Erneuter Streikaufruf von Verdi Bus und Bahn in Bonn und der Region werden heute bestreikt

Update | Bonn · Am heutigen Donnerstag kommt es in Nordrhein-Westfalen zu Beeinträchtigungen im Nahverkehr - auch in Bonn und Köln. Die Gewerkschaft Verdi hat erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Diese Buslinien fahren trotzdem.

Busse stehen im Betriebshof der Stadtwerke Bonn. Dort bleiben sie heute, die Gewerkschaft Verdi hat zum Warnstreik aufgerufen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Menschen in Bonn und der Region müssen sich erneut auf Beeinträchtigungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Stadtwerke Bonn (SWB) und die Kölner Verkehrs-Betriebe für den heutigen Donnerstag zum Streik aufgerufen. Busse und Bahnen in Bonn und der Region sind von ganztägigen Warnstreiks betroffen. Die RVK, die im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und teilweise auch im Bonner Stadtgebiet unterwegs ist, ist nach eigenen Angaben nicht betroffen. In NRW sind unter anderem noch die Nahverkehrsbetriebe in Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Oberhausen, Münster und Bielefeld zum Streik aufgerufen.

Die SWB teilten mit, dass Busse und Bahnen seit 3 Uhr bis Betriebsende am Donnerstag die Betriebshöfe und Depots nicht verlassen. Es seien auf einigen Buslinien jedoch regulär Subunternehmer im Einsatz. Dabei handelt es sich um die Linien 550, 601, 602, 603, 604, 605, 608, 609, 610 und 613, die Linien 632, 633, 634, 635, 636, 637, 638 und 640, die Linie 117 und die Linie SB69. Die Sonderfahrpläne auf diesen Linien sind auf der Homepage der SWB zu finden. Am Freitagmorgen, 3 Uhr, werde der reguläre Fahrplan wieder aufgenommen. Die Service-Center von SWB Bus und Bahn bleiben voraussichtlich am Streiktag geschlossen.

Verdi-Streik im ÖPNV in NRW am Donnerstag

Der Verhandlungsführer von Verdi NRW, Peter Büddicker, sagte, er gehe davon aus, dass zwischen 10.000 und 15.000 Beschäftigte im Arbeitsausstand sein werden. Bei den kommunalen Nahverkehrsbetrieben sind rund 30.000 Menschen beschäftigt. Diese Gesamtzahl enthält auch Verwaltungspersonal und Menschen, die an dem Tag ohnehin nicht im Dienst sind.

Mit dem Arbeitskampf will Verdi den Druck auf die Arbeitgeber im festgefahrenen Tarifkonflikt erhöhen. Bernhard Langenbrinck vom Kommunalen Arbeitgeberverband Nordrhein-Westfalen nannte den erneuten Warnstreik „nicht nachvollziehbar“, er treffe nur die Bürgerinnen und Bürger. Schon Anfang Februar hatte es für einen Tag Warnstreiks bei Bussen und Bahnen gegeben, damals waren die Auswirkungen massiv.

In dem Streit um den Manteltarifvertrag geht es nicht um Entgelte, sondern um mehr Entlastungstage und bessere Berechnung von Überstunden. Außerdem fordert Verdi, dass die Arbeit auch dort enden soll, wo sie angefangen hat. Dann müsste ein Straßenbahnfahrer nach der Schicht nicht noch lange zurückfahren und hätte dann weniger Freizeit.

Tarifverhandlungen am Freitag

Nach Lesart der Arbeitgeber würde mehr Freizeit aber zu einer Mehrbelastung der Arbeitnehmer insgesamt führen, schließlich gäbe es dann weniger Arbeitskapazitäten für das gleiche Arbeitspensum. Sie fordern „Anreizregelungen zur Stärkung der arbeitszeitrechtlichen Produktivität“, anders gesagt: Wer will, soll auch mehr arbeiten dürfen als bisher vorgesehen. Arbeitgebervertreter Langenbrinck verweist zudem darauf, dass die Entgelte laut einem separaten, im vergangenen Jahr abgeschlossenen Tarifvertrag steigen werden, und zwar beim Fahrpersonal um 13 Prozent zum 1. März. Dieses höhere Entgelt sieht er als Beitrag, um den Beruf attraktiver zu machen.

Verdi-NRW-Verhandlungsführer Büddicker wertet die Arbeitgeberforderung nach Mehrarbeit als völlig falsches Signal, schließlich helfe das nicht zur Verbesserung der Attraktivität der Tätigkeiten in Bussen und Bahnen. Schon jetzt seien die Krankenstände hoch und es gebe zu wenig Personal. „Mehr Produktivität bringt nicht mehr Personal“, sagte Büddicker. „Das hilft vielleicht ein paar Monate, aber dann ist zu befürchten, dass sich Kolleginnen und Kollegen andere Jobs suchen und die Branche verlassen.“ Die Personalnot würde sich also verschärfen und die angespannte Lage in den Betrieben noch verschärfen, warnt er.

„Wir müssen Menschen für die Branche motivieren, damit sie dort tätig sind“, sagte Gewerkschafter Seibel. „Dafür müssen die Arbeitsbedingungen dringend attraktiver werden, zumal der Nahverkehr wie von der Politik ja stark ausgebaut werden soll.“ Die Nahverkehrsbetriebe investierten viel Geld in teure Stadtbahnen, neue Antriebstechnologien und barrierefreie Bahnhöfe. „Das ist wichtig, aber man hat vergessen, in das Personal zu investieren.“ Am Freitag sollen die Tarifverhandlungen in Bochum fortgesetzt werden.