Erdoğan-Besuch: "Hätte Deutschland einen wie Erdoğan, würdet ihr ...

17 Nov 2023

Israel sei ein Terrorstaat, sagt der türkische Präsident. Seitdem berichten Deutschtürken von mehr Diskriminierung. Aber wie stehen sie selbst zum Krieg in Nahost?

Erdogan - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

17. November 2023, 14:13 Uhr 29 Kommentare

Einer der vielen Juwelierläden auf der Keupstraße in Köln © Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE

Immer wenn Gökhan den Namen Erdoğan ausspricht, verfällt er in einen Flüsterton. Der 30 Jahre alte Consultant sitzt in einem Café an der Kölner Keupstraße, vor sich ein Espresso, an der Wand Schwarz-weiß-Bilder von Istanbul. Gökhan ist ehrenamtlicher Funktionär bei der alevitischen Gemeinde in Deutschland. Und manche Dinge, die er zu sagen hat, sagt man hier wohl besser leise. Auch seinen Nachnamen will er nicht öffentlich nennen.

Gökhan blickt mit Sorge auf den Berlin-Besuch des türkischen Präsidenten. Es mögen seitens der Bundesregierung realpolitische Interessen bestehen, sagt er. Aber einer Person, die Israel wiederholt als "Terrorstaat" bezeichnet, dürfe man in Deutschland in dieser Zeit keine Bühne bieten. Gökhan befürchtet, dass sich die Spannungen innerhalb der türkeistämmigen Community in Deutschland verstärken könnten. Das Bild Israels als Apartheitsstaat und Kolonialmacht sei in weiten Teilen sehr präsent. Erdoğans Worte könnten jene Menschen radikalisieren, die für seine antisemitischen Botschaften empfänglich sind. Und die anderen, die wie Alevit Gökhan ohnehin bereits ganz oben auf Erdoğans Diskriminierungsliste stehen und das Selbstverteidigungsrecht Israels anerkennen, zu Verrätern machen. "Erdoğan wird versuchen, seine Ideologie zu verbreiten. Er will Spaltung in diese Gesellschaft tragen", sagt Gökhan. 

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