Raketenstart und Drama: Zverev schlägt Alcaraz und steht im ...

24 Jan 2024

Alexander Zverev steht im Halbfinale der Australian Open. Nach einem Raketenstart gegen Carlos Alcaraz musste er gewaltig kämpfen, siegte aber in vier Sätzen. Mit 6:1, 6:3, 6:7 und 6:4 rang er die Nummer 2 der Welt nieder.

Zverev - Figure 1
Foto kicker

Trotz Außenseiterrolle weiter: Alexander Zverev. Getty Images

Als klarer Außenseiter war Alexander Zverev ins Match gegangen - doch sein Start machte direkt Hoffnung auf eine deutsche Überraschung. Der Hamburger, der sich vor der Partie mit Sonnenbrille in den Katakomben vorbereitet hatte, behielt direkt den Durchblick. Er drängte Alcaraz mit aggressiven Grundschlägen in die Defensive und nahm dem favorisierten Spanier direkt dessen erstes Aufschlagspiel ab - der Auftakt für einen Satz, der mal wieder zeigte, wie viel Potenzial in der deutschen Nummer 1 steckt.

Sein eigener Service saß überraschend konstant, ließ dem Shootingstar der Tennis-Szene nur die Möglichkeit zum Reagieren. Und weil Alcaraz sich ungewohnt viele leichte Fehler leistete, holte sich Zverev sogar noch ein zweites Break - und schließlich nach nicht einmal einer halben Stunde durch ein Ass den ersten Satz mit einem deutlichen wie verdienten 6:1.

Der beste Zverev, den ich je gesehen habe.

TV-Experte Boris Becker nach dem zweiten Satz

Alcaraz, der zuvor im gesamten Turnierverlauf erst einen Satz abgegeben und seine letzten beiden Spiele anders als Zverev im Schnelldurchgang gewonnen hatte, musste sich zwingend steigern - und er steigerte sich. Die Partie wurde nun deutlich enger und gleichzeitig deutlich hochklassiger, weil Zverev sein starkes Niveau auch im zweiten Satz halten konnte. Nach einem spektakulären Volley-Punkt holte er sich beim Stand von 3:3 einen Breakball - und durch einen Rückhand-Fehler von Alcaraz tatsächlich den nächsten Vorteil. Der Spanier hatte daran zu knabbern, gab auch sein nächstes Aufschlagspiel und damit den zweiten Satz ab.

"Das ist der beste Zverev, den ich je gesehen habe", schwärmte TV-Experte Boris Becker in der Satzpause bei "Eurosport". Und der Sechste der Weltrangliste blieb dran, organisierte sich früh im dritten Satz weitere Break-Chancen - und nutzte die dritte davon, weil ein weiterhin fahriger Alcaraz eine Rückhand weit ins Aus beförderte. Zverev reagierte fast schon mit stoischer Ruhe und blieb bei sich, während sein 20-jähriger Gegner nach einem weiteren leichten Fehler kurz aus der Haut fuhr.

Aufschlag zum Matchgewinn: Zverev vergibt riesige Chance

Alcaraz spielte nun allerdings befreiter auf und verlangte Zverev nochmal einiges ab - doch der blieb gelassen, holte sich das Spiel zum 5:2 mit einem sensationellen Rückhand-Winner und schlug kurz darauf beim Stand von 5:3 zum Matchgewinn auf. Doch ausgerechnet jetzt flatterten Zverevs Nerven, ein offensiverer Alcaraz holte sich den ersten Breakball im gesamten Match - und mit einem feinen Vorhand-Volley das Spiel zum 5:4.

Ein Moment, der schon so manches Spiel zum Kippen gebracht hatte - und auch jetzt für eine völlig andere Dynamik sorgte. Während Zverev kaum noch Risiko einging, spielte Alcaraz spätestens im Tiebreak plötzlich wie entfesselt auf, zeigte teils unfassbare Schläge und gewann dank sechs Punkten in Serie den dritten Satz (7:2).

Nach dem Frust: Zverev nutzt zweite Chance und ersten Matchball

Direkt nach dem verschenkten dritten Satz fand Zverev schnell seinen Fokus wieder und startete Satz vier mit einem Break. Doch das Mindset beim Spanier war nun ein ganz anderes - aggressiv bei den Returns nahm er Zverev postwendend den Aufschlag ab und verhinderte so einen gefährlichen 0:2-Rückstand. Damit drehte sich das Momentum endgültig - nun machte Zverev die einfacheren Fehler, eine scheinbar normale Vorhand landete tief im Netz zur 3:2-Führung für den 20-Jährigen aus Murcia. 

Zverev war nun bei seinen Aufschlagspielen in der Bringschuld. Spiel acht im vierten Durchgang war ein dauerhafter Schlagabtausch, den Zverev mit einem sensationellen Vorhand-Passierschlag zum 4:4 für sich entschied. Und dann schwächelte Alcaraz plötzlich, gewährte Zverev zwei Breakbälle, den ersten nutzte der Hamburger direkt zum zweiten Break in diesem Durchgang, sodass er abermals zum Matchgewinn aufschlug. Diese zweite Chance ließ Zverev dann nicht mehr aus der Hand flutschen: Bei 40:30 hatte er seinen ersten Matchball, und den Aufschlag-Return schlug Alcaraz mit der Rückhand weit ins Aus. Mit 6:4 schnappte sich Zverev den Satz und den Halbfinaleinzug.

Dort trifft Zverev nun auf den unter neutraler Flagge antretenden Russen Daniil Medvedev, der in seinem Viertelfinale den Polen Hubert Hurkacz in fünf Sätzen niedergerungen hatte. Für den Deutschen ist es das siebte Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere, das zweite in Melbourne, wo er 2020 erstmals in seiner Karriere die Runde der letzten Vier bei einem Major erreicht hatte.

mib, bst

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