Salman Rushdie auf der Messe: Vor dem Friedenspreis

Das Buch über das auf ihn verübte Attentat hat er vor zehn Tagen beendet. „Es wäre absurd gewesen, über etwas anderes zu schreiben“, sagt Salman Rushdie im Kongresszentrum der Messe Frankfurt.

Am Sonntag erhält er zum Abschluss der Buchmesse in der Paulskirche den Friedenspreis: „Es bedeutet mir viel.“ Wer etwas mit Büchern zu tun habe, kenne die Auszeichnung.

Seit dem Anschlag im August 2022 hat er sich nur wenig öffentlich gezeigt: „Es war natürlich ein schwieriges Jahr. Aber ich freue mich, wieder einigermaßen bei Gesundheit zu sein.“

Die Welt hingegen sei in eher schlechtem Zustand. Aber er bleibe Optimist: „Das Schreiben ist eine Art Optimismus.“ Er spricht über Koranverbrennungen in Schweden: „Sie werden nicht überrascht sein, dass ich kein Fan des Verbrennens von Büchern bin.“ Und über junge Schriftsteller, die sich inmitten zahlreicher Debatten über Identität und kulturelle Aneignung fragen, worüber sie noch schreiben dürfen: „Der Punkt ist, dass man eine Welt erfindet, die nicht ist wie man selbst.“

Er möge keine Bücher, die im sagten, was er denken solle: „Ich mag Bücher, die mich zum Nachdenken bringen.“

Die Verschiebung der Überreichung des LiBeraturpreises an Adania Shibli durch den mit der Buchmesse eng verbundenen Verein LitProm bedauert er: „Ich habe viel Sympathie für ihre Lage.“ Die palästinensische Autorin hatte den in Frankfurt seit 1987 zur Buchmessenzeit vergebenen Preis für ihren Roman „Eine Nebensache“ erhalten sollen, dem Kritiker nach dem Bekanntwerden der Entscheidung der Jury im Sommer antisemitische Stereotype vorwarfen. Rushdie sagte, er hoffe, hinter der Rede von einer Verschiebung verstecke sich kein „Euphemismus“.

Aber das ist eher Solidarität unter Schriftstellern. Das Schönste, was man über die Literatur sagen könne, sei, dass sie nutzlos sei, sagt Rushdie. Welchen Nutzen hätten schon „Alice im Wunderland“ und der „Herr der Ringe“?

In Frankfurt gefalle es ihm, sagt er noch: „Ich habe eine sehr schöne Zeit hier. Ich verbringe sie ausschließlich mit Journalisten.“ Er lacht und fügt hinzu: „Ich freue mich auf die Kirche am Sonntag. Und das ist auch etwas, das Sie mich noch nie haben sagen hören.“

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