Suche nach vermisstem Arian (6) in Bremervörde - "Zeit spielt gegen ...

12 Tage vor
Vermisster Arian aus Bremervörde: "Leise Suche" bislang erfolglos

Stand: 27.04.2024 08:51 Uhr

Die Suche nach dem seit Montagabend vermissten Arian aus Bremervörde geht weiter. Eine "leise Strategie" in der fünften Nacht blieb ohne Erfolg: Einsatzkräfte fanden keine Spuren des Sechsjährigen.

Arian - Figure 1
Foto NDR.de

"Leider hat uns die Nacht nicht weitergebracht", sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen. Heute gehe die Suche nach dem autistischen Jungen mit geballter Arbeitskraft weiter. Zu den rund 400 Bundeswehrsoldaten kommen demnach zahlreiche Polizeibeamte, die eigentlich frei haben. Sie hatten sich nach einem internen Aufruf der Polizei gemeldet und unterstützen nun die Suchmannschaften.

Erneute Suche in Elm und an der Oste

Gesucht werden soll heute weiterhin entlang des Flusses Oste. Aber auch rund um Elm wollen die Einsatzkräfte erneut nach Arian suchen. An manchen Orten müsse mehrfach nachgeschaut werden, sagte der Sprecher. "Es ist durchaus möglich, dass sich der Junge auch hin und her bewegt. Was gestern negativ war, kann heute positiv sein." Gleichzeitig ziehe sich die Suche bereits weit in den angrenzenden Landkreis Stade. Bewohner der Region sind dazu aufgerufen, ihre Schuppen, Garagen oder Keller erneut durchzusehen und ihre Grundstücke abzulaufen, um zu schauen, ob sich Arian dort versteckt hat. Auch abgeschlossene Räume sollen noch einmal geöffnet und durchsucht werden.

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Soldaten mit Nachtsichtgeräten im Einsatz

"Aufhören", das hört man im Bremervörder Ortsteil Elm (Landkreis Rotenburg) immer wieder, das sei keine Option. In der vergangenen Nacht hatten die Rettungskräfte ihre Strategie geändert: Hatte man in den ersten vier Nächten mit großen Scheinwerfern, Feuerwerk und Musik versucht, den Sechsjährigen hervorzulocken, gab es nun eine leise Suche, um Arian nicht zu erschrecken. Rund 200 Soldatinnen und Soldaten suchten in kleinen Gruppen mit Nachtsichtgeräten in Elm und nordwestlich des Ortes nach dem vermissten Kind. Die Einsatzstrategie sei unter anderem mit einer Expertin für Autismus abgestimmt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitagabend.

Arian - Figure 2
Foto NDR.de
Kleingruppen durchsuchen den Ortsteil Elm

Am Freitag konzentrierte sich der Einsatz auf der Suche nach Arian erneut auf den Fluss Oste nordwestlich von Elm und den Ortsteil Elm selbst. Auch dabei wurde die Strategie angepasst: Die Einsatzkräfte bildeten kleine Gruppen statt Ketten, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch seien neue Suchkorridore eingerichtet worden. Entlang der Oste wurde der Fluss nach Norden Richtung Kranenburg abgesucht. Die Sorge, dass der Junge ins Wasser gefallen sein könnte, ist groß. Neben Kräften von Polizei, Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz (DRK) ist die Bundeswehr im Einsatz. Im Laufe des Nachmittags trafen 150 weitere Soldatinnen und Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe in Schortens (Landkreis Friesland) in Bremervörde ein, um zu unterstützen. Insgesamt beteiligen sich nach Auskunft der Bundeswehr aktuell mehr als 450 Soldatinnen und Soldaten an der Suchaktion.

"Hoffnung bei den Einsatzkräften ist noch enorm hoch"

Zudem war die Müllabfuhr laut Feuerwehr am Freitag abgesagt worden, damit die Helferinnen und Helfer in den Tonnen nach dem Jungen suchen konnten. Außerdem waren Gullydeckel, Schuppen und Garagen geöffnet worden. Bei der Suche legten die Einsatzkräfte nach Informationen von NDR Niedersachsen auch einen Schwerpunkt auf die Kanalisation. Weil Arian autistisch ist, könne er sich laut Polizei nicht artikulieren und nicht auf Ansprache reagieren - also auch nicht darauf, wenn sein Name gerufen wird. Doch trotz aller Strategien: Ein Lebenszeichen von Arian gab es bislang nicht. "Die Hoffnung bei den Einsatzkräften ist noch enorm hoch", sagte Polizeisprecherin Sara Mehnen. "Wir wissen aber, dass die Zeit gegen uns spielt." 

Arian - Figure 3
Foto NDR.de
Lichtkegel und Kinderlieder sollen Arian anlocken

In der Nacht zu Freitag hatte die Polizei im Suchgebiet Scheinwerfer aufgestellt, die einen Lichtkegel in den Himmel projizierten, und bis in den Morgen Kinderlieder gespielt. Die Polizei hoffte so, einen Anreiz für den vermissten Jungen zu setzen. "Auf so etwas reagiert der Junge möglicherweise positiv", sagte ein Sprecher. Am Donnerstag waren bereits rund 250 Soldatinnen und -soldaten vom Heeres-Standort Seedorf (Landkreis Rotenburg) eingetroffen, um bei der Suche zu helfen.

Sechsjähriger ist ohne Jacke und Schuhe unterwegs

Arian hat das Haus nur leicht bekleidet verlassen.

Dass die Lage ernst ist, betonen die Einsatzkräfte immer wieder: Laut Polizei hat der Junge sein Zuhause am Montagabend nur leicht bekleidet verlassen: mit einem ocker-gelben langärmligen Pullover, einer schwarzen Jogginghose - und ohne Schuhe. Das hätten Bilder aus einer privaten Überwachungskamera im Umfeld bestätigt, hieß es.

Suche nach Arian mit Drohnen und Hunden

Polizei, Feuerwehr, Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) sind seit Montagabend im Großeinsatz - mit umfangreichem technischen Gerät. "Es ist sehr beeindruckend, wie motiviert die Einsatzkräfte hier vorgehen", sagte Stadtbrandmeister Schwarz dem NDR Niedersachsen. In Elm seien das Bürgerhaus, die Turnhalle und das Feuerwehrgerätehaus geöffnet worden. "Sämtliche Unterstützung, die wir den Einsatzkräften hier geben können, bekommen sie von uns", sagte Elms Ortsbürgermeister Erich Gajdzik (CDU) dem NDR Niedersachsen.

Arian - Figure 4
Foto NDR.de
Polizei hat Hinweistelefon eingerichtet

Die Polizei in Bremervörde hat ein Hinweistelefon eingerichtet. Wer etwas zum Aufenthaltsort des Jungen sagen kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer (04761) 7489-135 oder -144 zu melden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 27.04.2024 | 09:00 Uhr

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