Russland bombardiert Kiew und Charkiw – Luftalarm in der Ukraine

24 Jun 2023

Russischer Angriffskrieg Russland bombardiert Kiew und Charkiw – Luftalarm in der gesamten Ukraine

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Beschädigte Gebäude und Autos nach mutmaßlichen russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew

© Anton Shtuka / AP / DPA

In Russland spitzt sich der Machtkampf zwischen dem Kreml und der Söldnergruppe Wagner weiter zu. Doch auch in der Ukraine ist es unruhig: Die russischen Angriffe gehen weiter. Und Selenskyj kämpft gegen Korruption. Ein Überblick.

Mitten in der Anfangsphase der ukrainischen Gegenoffensive ist ein Machtkampf zwischen russischer Militärführung und der Söldnertruppe Wagner eskaliert. Nach schweren Anschuldigungen des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu und einer Drohung, in der russischen Militärführung aufzuräumen, leiteten russische Strafverfolgungsbehörden am Freitagabend Ermittlungen gegen Prigoschin wegen versuchten bewaffneten Aufstands ein.

Der 61-jährige Prigoschin hatte am Freitagabend die Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben. Dabei drohte er mit Gegenmaßnahmen. "Wer versucht, uns Widerstand zu leisten, den werden wir als Bedrohung betrachten und sofort töten", drohte Prigoschin. Seine Söldner haben mittlerweile wichtige Militärpunkte in der Millionenstadt Rostow besetzt. Dies bestätigte Kreml-Chef Wladimir Putin in einer Rede im russischen Staatsfernsehen. In Moskau wurden unterdessen der Anti-Terror-Notstand ausgerufen und die Sicherheitsvorkehrungen verschäft. (Mehr dazu lesen Sie in unserem Liveblog.)

In der Ukraine waren die Berichte über den internen Machtkampf mit Genugtuung und Spott aufgenommen worden. Die ukrainische Armee schrieb auf Twitter: "Wir schauen zu." Derweil gehen die russischen Angriffe auf das Land weiter. Ein Überblick über die jüngsten Ereignisse:

Selenskyj lobt westliche Hilfe und schimpft auf Korruption

In seiner allabendlichen Videoansprache am Freitag, die noch vor den Ereignissen in Russland veröffentlicht wurde, bezeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Londoner Konferenz für den Wiederaufbau seines Landes als Erfolg. Es gebe langfristige Hilfsprogramme von westlichen Staaten und die Ukraine werde zunehmend als künftiges EU-Land wahrgenommen, lobte er. Zudem sei es auch gelungen, neben staatlichen Akteuren Konzerne zu beteiligen. "Etwa 500 globale, starke Unternehmen sind an Investitionen in der Ukraine interessiert", sagte Selenskyj.

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Luftalarm in der gesamten Ukraine – Explosionen in mehreren Städten

In der Ukraine wurde in der Nacht zum Samstag einmal mehr im ganzen Land Luftalarm ausgelöst. Aus mehreren Städten gab es in der Folge Berichte über Explosionen. Im östlichen Charkiw habe es mindestens drei Einschläge gegeben, unter anderem in eine Gasleitung, woraufhin ein Feuer ausgebrochen sei, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Aus der Hauptstadt Kiew hieß es, Raketenteile seien auf einen Parkplatz in einem zentralen Bezirk gestürzt. Die 16. Etage eines Wohngebäudes neben dem Parkplatz habe zudem Feuer gefangen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Mindestens zwei Menschen seien verletzt worden.

Korrespondenten vom nationalen Rundfunk Suspilne Media berichteten zudem, dass Explosionen auch in den Städten Dnipro und Krementschuk zu hören gewesen seien. Zuletzt hatten sich die Raketen- und Drohnenangriffe vor allem auf die Hauptstadt Kiew gemehrt.

Selenskyj entlässt Militärbeamten wegen Korruptionsverdacht

Selenskyj forderte die Entlassung eines Militärbeamten, der sich zu Kriegszeiten Immobilien in Spanien gekauft haben soll. Einer Mitteilung des Präsidialamts vom Freitag zufolge wurde Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj die "unverzügliche" Anweisung gegeben, den Chef des Kreiswehrersatzamtes Odessa zu entlassen, "über den das ganze Land redet". Am Donnerstag hatte die Internetzeitung Ukrajinska Prawda berichtet, dass Familienmitglieder des Militärbeamten Immobilien für über drei Millionen Euro an der spanischen Küste und Luxusautos gekauft hätten.

Seit knapp 16 Monaten wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab. Seitdem gelten eine Generalmobilmachung und eine Ausreisesperre für Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Viele kaufen sich jedoch bei Musterungsärzten und den Kreiswehrersatzämtern frei oder fliehen gegen Schmiergeldzahlung aus dem Land. Berichten des Geheimdienstes SBU zufolge sollen dafür jeweils mehrere Tausend Euro gezahlt werden. Gemäß der Nichtregierungsorganisation Transparency International gehört die Ukraine zu den korruptesten Ländern Europas.

Bericht: Russland errichtet provisorische Brücke zur besetzten Krim

Nach der Beschädigung der wichtigen Tschonhar-Brücke vom ukrainischen Festland zur Halbinsel Krim durch Kiews Militär soll Russland dort laut Medienberichten einen Ponton-Übergang errichtet haben. Ein solche Schwimmbrücke sei auf den vom US-Unternehmen Planet Labs zur Verfügung gestellten Satellitenfotos erkennbar, berichtete ein ukrainisches Investigativteam von Radio Swoboda, dem ukrainischsprachigen Dienst des US-Auslandssenders Radio Liberty, am Freitag. Die Brücke ist eine von drei Anfahrtsrouten von der russisch besetzten Halbinsel Krim ins nördlicher gelegene und ebenfalls zu Teilen okkupierte Gebiet Cherson. Sie gilt als Teil einer für die Russen wichtigen Nachschubroute, um die eigenen Truppen an der Front zu versorgen.

cl DPA

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