Gefechte in Russlands Belgorod-Region: Attacken auf Moskaus ...

24 Mai 2023
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Erstellt: 24.05.2023, 06:49 Uhr

Von: Dmitri Durnjew

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Im April steht Belgorod schon einmal im Fokus: Eine von einem russischen Kampfjet versehentlich ausgelöste schwere Explosion erschüttert die Großstadt. Der Fehlgänger hinterlässt einen riesigen Krater.

Im April steht Belgorod schon einmal im Fokus: Eine von einem russischen Kampfjet versehentlich ausgelöste schwere Explosion erschüttert die Großstadt. Der Fehlgänger hinterlässt einen riesigen Krater. © belgorod

In der russischen Grenzregion Belgorod nehmen Stoßtrupps aus der Ukraine drei Dörfer ein und liefern sich Gefechte mit der russischen Armee.

Frankfurt – Auch am Dienstag blieb die Lage unklar. Wjatscheslaw Gladkow, Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, sagte, „die Säuberung des Territoriums“ gehe weiter, es habe zwölf verletzte Zivilisten gegeben, 29 Häuser und drei Autos seien beschädigt worden. Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es, die Eindringlinge seien „blockiert und vernichtet“, ihre Reste über die Grenze zurückgeworfen worden, man habe „70 ukrainische Terroristen“ getötet.

Russische Militärblogger schrieben über schwere und keineswegs entschiedene Kämpfe im Raum Grajworon. „In 24 Stunden haben sich die Chochly (russisches Schimpfwort für Ukrainer) in zwei Dörfern festgesetzt“, schrieb der Telegramkanal Rybar. „Von dort hagelt es Artillerie- und Panzergeschosse.“ Laut Rybar bekam der Feind am Dienstag Verstärkung aus der Ukraine. Bei dem Dorf Schtschetinowkoj habe ein weiterer Stoßtrupp die Grenze erreicht und die russischen Streitkräfte in Gefechte verwickelt.

Noch vor Sonnenaufgang waren am Montag motorisierte und von Panzern unterstützte Stoßtrupps aus der Ukraine bei Grajworon mehrere Kilometer auf russisches Gebiet vorgedrungen und besetzten mindestens drei Dörfer. Sie drehten Selfies vor Ortsschildern und stellten sich als Kämpfer der aus russischen Staatsbürgern bestehenden Legion „Freies Russland“ und des „Russischen Freiwilligen Korps“ vor.

„Große Beunruhigung“: Plötzlich kommt es zu Gefechten in Belgorod

Kremlsprecher Dmitri Peskow drückte „große Beunruhigung“ aus. Der Vorstoß habe bestätigt, dass die „ukrainischen Guerilleros ihre Tätigkeit gegen unser Land“ fortsetzten. In der kriegspatriotischen Öffentlichkeit herrschte deutlich Unruhe. Der nationalistische Geheimdienstveteran Igor Strelkow attestierte, die Ukrainer hätten sich beim Dorf Kosinka und in der Grenzstation Grajworon verschanzt und wollten ihre Positionen so lange wie möglich halten. Mit solchen Ablenkungsmanövern beginne der Feind seine Gegenoffensive.

„Jetzt muss er nur abwarten, bis das russische Kommando gezwungen sein wird, um des Prestiges willen Reserven in diesen operativ völlig perspektivlosen Abschnitt zu werfen.“ Nach Angaben des Portals „Ukrainskaja Prawda“ hieß es aus der Legion „Freies Russland“ am Dienstagnachmittag, die „Befreiung der Region Belgorod“ gehe weiter.

Tatsächlich scheint die Attacke auch auf das Prestige des Kremls und die Stimmung in Russland abzuzielen. In Kiew gilt es noch nicht als sicher, dass die eigene Großoffensive unmittelbar bevorsteht. Aber schon seit Wochen setzt man spektakuläre Nadelstiche gegen Russland. Anfang Mai schlugen zwei Kampfdrohnen punktgenau auf einer Kremlkuppel ein und verdarben Wladimir Putin seine Militärparade auf dem Roten Platz am 9. Mai. Mitte des Monats schossen die Ukrainer – ebenfalls über der Region Belgorod – zwei russische Kampfbomber und zwei sie eskortierende Hubschrauber ab.

Zusammenstöße in Belgorod: Offenbar russische Partisanen am Werk

Die wachsende Zahl von Russ:innen, die sich nicht aus dem Staats-TV, sondern über Youtube oder Exilportale informieren, erlebt immer häufiger, dass der „Feind“ mehr Tatendrang und Kühnheit zeigt. Auf russischer Seite aber machen vor allem die lautstarken Konflikte zwischen Söldnerboss Jewgenij Prigoschin und dem Verteidigungsministerium Schlagzeilen. Der hatte am Montag gehöhnt, das Verteidigungsministerium könne nicht angreifen und sei eben deshalb ein Verteidigungsministerium.

Auch Kiew trollt Moskau. Die Ukraine verfolge die Ereignisse in der Region Belgorod mit Interesse, habe aber damit nichts zu tun, twitterte Präsidentenberater Michailo Podoljak. „Bekanntlich kann man Panzer ja in jedem russischen Militärladen kaufen.“ Eine Anspielung auf Wladimir Putins berühmte Behauptung von 2014, bei den russischen Soldaten auf der Krim handele es sich um lokale Bürgerwehren, russische Uniformen seien ja in jedem Military-Laden zu kaufen. Jetzt hat die ukrainische Propaganda die Lacher auf ihrer Seite.

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