Polizist bei Angriff im Kosovo getötet

24 Sep 2023
ZDFheute

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Neue Auseinandersetzung an der Grenze zwischen Kosovo und Serbien: Ein Polizist wurde bei einem Angriff getötet. Das Kosovo beschuldigt Serbien, dahinter zu stecken.

Kosovarische Polizei kontrolliert eine Straße von Banjska Kosovarische Polizei kontrolliert eine Straße am Ortseingang von Banjska, nachdem ein Polizist bei einem Angriff getötet wurde.
Quelle: afp

Im umstrittenen Norden des Kosovo ist es zu gewaltsamen Angriffen auf Polizisten gekommen, bei denen am Sonntag ein Beamter getötet wurde. Regierungschef Albin Kurti zufolge hielten die Auseinandersetzungen auch mehrere Stunden nach dem Tod des Polizisten weiter an. Der Ministerpräsident warf Serbien vor, "terroristische Attacken" in der hauptsächlich von Serben bewohnten nördlichen Region des Kosovo zu unterstützen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic wies die Anschuldigungen umgehend zurück.

Zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo verschärfen sich die Spannungen immer wieder. Die Gründe dafür reichen weit in die Vergangenheit zurück.

Beitragslänge: 1 min Datum: 31.05.2023

Bewaffnete Männer stürmen Kloster

Es gebe "mindestens 30 bewaffnete Profis, Soldaten oder Polizisten, die derzeit von unseren Polizeikräften umzingelt sind und die ich auffordere, sich zu ergeben", beschrieb Regierungschef Kurti die Lage am Sonntagnachmittag vor Journalisten. Er zeigte Bilder von bewaffneten Männern, die sich offenbar im Hof eines Klosters verschanzten. Bei ihnen handele es sich "nicht um Zivilisten", sagte Kurti.

Nach Angaben der zuständigen Diözese hatten "maskierte Männer in einem gepanzerten Fahrzeug" das Kloster Banjska gestürmt und gewaltsam das Tor aufgebrochen. Derzeit halte sich in dem Kloster "eine Gruppe von Pilgern" aus der serbischen Stadt Novi Sad zusammen "mit einem Abt" auf, erklärte die Diözese. Zu ihrer Sicherheit hätten sich die Menschen in dem Gebäude eingeschlossen, während "bewaffnete Männer" im Hof umher liefen, "wo Schüsse zu hören" seien.

Ein örtlicher Polizeibeamter bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass der Schusswechsel weiterging: "Man kann bewaffnete Männer in Uniform sehen. Sie schießen auf uns und wir erwidern das Feuer."

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Kosovos Präsidentin fordert Unterstützung

Am frühen Morgen waren bei einem Angriff auf eine Patrouille im Norden des Kosovo nach Behördenangaben ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt worden. Die Polizeieinheiten seien mit "einem Arsenal von Schusswaffen, einschließlich Handgranaten und Panzerfäusten" angegriffen worden, als sie sich einer Straßenblockade nahe der Grenze zu Serbien näherten, erklärte die Polizei. Regierungschef Kurti sprach von einem "Terroranschlag". Er beschuldigte "Verantwortliche in Belgrad", logistische und finanzielle Unterstützung "für das organisierte Verbrechen" zu leisten.

Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani sprach von einem "Angriff" auf ihr Land. Sie forderte die Verbündeten des Kosovo auf, das Land "in seinen Bemühungen um Frieden und Ordnung und die Wahrung der Souveränität über die gesamte Republik" zu unterstützen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte im vormals Twitter genannten Onlinedienst X "den abscheulichen Angriff auf Polizeibeamte in Banjska im Norden des Kosovo". Die Verantwortlichen müssten "vor Gericht gestellt werden".

Die Spannungen im Kosovo spitzen sich zu. Nach Ausschreitungen, bei denen rund 30 Nato-Soldaten verletzt wurden, will die Nato ihre KFOR-Schutztruppe stärken.

Beitragslänge: 1 min Datum: 30.05.2023

Kosovo seit 2008 unabhängig

Das Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Zu den rund 1,8 Millionen Einwohnern des Kosovo zählen rund 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.

Seit Monaten nehmen die Spannungen im Norden des Kosovo wieder zu. Ein Auslöser war, dass die Regierung in Pristina im Mai beschlossen hatte, ethnisch-albanische Bürgermeister in vier Gemeinden mit serbischer Mehrheit einzusetzen. Bei darauf folgenden Ausschreitungen wurden unter anderem mehr als 30 Soldaten der Nato-Friedenstruppe KFOR verletzt.

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