Kritik an Ampelpolitik: Börsenchef Weimer hält Wutrede – zur Freude ...

15 Tage vor
Kritik an Ampelpolitik Börsenchef Weimer hält Wutrede – zur Freude der AfD

»Wir sind zum Ramschladen geworden«: Im April wetterte Theodor Weimer gegen Vizekanzler Habeck und die deutsche Wirtschaftspolitik. Die Rede verbreitet sich nun in sozialen Medien – und erfreut auch rechte Kreise.

Theodor Weimer - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

07.06.2024, 22.17 Uhr

Börsen-CEO Weimer: »Wir sind ökonomisch gesprochen auf dem Weg zum Entwicklungsland«

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Theodor Weimer, der Chef der Deutschen Börse, hat bereits häufiger mit deutlichen Worten die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands beklagt. So scharf wie bei seinem Auftritt bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats Bayern fiel seine Kritik aber noch nie aus. Schon im April teilte er dort kräftig gegen die deutsche Wirtschaftspolitik und den Vizekanzler Robert Habeck aus. Die Wutrede  wird aber erst jetzt massiv in sozialen Medien weiterverbreitet, und vor allem aus rechten Kreisen bekommt Weimer für seine provokanten Aussagen viel Applaus.

Über Wirtschaftsminister Habeck sagte Weimer in seiner Rede, er sei ihm gegenüber anfangs noch »voller Begeisterung« gewesen, nach seiner 18. Begegnung mit dem Vizekanzler könne er jedoch nur noch sagen: »Es ist eine schiere Katastrophe«.

Deutschland sei unter dem Kurs Habecks »zum Ramschladen geworden«, so Weimer. »So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie. Noch nie.« Investoren würden in Gesprächen mit ihm nur noch den Kopf schütteln. »Die sagen mir: ›Wo sind denn eigentlich, lieber Theodor, die deutschen Tugenden geblieben?‹« Die Gesprächen hätten fatalistischen Charakter. »Wir sind ökonomisch gesprochen auf dem Weg zum Entwicklungsland.«

Weimer kritisiert Migrationspolitik als »Gutmenschentum«

Doch der Börsenchef beließ es nicht bei Kommentaren zur deutschen Wirtschaft. »Unsere Migrationspolitik, ich will nicht zu politisch werden, wird allseits als vollkommen falsch empfunden«, so Weimer, der zum Jahresende als Börsenchef abtritt. Die Ausrichtung Deutschlands am »Gutmenschentum« werde nirgendwo geteilt.

Im Gespräch mit der »Financial Times « im Februar hatte sich Weimer noch »tief besorgt« über das Erstarken rechter Parteien wie der AfD geäußert. »Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem die Frage, ob man hier willkommen ist oder nicht, davon abhängt, wo die Großeltern geboren wurden«, so der Börsen-CEO damals. Auch Geschäftsleute wie er hätten die Aufgabe, »Freiheit und Demokratie zu verteidigen«. Der Erfolg einer Partei wie der AfD sei für Deutschland und Europa als Finanzplatz fatal.

Ganz anders äußerte sich Weimer nun nach seiner Wutrede auf die Nachfrage eines Gastes aus dem Publikum. In den vergangenen Wochen und Monaten habe er immer wieder gehört, dass einer der Gründe für die Investitionsverdrossenheit von Unternehmern der Aufstieg der Rechtspopulisten sei, so der Gast. »Die Frage ist: Sehen Sie das wirklich als Problem?« Woraufhin Weimer antwortet: »Ganz klare Antwort: Dass es da Rechtspopulisten gibt ist momentan für uns Profis kein Thema, weshalb wir nicht investieren. Wir gucken da tiefer.«

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Das Brisante dabei: Bei dem Fragenden handelt es sich nach SPIEGEL-Informationen um den AfD-Landespolitiker Jurij Kofner. In seinem Internetauftritt stellt sich Kofner selbst als Ökonom und Referent für Wirtschaft, Energie und Digitales vor. Sein Facebook-Profil zeugt von Verbindungen nach Russland. Im Herbst nahm er demnach an einem Treffen des Valdai-Clubs in Sotschi teil, wo er sich unter anderem mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow ablichten ließ.

Im Mai nahm Kofner zudem an einem bizarr inszenierten Treffen mit dem in Verruf geratenen AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, teil. »Wir Patrioten lassen uns von den Linkfaschisten nicht kleinkriegen!«, schreibt Kofner dazu auf X.

Die Worte Weimers zur Migrationspolitik und dem Faktor der Rechtspopulisten für den Wirtschaftsstandort Deutschland nahm Kofner jedenfalls bereitwillig auf. Der Aufstieg der AfD sei für DAX-Konzerne und ausländische Investoren kein Standortrisiko, so Kofler auf YouTube. Das habe ihm schließlich der Börsenchef persönlich »klipp und klar« bestätigt.

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