber ihr Verfasser, Salman Rushdie, steht als Schriftsteller unserer Gegenwart dafür ein wie kaum ein anderer.

Die 1989 verhängte Todes-Fatwa des iranischen Revolutionsführers Khomeini zwang den indisch-britischen Autor nicht nur dazu, im Untergrund zu leben. Auch Mitstreiter wie sein japanischer Übersetzer zahlten mit dem Leben dafür, sich diesem Werk verschrieben zu haben; andere wurden Opfer von Anschlägen wie sein italienischer Übersetzer und sein norwegischer Verleger. Und gerade als Rushdie glaubte, die Gefahr sei nach mehr als dreißig Jahren gebannt, wurde er im August 2022 von einem schiitischen Fanatiker mit dem Messer überfallen.

Sein Lebensthema verfolgt er furchtlos und entschlossen

Rushdie überlebte. Dass er jetzt als „einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache“ mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird, kann gar nicht wichtig genug genommen werden. Weil er, ein Romancier von Rang, dessen mannigfaltiges Œuvre bis zum jüngst erschienenen Roman „Victory City“ staunen lässt, sein Lebensthema, den Kampf für Meinungsfreiheit und gegen Fanatismus, bis heute so furchtlos wie entschlossen verfolgt.

Die Friedenspreisjury hat eine brillante Wahl getroffen. Und Mut bewiesen. Dass sich die Schwedische Akademie bislang nicht getraut hat, Salman Rushdie den Nobelpreis zu verleihen, ist skandalös. 2015 war Rushdie schon einmal zur Buchmesse in Frankfurt. Meinungsfreiheit sei ein Menschenrecht, hatte er damals gesagt, woraufhin Iran die Buchmesse boykottierte. Dass die Paulskirche, in der traditionell am Buchmesse-Sonntag der Preis verliehen wird, bis auf den letzten Platz besetzt sein wird, das ist ihm und uns zu wünschen – als Würdigung eines Autors und als Zeichen für Freiheit und gegen die Angst.

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