Sabrina Wittmann: Erste Frau als Cheftrainerin im Profifußball

Inka Grings und Imke Wübbenhorst waren die ersten Trainerinnen in der Männer-Regionalliga. Nun folgt eine dritte Frau, die zum ersten Mal bei einer Männer-Mannschaft in den höchsten vier Ligen an der Seitenlinie steht - allerdings eine Etage höher und zwar im Profifußball: Nach der Entlassung von Michael Köllner übernimmt U19-Trainerin Sabrina Wittmann das Amt beim Drittligisten FC Ingolstadt.

Es ist eine Premiere im deutschen Profifußball und kurz vor dem Saisonendspurt eine Überraschung: Sabrina Wittmann, U19-Trainerin beim FC Ingolstadt, übernimmt bis zum Saisonende die Männer-Mannschaft der Schanzer, die in der dritten Liga auf dem 11. Platz steht. Der Drittligist trennte sich von Cheftrainer Michael Köllner, der die Donaustädter vor einem Jahr übernommen hatte.

An Wittmann’s Seite steht ihr langjähriger Co-Trainer Fabian Reichler. Gemeinsam mit ihm und dem bisherigen Trainerteam um Julian Kolbeck und Maniyel Nergiz, der unter dem damaligen Chefcoach Daniel Scherning Spielanalyst beim VfL Osnabrück war, ist die gebürtige Ingolstädterin interimsweise für die vier verbleibenden Spiele der Profi-Mannschaft verantwortlich. Am Sonntag (19.30 Uhr) wird sie gegen Waldhof Mannheim ihr Debüt in der dritten Liga geben.

Gleichzeitig ist sie im Verein weiterhin für die „Entwicklung Fußball“ zuständig. Am vergangenen Wochenende feierte Wittmann mit dem U19-Nachwuchs der Schanzer, den sie seit der Spielzeit 2021/22 betreut, noch die Vize-Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Bereits seit 2009 ist die 32-Jährige beim FC Ingolstadt in verschiedenen Positionen tätig: Zunächst war sie Coach bei der Audi Schanzer Fußballschule und drei Jahre später für die U15 der Frauenabteilung verantwortlich. Bis 2018 arbeitete sie als Cheftrainerin im Grundlagen- und Aufbaubereich (U10 bis U14).

In der Saison 2018/2019 betreute sie als Co-Trainerin von Roberto Pätzold erstmals die A-Junioren-Bundesliga. Danach agierte die Oberbayerin jeweils ein Jahr im U16- und U17-Nachwuchs des FCI, zeitgleich fungierte sie zudem als Assistenztrainerin der deutschen U16-Juniorinnen-Nationalmannschaft. Nun übernimmt die A-Lizenz-Inhaberin die Drittliga-Profis - bis zum Saisonende ist das erlaubt, weil der FCI die in den Statuten festgeschriebene 15-Tages-Frist in Anspruch nimmt, innerhalb der ein Team übergangsweise auch von Nicht-Inhabern der Fußballlehrer-Lizenz betreut werden darf. Aktuell darf Wittmann langfristig mit ihrer Ausbildung lediglich bis zur Regionalliga und 2. Frauen-Bundesliga arbeiten.

Grings und Wübbenhorst als Vorreiter

Nach Inka Grings (SV Straelen) und Imke Wübbenhorst (Sportfreunde Lotte) ist Wittmann die dritte Trainerin, die eine Mannschaft aus den ersten vier Männer-Ligen federführend betreut. Im November hatte Marie-Louise Eta bei Erstligist Union Berlin als Co-Trainerin gemeinsam mit dem ehemaligen VfL-Chefcoach Marco Grote interimsweise an der Seitenlinie gestanden, bevor die Berliner nach der Entlassung von Urs Fischer als neuen Chefcoach Nenad Bjelica verpflichteten.

Eta und Wübbenhorst haben im Vergleich zu Wittmann sogar den Fußballlehrer-Lehrgang (UEFA Pro-Lizenz) abgeschlossen. Wübbenhorst ist aktuell Cheftrainerin der BSC Young Boys Frauen. In der Schweiz belegte sie mit ihrem Team den vierten Tabellenplatz und qualifizierte sich damit für die Playoffs. Das Viertelfinal-Hinspiel gegen die Frauen von GC Zürich endete 1:1, nun folgt am Wochenende die zweite Partie.

Erfahrungen in Köln, Lotte und Cloppenburg

Vor ihrem Engagement in der Schweiz sammelte sie bei vielen Vereinen Erfahrungen. In der Spielzeit 2021/2022 nahm Wübbenhorst bei Viktoria Köln unter Chefcoach Olaf Janßen für ein Jahr die Position als Co-Trainerin Analyse ein. Davor trainierte sie für acht Monate den derzeitigen Regionalligisten Sportfreunde Lotte, bis das Kapitel im Dezember 2020 beendet wurde. Ende 2018 hatte Wübbenhorst für ein halbes Jahr bereits die Männer-Mannschaft des damaligen Oberligisten BV Cloppenburg übernommen.