Giftspitzen und Netflix-Drama: Zverev-Medvedev-Rivalität

25 Jan 2024

Am Freitag trifft Alexander Zverev im Halbfinale der Australian Open auf Daniil Medvedev - ein Duell mit Historie und ganz viel Drama.

Zverev - Figure 1
Foto kicker

Er will zum ersten Mal ins Finale der Australian Open: Alexander Zverev. IMAGO/AAP

Nahezu an der Perfektion spielte Alexander Zverev bei seinem Viertelfinaltriumph über Carlos Alcaraz - nun aber geht es gegen Daniil Medvedev. Zum 19. Mal werden sich am Freitag Zverev und Medvedev gegenüberstehen, die Bilanz spricht für den Russen, der bislang elfmal als Sieger vom Platz ging - oft waren es spannende Matches, die nur knapp entschieden wurden. Dennoch brisant aus Sicht des Deutschen: Seit 2020 gewann Medvedev neun von elf Spielen, zuletzt bei den ATP Finals in Turin 7:6 (9:7) und 6:4.

"Er hat mir zuletzt oft in den Hintern getreten", sagte Zverev am Mittwoch mit Blick auf seine desaströse Bilanz gegen den ein Jahr älteren Russen, zu dem er kein einfaches Verhältnis hat - im April vergangenen Jahres hatte Zverev nach seinem Aus in Monte Carlo Medvedev als "einen der unfairsten Spieler der Welt" bezeichnet. Der Russe konterte damals scharf und forderte Zverev auf, in den Spiegel zu schauen.

Netflix-Episode gießt Öl ins Feuer
Keine Angst vor Handball-Goliath Dänemark? (mit Fabian Wiede)

Handball-Nationalspieler Fabian Wiede von den Füchsen Berlin analysiert Deutschlands Halbfinal-Gegner Dänemark und gibt ein Update zu seiner Genesung. Die News: Union Berlin Trainer Bjelica watscht Sané, die Verletzungsmisere bei den Bayern geht weiter und Werder Bremen mit neuem Investoren-Bündnis.

Zverev - Figure 2
Foto kicker

vor 9 Stunden 12:28 Minuten

Für Verstimmung sorgte zudem eine Zverev gewidmete Episode der zweiten Netflix-Staffel "Breakpoint", die besagtes Match in Monte Carlo deutlich eingefärbt aus Sicht des Weltranglistensechsten zeigt und Medvedev ein deutlich überzeichnetes Image als "Bösewicht" verpasst. Medvedev selbst äußerte sich nicht großartig dazu, meinte jedoch: "So ist Netflix und deshalb lieben die Leute es, weil es die Dinge übertreibt. Normalerweise ist es heiß und kalt, nicht neutral."

Inzwischen haben sich die Wogen zwischen den beiden offenbar wieder etwas geglättet, Giftspitzen flogen keine mehr zwischen den beiden, die sich in jungen Jahren sogar sehr gut verstanden haben. Ohnehin ist der Karriereverlauf von Zverev und Medvedev ähnlich - mit Ausnahme der schlimmen Verletzung des Hamburgers bei den French Open 2022. 

Auf Augenhöhe - oder doch nicht?

Der Bösewicht? Daniil Medvedev. IMAGO/PanoramiC

Im Hinblick auf Erfolge befinden sich beide dennoch in etwa auf Augenhöhe. Zverev hat bislang 21 Einzeltitel gewonnen, seine größten Erfolge sind dabei Gold bei den olympischen Spielen in Tokio sowie der Gewinn der ATP Finals 2018 und 2021. Medvedev liegt bei 20 Titeln, kurioserweise konnte er noch kein Turnier zweimal gewinnen. Sein größter Erfolg bislang ist zweifellos der Gewinn der US Open 2021; auch war er im Gegensatz zu Zverev schon Nummer 1 der Welt. 

Zverev - Figure 3
Foto kicker

Auf Grand-Slam-Ebene stand der derzeit beste deutsche Tennisspieler einmal in einem Major-Finale, das war 2020 bei den US Open, als er sich in einem Fünfsatz-Thriller Dominik Thiem beugen musste. Halbfinals bei Grand Slams spielte er weitaus häufiger, zuletzt bei den French Open 2023. Insgesamt wird es sein siebtes Halbfinale in einem Grand Slam, nur Boris Becker war aus deutscher Sicht mit 18 Teilnahmen erfolgreicher.

Zverev braucht sein Maximum

So oder so: Am Freitag wird das nächste Kapitel in dieser Rivalität aufgeschlagen - und Zverev gibt sich trotz körperlicher Beschwerden ("Blutblasen unter den Zehen") selbstbewusst. "Ich möchte nicht arrogant klingen, aber ich fühle mich physisch schon gut auf dem Platz", sagte der 26-Jährige und betonte: "Ich habe physisch viel gearbeitet. Von der physischen Seite gibt es kaum Spieler, die mehr daran arbeiten als ich." Die Schmerzen machen ihm nichts aus, denn: "Ich spiele lieber so das Halbfinale, als mir das Turnier zu Hause ohne Schmerzen anzuschauen."

Gegen Medvedev wird Zverev wieder bis an sein Maximum gehen müssen, immerhin gilt der Russe nach Novak Djokovic als zweitbester Return-Spieler der Tour. Gegen Alcaraz spielte Zverev sehr aggressiv, diktierte oft das Tempo und hatte eine phänomenale Aufschlagquote von knapp 90 Prozent - im gesamten Turnier liegt diese bisher bei über 70 Prozent. All das wird er auch gegen den unorthodox spielenden Weltranglistendritten brauchen, der seinen Gegner um jeden Punkt erbittert kämpfen lässt und in Grundlinienduellen kaum zu bezwingen ist.

drm

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten