TV-Duell vor der Landtagswahl: Voigt und Höcke streiten über ...

11 Apr 2024

Im ersten Fernseh-Duell mit AfD-Beteiligung haben die Thüringer Spitzenkandidaten von CDU und AfD, Mario Voigt und Björn Höcke, unter anderem über Deutschlands Verhältnis zur EU und die Wirtschaft diskutiert. Hitzig wurde es beim Thema Zuwanderung.

TV-Duell Höcke Voigt - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

11.04.2024, 21.16 Uhr

Björn Höcke und Mario Voigt

Foto: Michael Kappeler / dpa

Thüringens CDU-Chef Mario Voigt und AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke haben sich in einem TV-Duell vor allem beim Thema Zuwanderung gestritten. Während auch Voigt die illegale Migration als »Riesenproblem« bezeichnete und als Strategie für Deutschland »null illegale Migration« ausgab, prangerte der rechtsextreme Höcke eine durch Einwanderer gestiegene Gewaltkriminalität an.

Die CDU habe mit ihrer Migrationspolitk fast für einen Kollaps gesorgt, so Höcke weiter. Das »Weltsozialamt Deutschland« müsse geschlossen werden. Für den Fachkräftemangel sollten vor allem Deutsche ohne Berufsabschluss nachqualifiziert werden. Außerdem benötige Deutschland eine »Familienoffensive«.

Voigt hielt dagegen, dass Höcke mit seinen Argumenten höchstens auf einem Parteitag der AfD punkten könne und das Deutschland ausländische Fachkräfte dringend brauche. Seinen Kontrahenten, den er an einer Stelle »Reichskanzler Höcke« nannte, bezeichnete er als »Gift für Deutschland«.

Auch beim Thema Europa wurde es hitzig. Voigt warnte vor den Folgen von Höckes europapolitischen Vorstellungen. Höcke wolle, dass die Europäische Union sterbe, sagte Voigt. »Das wäre eine Katastrophe für Deutschland, das wäre der Abstieg für Deutschland.« Die EU sei nicht perfekt, »aber es ist ein Haus, das uns immer beschützt hat«, sagte er.

TV-Duell Höcke Voigt - Figure 2
Foto DER SPIEGEL

Höcke sagte hingegen, Deutschland müsse raus aus der EU. Der 52-Jährige forderte dagegen einen »lockeren Bund europäischer Staaten«. Höcke kritisierte Bürokratie in der EU und hohe Energiepreise. Die AfD sei auch für einen gemeinsamen Markt und den Schutz der Außengrenzen. »Ansonsten brauchen wir Selbstständigkeit«, sagte er.

Das Moderatorenteam Tatjana Ohm und Jan Philipp Burgard fragte Höcke zu dessen Aussage, das Holocaust-Denkmal in Berlin sei ein »Denkmal der Schande«. Dieser betont, der Holocaust sei eine Schande und ein Zivilisationsbruch. Aber Deutschland müsse eine »positive Identität aufbauen«, sagt Höcke. Die AfD wolle die »Lichtseiten« der deutschen Geschichte in den Fokus der Erinnerungspolitik rücken. Das heiße nicht, dass man »die Schattenseiten, die Schrecken der Nazizeit beispielsweise, hinten runterfallen« lassen wolle.

Fernseh-Duell bei Welt-TV

Foto: Martin U. K. Lengemann / WELT

Das Duell von Voigt und Höcke hatte schon seit Wochen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Kern ging es dabei um die Frage: Führt ein Fernsehduell mit einem Rechtsextremen wie Höcke zu einer Entzauberung des Thüringer AfD-Politikers – oder nützt es ihm am Ende sogar?

Das TV-Duell geht zurück auf einen Streit zwischen Voigt und Höcke auf der Social-Media-Plattform X, vormals Twitter. Der AfD-Politiker hatte sich von Interviewaussagen des Thüringer CDU-Spitzenkandidaten provoziert gefühlt. Höcke drohte Voigt zunächst mit juristischen Schritten und forderte ihn dann zu einer Diskussion zum »Europabegriff« auf. Voigt antwortete: »Wir nehmen gern Ihre wohlstandsgefährdende Anti-Europapolitik Ihrer angeblichen Alternative auseinander.«Anfang März wurde schließlich bekannt, dass es zum Fernsehduell kommt. Der Thüringer AfD-Landesverband wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, Höcke gilt als einer der radikalsten Vertreter seiner Partei. In Thüringen steht die AfD vor der Landtagswahl am 1. September auf Platz eins in den Umfragen.

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