Proteste am 1. Mai in Offenbach: „Der Tag der Arbeit gewinnt an ...

20 Tage vor
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Stand: 01.05.2024, 06:00 Uhr

Von: Philipp Bräuner

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Wie auch 2023 lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund zum traditionellen Demonstrationszug mit anschließender Kundgebung in die Offenbacher Innenstadt ein.

Wie auch 2023 lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund zum traditionellen Demonstrationszug mit anschließender Kundgebung in die Offenbacher Innenstadt ein. © Martin Kuhn.

Auch in Offenbach ruft der Deutsche Gewerkschaftsbund für den 1. Mai zu Protesten auf. Im Interview spricht die Vorsitzende Brigitte Bach-Grass über die Bedeutung des „Tags der Arbeit“.

Offenbach – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat zum 1. Mai auch in Offenbach zu einem Demonstrationszug mit zentraler Kundgebung aufgerufen. Vom Gewerkschaftshaus in der Berliner Straße geht es um 10.30 Uhr zum Wilhelmplatz, wo Hauptredner Manuel Schmidt von der IG Metall ab 11 Uhr sprechen wird. Die Aktion steht unter der Überschrift „Eintreten für die Tarifwende: Mehr Lohn! Mehr Freizeit! Mehr Sicherheit!“

Wir haben im Vorfeld mit der DGB-Kreisvorsitzenden Brigitte Bach-Grass über die Bedeutung des Arbeiter-Kampftages, die vielen Streiks in diesem Jahr und die großen anstehenden Aufgaben des Gewerkschaftsbunds gesprochen.

Frau Bach-Grass, welche Bedeutung hat der Tag der Arbeit heutzutage noch, speziell für die Gewerkschaften in Offenbach?

Der Tag der Arbeit gewinnt wieder an Bedeutung. Die Auswirkungen der Pandemie und aktuell die Krisen durch Kriege zeigen, wie wichtig gute Entlohnung und gute Arbeitsbedingungen sind. Und auch, dass die Interessenvertretungen in den Betrieben und die Gewerkschaften darauf achten, dass Arbeitnehmerrechte eingehalten werden. Für Offenbach ist es besonders wichtig, dass die Einwohner auskömmliche Einkommen haben, weil sich das durch die Steuereinnahmen im kommunalen Haushalt niederschlägt.

Zuletzt waren die Gewerkschaften medial sehr präsent, neben der GDL vor allem auch Ihre Heim-Gewerkschaft ver.di mit ihren Streiks im ÖPNV. Stimmen werden lauter die sagen: Jetzt reicht es mit den vielen Streiks. Was entgegnen Sie diesen Stimmen?

Einfach gesagt, kann die Antwort nur lauten, dass das Streikrecht nicht umsonst ein Grundrecht ist und zu den wichtigsten Errungenschaften einer sozialen und demokratischen Grundordnung gehört. Letztlich profitieren alle Arbeitnehmer vom Streikrecht, wenn auch teilweise nur indirekt, weil es sonst kaum Bewegung in der Entlohnung und den Rahmenbedingungen gäbe.

Die DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi hat vor dem „volkswirtschaftlichen Schaden durch Tarifflucht“ gewarnt. Dem wolle der DGB mit einer großen Kampagne entgegenwirken. Was sind weitere großen Baustellen, die Sie für deutsche Arbeitnehmer sehen?

Wichtig ist auch der Ausgleich der Auswirkungen der Transformation und dass die Kollegen im Prozess von ihren Gewerkschaften unterstützt werden. Dazu sind umfassendere Mitbestimmungsrechte wichtig. Denn keiner kennt sich in den betrieblichen Gegebenheiten besser aus, als die Arbeitnehmer, egal welcher Nationalität. Ein wichtiges Feld sind auch die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen in den Pflege- und Erziehungsberufe.

Vor allem junge Menschen können oft mit der klassischen Gewerkschaftsidee wenig anfangen. Was tut der DGB, um sie für seine Arbeit zu begeistern?

Der DGB und seine Einzelgewerkschaften verstärken ihre Auftritte auf Social Media und bieten Informations- plattformen in den Berufsschulen und Ausbildungsmessen an. Es gibt auch außerbetriebliche Bildungsangebote speziell für „Junge“. Die wirksamste Ansprache ist aber immer noch über die betriebliche Praxis.

Ein Gedankenspiel: Sie können eine Sache auf politischer Ebene für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sofort ändern. Welche wäre das?

Die Einführung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen.

Das Gespräch führte Philipp Bräuner.

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