Krankheitserreger Candida auris: Resistenter Pilz breitet sich in ...

15 Tage vor
Candida auris

Der erst vor wenigen Jahren entdeckte Pilz und Krankheitserreger Candida auris breitet sich rasch in Deutschland aus. 2023 ist er bundesweit 77-mal nachgewiesen worden – das ist sechsmal häufiger gewesen als in den Vorjahren. Das zeigt eine Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk). Der erst 2009 entdeckte Hefepilz ist von Mensch zu Mensch übertragbar und gegen viele Medikamente immun.

»Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine ›bessere Erfassung‹«, sagt Oliver Kurzai, Leiter des NRZMyk und Professor am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg. Bisher sei dem Referenzzentrum kein Todesfall in Deutschland bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückzuführen ist. Trotzdem sei der Pilz gefährlich, gerade für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.

Laut Kurzai sind neben Blutstrominfektionen (»Pilzsepsis«) insbesondere Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris bedrohlich und schwer zu behandeln – etwa bei Harnwegskathetern, Magensonden oder künstlichen Kniegelenken.

Forscher dringen auf generelle Meldepflicht

Den Anstieg der Fallzahlen in Deutschland hat das Forschungsteam um Alexander M. Aldejohann von der Uni Würzburg im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht. Nur ein Teil dieser Fälle sei im Rahmen der 2023 eingeführten Meldepflicht erfasst worden, da diese nur für bestimmte Infektionen gelte. Ein weiterer Anstieg der Fallzahlen in Deutschland müsse als wahrscheinlich angenommen werden, eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte eine Ausbreitung des Pilzes bremsen. Aldejohann und sein Team raten zudem zu umfassenden Tests auf Candida auris.

Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen. Durch die Luft, wie etwa das Coronavirus, verbreitet sich der Erreger nicht. Gesunden Menschen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er zum Problem werden, vor allem auf Intensivstationen und für bereits geschwächte Menschen. »Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet«, schreiben die Forschenden.

Ausbrüche vor allem in Kliniken

Die Zunahme von Candida auris sei vor allem auf drei Ausbruchsgeschehen zurückzuführen, heißt es. »Der enorme Anstieg 2023 hat uns überrascht. Ausschlaggebend sind hier vor allem auch Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern. Wenn diese nicht frühzeitig erkannt und adäquat bekämpft werden, sind sie später sehr schwer in den Griff zu bekommen«, erklärt Aldejohann.

Der erst 2009 entdeckte Hefepilz Candida auris hat sich rasch international verbreitet. Von Anfang an war der überaus hartnäckige Erreger gegen einige Antimykotika – Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.

Im Oktober 2022 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste von 19 krankheitserregenden Pilzen,  die die öffentliche Gesundheit besonders gefährden. Nur vier der Erreger ordnete die WHO in die höchste Prioritätsstufe ein – darunter auch Candida auris.

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