Gérard Depardieu: Ende eines Nationaldenkmals

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Foto ZEIT ONLINE

Lange haben Politiker und Filmkollegen Gérard Depardieu verteidigt. Nun muss er vor Gericht. Für viele Franzosen ist das eine Zäsur im Umgang mit dem Star.

30. April 2024, 15:38 Uhr

Gérard Depardieu bei der Abschlussfeier des 3. Cinéroman-Festivals im französischen Nizza am 24. Oktober 2021. © Lucie Choquet/​ABACAPRESS/​imago images

Er galt in Frankreich als "das heilige Monster des Kinos", als unantastbares Nationaldenkmal. Nun wird Gérard Depardieu bald vor Gericht stehen, das hatte die Pariser Staatsanwaltschaft am Montag mitgeteilt. Gegenstand des Verfahrens im Oktober sind zwei mutmaßliche sexuelle Übergriffe während der Dreharbeiten zu dem Film Les volets verts, (auf Deutsch: Die grünen Fensterläden) im Jahr 2021. Eine Ausstatterin und eine Regieassistentin hatten im Februar und März Klage gegen Depardieu erhoben. Die erste beschuldigt den Schauspieler, sie am Filmset sexuell angegriffen zu haben und ihr gegenüber obszöne sexuelle Bemerkungen gemacht zu haben. Die zweite Klägerin berichtete, Depardieu habe sie dreimal "an der Brust und am Gesäß berührt".

Zuvor war der 75-jährige Schauspieler bei der Polizei zum Verhör geladen worden. Bei der Befragung war es noch um einen weiteren Fall gegangen. Eine ehemalige Kameraassistentin hatte laut der regionalen Tageszeitung Le Courrier de l'Ouest am 9. Januar eine Klage gegen den Schauspieler eingereicht, in der sie ihm vorwirft, sie 2014 auf dem Set des Kurzfilms Le magicien et les siamois (Der Zauberer und die siamesischen Zwillinge) im Intimbereich berührt und obszöne Gesten und Äußerungen gemacht zu haben. Die Frau war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 24 Jahre alt. Der Schauspieler habe die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bestritten, sagte sein Anwalt Christian Saint-Palais. 

Mit der offiziellen Anklage gegen Depardieu hat sich endgültig der Wind gedreht im Umgang der Franzosen mit ihrem berühmtesten Schauspieler. Bislang galt die bloße Erwähnung seines Namens als Garantie für die Filmfinanzierung und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Dabei hatte ihhn bereits 2018 die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagte, seit Dezember 2020 wird gegen Depardieu ermittelt wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe. Im April 2023 veröffentlichte das Enthüllungsjournal Mediapart die Aussagen von 13 Frauen , die zwischen 2004 und 2022 elf Filme mit ihm gedreht hatten und ihn obszöner Bemerkungen und sexueller Übergriffe beschuldigten.

Der Schauspieler wies im vergangenen Jahr alle Anschuldigungen in einem offenen Brief zurück, der im Oktober 2023 in Le Figaro veröffentlicht wurde. Darin prangerte Depardieu einen "Lynchmord" durch das "Medientribunal" an.

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