Nomos-Glashütte-CEO Uwe Ahrendt: „Einwanderung sollten wir als ...

7 Tage vor
Deutschland
Was läuft für Sie persönlich gut in Deutschland?

Mir geht es ja so: Gerade jetzt, bei diesen vielen schrecklichen Nachrichten, freue ich mich oft über unser Land. Wir haben eine der besten Verfassungen der Welt. Unser Grundgesetz hat erkennbar aus den Fehlern der deutschen Vergangenheit gelernt. In Deutschland gibt es soziale Absicherung und Arbeitnehmerrechte – auch für mich als Unternehmer ganz zentral. Universitäten sind für Studierende gratis, unser duales System wird meines Wissens weltweit kopiert.

Außerdem, da ich in der DDR geboren bin, vergesse ich nie: Rechtssicherheit, Freiheit und Demokratie. Die Transparenz, mit der politisch gehandelt wird, sorgt nicht immer dafür, dass ich alles super finde. Aber eben doch dafür, dass ich vertrauen kann.

Warum Deutschland den Bach raufgeht

Wir als manager magazin kritisieren gern kräftig und kundig, wenn etwas schiefläuft in Unternehmen oder der deutschen Wirtschaft insgesamt. Gerade aber bricht sich eine Erzählung Bahn: dass in Deutschland alles dem Untergang geweiht sei. Das ist nach unserem Eindruck nicht nur wirtschaftlich und gesellschaftlich lähmend, sondern so pauschal auch gefährlich und falsch. Es gibt viele Belege für das Gegenteil.

Wir haben deshalb Menschen, die in Deutschland anpacken und etwas in der Wirtschaft bewegen, drei Fragen zum Standort Deutschland gestellt und wollen präsentieren, warum Deutschland „den Bach raufgeht“. Ihre Antworten präsentieren wir als wörtliche Zitate. Bis zu den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen veröffentlichen wir werktäglich die persönliche Sicht von Dax-CEOs, Unternehmerinnen, Start-up-Gründern, Pionierinnen und Wirtschaftsexperten.

Warum lohnt es sich, hierzulande zu investieren und zu arbeiten?

Rechtssicherheit ist für alle, die investieren, wichtig. Aber natürlich haben wir – gerade auch wir in Ostdeutschland – von Subventionen und Erleichterungen profitiert, für die ich immer dankbar war.

Und auch für solche Cluster wie Glashütte: Hier, in unserem Silicon Valley der Uhrenindustrie, wurden in mehr als 175 Jahren Uhrmacherhandwerk viele Tugenden und Kompetenzen perfektioniert, die für unsere Branche ganz elementar sind: etwa Fleiß, Präzision, Erfindergeist, Ehrgeiz. Als Nomos Glashütte profitieren wir auch davon und kultivieren sie.

Wenn es um die Zukunft der deutschen Wirtschaft geht: Welche Chancen sehen Sie?

In den nächsten Jahren hat sich die Wirtschaft mit allem auf einmal zu beschäftigen: digitale Transformation, Nachhaltigkeit, Demografie und vieles mehr. Die notwendigen Weichenstellungen jedoch können Startrampen für neuen Aufschwung sein. Wichtig sind Ideen und Entscheidungen für die ökologische Transformation, den Abbau von Bürokratie oder eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren. Und dass wir mehr auf Bildung setzen, offensiver Einwanderung wagen: Letztere sollten wir als Vorteil begreifen.

Auch die Produktivität ist ein Thema. Sie zu steigern, sollte aber ebenfalls klappen: Hier sind wir mit unserem German Engineering und mit anderen typisch deutschen Kernkompetenzen prädestiniert für eine gelingende Neuausrichtung. Und auch KI wird hierbei helfen.

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