Gerhard Schröder wird 80. In TV-Doku äußert er sich zu Putin und ...

3 Apr 2024
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Stand: 03.04.2024, 13:02 Uhr

Von: Fabian Hartmann

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Bis zuletzt ist er für seine Beziehungen zu Wladimir Putin kritisiert worden. Nun gewährt eine ARD-Dokumentation Einblicke in Leben und Positionen des Altkanzlers.

Hannover – Wie kaum ein anderer deutscher Politiker polarisiert Gerhard Schröder scheinbar schon seit jeher. Und das bis heute, fast 20 Jahre nach Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler. Dabei stand Schröder nicht selten in der Kritik – bis zuletzt auch wegen seiner freundschaftlichen Beziehungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin und seiner Tätigkeit bei der Nord Stream 2 AG, der er immer noch nachgeht.

Am Sonntag nun feiert Schröder seinen 80. Geburtstag. Den nimmt die ARD zum Anlass, dem Altkanzler eine kritische Dokumentation zu widmen. In „Außer Dienst? – Die Gerhard Schröder Story“, gewährt der ehemalige SPD-Politiker Einblicke in sein Privatleben als Ruheständler. Und äußert sich teils scharf zur gegenwärtigen politischen Weltlage sowie aktuellen Akteuren der politischen Landschaft in Deutschland. 

Altkanzler Schröder zeigt sich auf dem Golfplatz – und befürchtete „negative Einschläge“ der Dokumentation

Es ist ein sonniger Tag, an dem das NDR-Team um Filmemacher Lucas Stratmann Altkanzler Schröder und Ehefrau So-yeon Schröder-Kim auf einem Golfplatz bei Hannover zu den Dreharbeiten trifft. Schröder räumt ein, infolge der ARD-Anfrage für eine Dokumentation befürchtet zu haben, sie könnte ein schlechtes Licht auf ihn werfen –oder zumindest durch „negative Einschläge“ geprägt sein.

Schröders Sorgen dürften berechtigt sein, zumal infolge von Putins Angriffskriegs auf die Ukraine immer kritischere Stimmen an Schröder, seiner Rolle in der russischen Energiewirtschaft und seiner Haltung zu Wladimir Putin laut wurden – auch aus den eigenen Reihen. 

So erklärte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), er wäre froh, wenn Schröder seine Tätigkeiten endlich aufgeben würde. Die SPD Hannover leitete sogar ein Verfahren für einen Parteiausschluss Schröders ein, das allerdings scheiterte. Und auch der Deutsche Fußall Bund (DFB) entzog dem Altkanzler seine Ehrenmitgliedschaft. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) legte Schröfer einen Austritt aus der SPD nahe. Zu guter Letzt wurden die Mittel zum Erhalt von Schröders Büro im Bundestag gestrichen.  

Schröder fühlt sich nicht isoliert – einzelne kritische Stimmen in der Partei seien „unbedeutend“

Ob er sich angesichts dieser Geschehnisse isoliert fühle, fragt Filmemacher Lucas Stratmann den Altkanzler. „Nein, das kann ich überhaupt nicht sagen – ganz im Gegenteil“, entgegnet Schröder. Vielleicht gebe es in der SPD einige Funktionäre, so wie Herrn Kühnert, räumt der Altkanzler ein. Sie seien „aber nicht bedeutend“. 

Und zur Frage, wie er dazu stehe, dass die SPD-Bundestagsfraktion ihm Geld und Personal für sein Bundestagsbüro gestrichen hat? „Was soll man dazu sagen? Das sind eben armselige Leute. Das stört mich nicht wirklich“, erklärt der Altkanzler. 

Am 07. April wird der Altkanzler 80. Die ARD hat ihm nun eine einstündige Dokumentation gewidmet. In ihr zeigt sich Schröder privat, äußert sich aber auch zu seinen Beziehungen zu Wladimir Putin und aktuellen politischen Akteuren in Deutschland.

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (1998 - 2005) © IMAGO/Rainer Droese

Und teilt sogleich gegen seine ehemalige Partei aus. Vielleicht wäre man gut beraten, sich seitens der SPD aktuell eher die Frage zu stellen, „warum man in aktuellen Umfragen hinter der AFD zurückliegt“. Das sei eine zentrale Frage, und nicht, wie es um seine Mitgliedschaft in der SPD steht. „Damit müsste sich eigentlich eine selbstbewusste und eine ihre Aufgaben erfüllende Führung beschäftigen“, fügt Schröder hinzu.

Schröder äußer sich auch zum Besuch Wladimir Putins 2022

Vor allem Schröders Besuch von Russlands Präsident Putin im März 2022 sorgte für herbe Kritik am ohnehin schon umstrittenen Altkanzler. Schröder sei von der Ukraine gebeten worden, als Vermittler in Gesprächen mit Putin zu agieren, da der Ex-Kanzler immer noch als Vertrauensmann des russischen Präsidenten gelte, betont er in der Dokumentation.

Zunächst habe er hierzu mit seiner Ehefrau den ukrainischen Außenminister Rustem Umjerow in Istanbul getroffen. Anschließend ging es weiter nach Moskau. Ob dieser Besuch gemeinsam mit der Bundesregierung abgestimmt worden sei, fragt Stratmann. „Nein nein, überhaupt nicht. Das haben wir alleine gemacht. Es gab ja keinen Grund, anzurufen und zu fragen, ob ich darf oder nicht, erklärt Schröder mit einem Schmunzeln.

Ein Unterfangen, das nicht nur in den Reihen der SPD für geschlossene Ablehnung sorgte. Auch der CDU-Politiker und frühere Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz etwa, bezeichnet Schröder für seinen Besuch bei Putin als „Bundeskanzler der Schande“ : Er mache sich „sehenden Auges nochmals gemein mit dem russischen Kriegsverbrecher“. Und selbst die New York Times bezeichnete Schröder damals als „Putins Mann in Deutschland“.

Schröder zu Putin-Gespräch: „Habe deutlich gemacht, dass ich es für einen historischen Fehler halte“

Gemeinsam mit Ehefrau Schröder-Kim und Interviewpartner Stratmann an einem Tisch, geht der Altkanzler auch darauf ein, was er dem russischen Präsidenten in ihrem Gespräch zu vermitteln versuchte. „Natürlich habe ich deutlich gemacht, dass ich das für falsch halte, dass ich es für einen historischen Fehler halte“, erklärt Schröder.

Ob er Russlands Präsident auch gefragt habe, warum er den Ukraine-Krieg begonnen hat, fragt Stratmann weiter. Eine Frage, die der Altkanzler lachend mit den Worten quittiert: „Hören Sie, wir machen hier doch keine Märchen. So führt man doch keine Verhandlungen auf der Ebene.“

Die NDR-Dokumentation „Außer Dienst? – Die Gerhard Schröder Story“ kann ab jetzt in der ARD-Mediathek angesehen werden. Außerdem wird sie am Montag, den 15. April 2024 (22 Uhr) im NDR ausgestrahlt. (fh)

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