Polizeiruf 110 heute aus Magdeburg: Eine Influencerin ist tot

12 Mai 2024

Sonntagskrimi aus Magdeburg "Polizeiruf 110" über eine Influencerin: Wenig Logik, viel Klischee

Polizeiruf 110 - Figure 1
Foto STERN.de

Im "Polizeiruf 110: Unsterblich" aus Magdeburg steht die Influencerin Aalisha (Hannah Gharib) im Mittelpunkt

© MDR/filmpool fiction/Stefan Erhard

Hass im Netz, Ehrenmord, Narzissmus: Der "Polizeiruf 110: Unsterblich" aus Magdeburg kommt überfrachtet daher. Und stolpert leider über konstruierte Handlungsstränge und viel Klischee.

2 von 5 Punktenüberfrachteter Fall mit unglaubwürdigen Charakteren
Worum geht's?

Aalisha Mansour (Hannah Gharib) ist tot: Die Influencerin ist vom Dach eines Einkaufszentrums in die Tiefe gestürzt. Vieles spricht für einen Selbstmord: Ihre Werbung für ein fragwürdiges Diätmittel hatte einen regelrechten Shitstorm gegen sie ausgelöst. Hat der Hass im Netz Aalisha in den Tod getrieben? Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hat einen anderen Verdacht: Aalishas Bruder hatte das freizügige Auftreten seiner Schwester in den sozialen Medien als Schande empfunden und seinem Unmut auch öffentlich Ausdruck verliehen. Musste Aalisha deshalb sterben? Doch dann sorgt eine unglaubliche Entdeckung dafür, dass alles wieder neu gedacht werden muss.

Warum lohnt sich der "Polizeiruf 110: Unsterblich"?"

Eine berühmte Tote aus der Influencer-Szene, dazu ein volles Kaufhaus mit Gaffern statt Helfern: Der Krimi startet mit Tempo und zieht durch die Tragödie schnell rein. Leider verrennt er sich danach in abstrus konstruierten Motivationen der Hauptfiguren. Ein Moment sticht jedoch heraus, weil er selten in deutschen Krimis vorkommt: Als Kommissarin Brasch merkt, dass sie vorschnell an einen sogenannten Ehrenmord geglaubt hat, werden ihr ihre eigenen Vorurteile bewusst. "Kennen Sie das, wenn man selbst schon so ein Nazi im Kopf ist und das nicht einmal selber merkt?", fragt sie ihre Kollegen. Ein bemerkenswerter Satz, denn beim Thema Rassismus ist Selbstreflektion oft Mangelware. 

Polizeiruf 110 - Figure 2
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Was stört?

Dieser Krimi will zu viel auf einmal: Zu Themen wie Social-Media-Kritik, Rassismus und Narzissmus gesellt sich eine haarsträubende Wendung samt toxischer Beziehung. Das sorgt für zu viele Schauplätze. Hätte der "Polizeiruf 110" sich auf eines der Themen konzentriert, wäre er vielleicht mit weniger Klischees ausgekommen. So bleibt alles oberflächlich.

Die Kommissare und Kommissarinnen?

Brasch ermittelt in diesem Fall fast gänzlich alleine, zu angeschlagen ist ihr Kollege Uwe Lemp (Felix Vörtler) noch. Der Kommissar geht an Krücken und wirkt sichtlich mitgenommen von den Ereignissen. Er hat den brutalen Angriff einer Nachbarin in einem voran gegangenen "Polizeiruf" noch nicht verarbeitet. Seine Kollegin versucht, ihn zu unterstützen.

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Ein- oder ausschalten?

Das Einschalten lohnt sich nicht unbedingt für den Fall, aber für einen Abschied von zwei beliebten Schauspielern: Pablo Grant, der als Kriminalobermeister Günther Márquez seit 2020 im "Polizeiruf 110" zu sehen war, starb überraschend im Februar im Alter von nur 26 Jahren an einer Thrombose. Er wird 2025 ein letztes Mal in dieser Rolle zu sehen sein. Und Hendrik Arnst, der hier einen Bewohner im Seniorenheim spielt, starb im Januar im Alter von 73 Jahren nach kurzer Krankheit.

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