Im zweiten Gang über die Landstraße: Fuhr ein Mann aus Mittweida ...

23 Aug 2023

Erschienen am 23.08.2023

Im zweiten Gang über die Landstraße: Fuhr ein Mann aus Mittweida auch noch ohne Führerschein?

Führerschein - Figure 1
Foto Freie Presse

Einen Führerschein besitzt der angeklagte Mittweidaer seit zwei Jahren nicht mehr. Saß er trotzdem am Steuer? Das musste nun die Richterin am Amtsgericht Döbeln entscheiden. Bild: Ole Spata/dpa/Illustration

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Auf einem Feldweg wollte eine Autofahrerin gesehen haben, wie ein Mittweidaer ohne Führerschein einen auffälligen Transporter fuhr. Vor Gericht wurde eine kuriose Vorgeschichte des Falls deutlich.

Mittweida.

Ein beschmierter weißer Transporter, auf dem der ehemalige Landrat verunglimpft wurde, eine Zeugin, die sich nicht mehr ganz genau erinnern konnte und ein Zeuge, der eine kuriose Vorgeschichte zum Fall erzählte: Nach dem Prozess am Dienstag verließ ein Mittweidaer den Gerichtssaal im Amtsgericht Döbeln - zumindest in diesem Fall - als freier Mann.

Angeklagt war der Mann wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Da er als nicht fahrtauglich eingeschätzt worden war, hatten die Behörden seinen Führerschein vor einiger Zeit vorläufig eingezogen - und das ist er bis heute geblieben. Eine Autofahrerin wollte den Mann allerdings am 5. Januar dieses Jahres am Steuer eines Autos auf einem Landwirtschaftsweg bei Claußnitz gesehen haben und hatte den Fall an die Polizei weitergegeben. So kam es, dass sich der Angeklagte am Dienstagnachmittag vor dem Amtsgericht Döbeln einfand - mal wieder.

"Wir kennen uns zwar, aber ich muss ihre Personalien trotzdem nochmal abfragen", sagte Richterin Anne Mertens. Vor Gericht sollte nun geklärt werden, wer am Steuer des Wagens gesessen hat - und warum der Wagen ein Kennzeichen trug, das tatsächlich dem Angeklagten gehört.

Ein Zeuge schilderte die Geschichte: Er hatte vor seinem Weihnachtsurlaub seinen auffällig Wagen zum Angeklagten gebracht, damit er ihn repariere. "Der hatte ein Problem mit dem Getriebe, es gingen nur der erste und zweite Gang", so der Autobesitzer vor Gericht. So stand der Wagen, der einen auffälligen blauen Schriftzug gehabt hat, mit dem der ehemalige Landrat Mittelsachsens verunglimpft wurde, sowie mit Hakenkreuzen und anderen dubiosen Symbolen bemalt war, gut sichtbar auf dem Grundstück des Angeklagten. Das fiel offenbar auch der Polizei auf, die den Wagen abschleppen ließ, schilderte der Zeuge vor Gericht. Als er aus dem Urlaub wieder kam und sein - repariertes - Auto vom Mittweidaer abholen wollte, war es weg. 

Um das Auto zurückzuholen, so schilderten es Angeklagter und Zeuge, hätten sie sich in ein anderes Auto des Zeugen gesetzt und wären, zusammen mit einem weiteren Kumpel, nach Chemnitz gefahren. Die Zeitfahrkennzeichen des Mittweidaers nahmen sie mit, so erklärten beide, da der beschmierte Wagen abgemeldet war. So sollen, laut Aussage der beiden, der Angeklagte und der Besitzer des Transporters - der noch nicht repariert war und nur im ersten und zweiten Gang fahren konnte - zusammen unterwegs gewesen sein, und der Kumpel im anderen Auto.

Auf der Rückfahrt, bei der es auch über die Landstraße ging, passierte es: Auf einem engen LPG-Weg zwischen Claußnitz und Königshain begegnete der Gruppe eine Autofahrerin aus Mittweida, die den Angeklagten vom Sehen kannte und auch den Wagen mit der auffälligen Schmiererei auf dessen Grundstück gesehen hatte. Sie wusste, dass er keinen Führerschein besitzt.

Vor Gericht konnte sie sich aber nicht mehr 100 Prozent daran erinnern, ob sie den Angeklagten auf dem Fahrersitz gesehen hatte oder jemand anderen mit ähnlich markanter Frisur. Deshalb sprach die Richterin den Angeklagten schließlich aus Mangel an Beweisen frei. Gegen ihn sind mehrere andere Verfahren anhängig. Möglicherweise werden sie sich also wieder vor Gericht treffen.

Zum Spezial: True Crime aus Mittweida - Berichte aus dem Gerichtssaal

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