Angriff auf Polizisten im Kosovo: Russland springt Serbien bei

26 Sep 2023
Kosovo

Russische Politiker und Behörden stellten sich am Montag auf die Seite Serbiens, nachdem kosovarische Polizisten am Tag zuvor von mutmaßlich ethnischen Serben attackiert worden waren, wobei ein Polizist ums Leben kam.

Anhaltenden Spannungen zwischen Kosovaren und der serbischen Minderheit halten den Norden des Kosovo seit Monaten in Atem, was auch die schwierige Beziehungen beider Länder stark belastet hat.

Am frühen Sonntagmorgen war nun eine Patrouille der kosovarischen Polizei im Norden in einen Hinterhalt geraten. Etwa 30 schwer bewaffnete Männern mit gepanzerten Fahrzeugen attackierten die Polizisten. Dabei wurde ein Beamter getötet und ein weiterer verwundet. Die Terroristen flüchteten in ein örtliches Kloster, wo sie sich verbarrikadierten und sich stundenlang ein Feuergefecht mit der Polizei lieferten.

Ursprünglich hieß es, dass hierbei drei Terroristen getötet worden seien. Am Montag gab der kosovorische Generalstaatsanwalt Naim Abazi bekannt, dass zwei weitere Terroristen tot aufgefunden worden seien.

Nur wenige Stunden nach dem Anschlag traf der serbische Präsident Aleksander Vucic am Montag mit dem russischen Botschafter in Serbien, Alexander Bocan-Harchenko, zusammen. Vucic sagte, er habe den Botschafter über die „brutale ethnische Säuberung, die von Albin Kurti mit Unterstützung eines Teils der internationalen Gemeinschaft organisiert wurde“, informiert.

Auch der russische Regierungssprecher Dimitri Peskow äußerte sich zu der Situation und unterstützte Serbien.

„Die Situation ist äußerst schwierig. Im Kosovo sehen wir eine traditionell voreingenommene Haltung gegenüber den Serben. Die Situation ist sehr, sehr angespannt und potenziell gefährlich, wir beobachten sie sehr genau“, sagte er bei einem Pressebriefing.

Im Laufe des Tages gab das russische Außenministerium eine scharfe Erklärung gegen Premierminister Albin Kurti ab.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass das gestrige Blutvergießen eine direkte Folge des Kurses von Albin Kurti ist, der darauf abzielt, Konflikte zu schüren und das Gebiet von Serben zu säubern. Er beabsichtigt, internationalen Druck auf Serbien auszuüben, damit es die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennt“, heißt es in der Erklärung.

Russland und Serbien unterhalten seit langem enge Beziehungen, und Belgrad hat sich stets geweigert, sich den außenpolitischen Zielen der EU und des Westens anzuschließen, einschließlich der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukrainekrieges. Stattdessen hat es engere Beziehungen mit Russland gepflegt, Delegationen nach Moskau entsandt und Kooperationsabkommen unterzeichnet.

So nahm auch Serbiens Geheimdienstchef Aleksander Vulin, der vom US-Außenministerium wegen angeblicher Verbindungen zu Korruption, Destabilisierung und organisiertem Verbrechen in der Region sanktioniert wurde, an der Moskauer Sicherheitskonferenz teil.

Unterdessen kritisierte die Kosovos Außenministerin Donika Gervalla-Schwarz den EU-Chefdiplomaten Josep Borrell für seine Wortwahl, als er sich am Sonntag in einer ersten Erklärung zur Lage äußerte.

„Terroristen töten Polizisten, und Sie rufen ‚alle Akteure‘ auf? [Vielleicht] ein Wort der Unterstützung für die Polizei? Nicht einmal gegen Terroristen? Haben Sie auch die Terroranschläge in Spanien als ‚Feindseligkeiten‘ bezeichnet? Was für eine Schande. Wie können die EU-Mitglieder diesen Zynismus noch länger tolerieren?“, fragte sie.

Borrells hatte in seiner Erklärung die Belagerung als „anhaltende Feindseligkeiten“ und „Angriffe“ bezeichnet und „alle Akteure“ zur „Deeskalation“ aufgerufen, wobei er das Wort „Terrorist“ vermied.

In einer späteren Erklärung nahm Borrell jedoch Bezug auf einen „terroristischen Angriff“, was in einem Post der EU-Delegation in Pristina aufgegriffen wurde.

Der deutsche Botschafter Jörn Rohde ging noch einen Schritt weiter und forderte die serbische Partei Srpska Lista im Kosovo auf, „ihr Schweigen zu beenden und gemeinsam mit uns allen eine klare Haltung gegen diesen mörderischen Angriff einzunehmen.“

Unterdessen erklärte Präsidentin Vjosa Osmani den Montag zum Trauertag für den getöteten Polizisten Afrim Bunjaku, an dem alle Flaggen der Institutionen, einschließlich der der US-Botschaft und des Gebäudes der EU-Delegation, auf Halbmast wehten. Auch in der albanischen Hauptstadt Tirana fand auf einem der Hauptplätze ein Gedenkgottesdienst statt.

Osmani erklärte Bunjaku zum „Helden des Kosovo“ und übermittelte diese Ehrung an seine Familienangehörigen.

„Im Namen der Bürgerinnen und Bürger verleihe ich den Orden „Held des Kosovo“ an den Feldwebel Afrim Bunjaku. Er ist bei der Verteidigung des Landes heldenhaft gefallen“, erklärte der Präsident.

Eine Leuchtreklame, welche am Times Square in New York geschaltet wurde, würdigte den Polizisten und dankte der kosovarischen Polizei für ihre Arbeit.

Im Norden des Kosovo bleibt die Lage nach dem Terroranschlag angespannt und die Zivilbevölkerung ist verängstigt, wie die Menschen vor Ort berichten.

„Es herrscht eine seltsame Stille in der Stadt. Dies ist der schwierigste Moment seit dem Ende des Krieges“, sagte Marko Jakšić, Rechtsanwalt und Politiker, gegenüber Euractiv.rs.

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