Rushdies Friedenspreisrede: Wäre der Frieden ein Preis

Salman Rushdie

Salman Rushdie an diesem Sonntagmorgen in der Frankfurter Paulskirche Bild: Reuters

Wir sollten machen, was wir schon immer tun mussten: auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann. Die Dankesrede zum Friedenspreis.

Lassen Sie mich damit anfangen, dass ich Ihnen eine Geschichte erzähle. Es waren einmal zwei Schakale, Karataka, was sich mit „Vorsicht“ übersetzen lässt, und Damanaka, was „Wagemut“ bedeutet. Sie gehörten der zweiten Riege der Gefolgschaft des Löwenkönigs Pingalaka an, waren aber ehrgeizig und gerissen.

Eines Tages erschreckte den Löwenkönig ein lautes Brüllen im Wald, doch die Schakale wussten, dass da nur ein entlaufener Bulle brüllte, also nichts, wovor sich ein Löwe fürchten musste. Sie suchten den Bullen und überredeten ihn, sie zum König zu begleiten und ihm die Freundschaft anzubieten. Der Bulle fürchtete sich vor dem Löwen, war aber einverstanden, und so wurden der Löwe und der Bulle Freunde, und die Schakale wurden vom dankbaren Monarchen in die erste Riege befördert.

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