Partisanenangriffe in Belgorod schockieren Russland

23 Mai 2023
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Erstellt: 23.05.2023, 16:56 Uhr

Von: Stephanie Munk

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Putin feindlich gesinnte Russen haben von der Ukraine aus Belgorod attackiert. Russische Militärblogger reagieren darauf teils panisch.

Moskau/Belgorod - In die russische Grenzregion Belgorod im äußersten Westen Russlands sind am Montag (22. März) bewaffnete Kämpfer aus der Ukraine eingedrungen. Sie eröffneten dort das Feuer und griffen die russische Armee und staatliche Polizei an.

Russische Militärblogger, die eine wichtige Rolle für Putins Kriegspropaganda in den sozialen Medien spielen, reagierten auf die Angriffe in Belgorod recht unterschiedlich, berichtet das US-amerikanische „Institute for the Study of War“ (ISW). Das Ausmaß an „Panik, Fraktionismus und Inkohärenz“ würde aber zeigen, dass die Attacken in Belgorod für einen „erheblichen Informationsschock“ gesorgt haben.

Kämpfer einer Freiwilligenbrigade für die Ukraine warten auf ihren Einsatz.

Kämpfer einer Freiwilligenbrigade für die Ukraine warten auf ihren Einsatz. © IMAGO/Kirill BragaAngriffe in Belgorod: Russische Militärblogger wettern gegen Verräter

Die Verantwortung für die Angriffe in Belgorod übernehmen russische Partisanen: Die Legion „Freiheit für Russland“ und das „Russische Freiwilligenkorps“ erklärten, sie seien für die Kämpfe verantwortlich. Ihr Ziel sei, die Dörfer im Gebiet Belgorod vom Regime Wladimir Putins befreien. Gestartet habe man mit den Dörfern Kozinka und Gor-Podal, aber langfristig wolle man ganz Russland zur Putin-freien Zone machen, erklärten die Gruppen in den sozialen Medien.

Dass die Angreifer also wohl russische Staatsbürger waren, beschäftigte einige Miltärblogger sehr, schreibt das ISW in seiner Analyse. Sie wetterten gegen die „Verräter“ und warfen ihnen vor, für den ukrainischen Geheimdienst zu arbeiten, ohne dafür Beweise zu nennen.

Andere Blogger hätten dagegen darüber spekuliert, ob Zeitpunkt und Art der Angriffe von längerer Hand von der Ukraine geplant seien. Die Attacken in Belgorod sollen von der angeblichen ukrainischen Niederlage in Bachmut ablenken, spekulierten sie. Zudem solle in Russland Panik verbreitet werden und die Angst vor einer ukrainischen Gegenoffensive zusätzlich geschürt werden.

Angriffe in Belgrod Teil der ukrainischen Gegenoffensive?

Einer der bekanntesten russischen Militärblogger, der Ex-Geheimdienstoffizier Igor Girkin, habe schon seit Langem davor gewarnt, dass grenzüberschreitende Angriffe ein Teil einer großangelegten ukrainischen Gegenoffensive seien.

Auch Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin äußerte sich auf seinen diversen Medienkanälen zu den Vorfällen und Belgorod - und nutzt sie wieder einmal als Gelegenheit zu Kritik an der russischen Regierung: Er warf dem russischen Verteidigungsministerium unter Sergej Schoigu vor, nicht in der Lage zu sein, die russischen Grenzen zu schützen.

Attacken auf russischem Boden seien überraschend gekommen

Insgesamt kamen die massivsten Angriffe, die es bisher im Ukraine-Krieg auf russisches Grenzgebiet gegeben hat, für die russischen Kommentatoren in den sozialen Medien offensichtlich überraschend, so die Fachleute der US-amerikanischen Denkfabrik. Dies sei daraus abzuleiten, dass sie sich „keine kohärente Antwort“ darauf gefunden, sondern recht unterschiedlich mit Besorgnis oder Wut reagiert hätten.

Russland gibt bekannt, alle „Terroristen“ in Belgorod bekämpft zu haben

Das russische Verteidigungsministerium teilte unterdessen am Dienstag (23. Mai) mit, man habe alle „nationalistischen Formationen“ in der Region Belgorod erfolgreich bekämpft. 70 „ukrainische Terroristen“ seien getötet worden, der Rest sei in die Ukraine „zurückgedrängt“ worden. Einer der führenden Köpfe hinter dem Russischen Freiwilligenkorps soll ein berüchtigter Neonazi sein, der lange Zeit in Deutschland lebte und dort rechtsradikale Events veranstaltete.

Eine russische Rakete landete indes in einem polnischen Wald nahe der ukrainischen Grenze. Nun gibt es Spott über das „Spitzenprodukt russischer Technologie“. (smu)

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