Südlicher Gazastreifen: Israelische Panzer sollen Vororte von Rafah ...

12 Tage vor
Südlicher Gazastreifen Israelische Panzer sollen Vororte von Rafah erreicht haben

Luftschläge gab es bereits, nun sollen nach ägyptischen Angaben auch israelische Bodeneinheiten die Stadt Rafah erreicht haben. Die USA gehen aber nicht vom Beginn einer Großoffensive aus.

Rafah - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

07.05.2024, 05.49 Uhr

Israelischer Panzer in der Nähe des Gazastreifens (am 2. Mai)

Foto: Amir Levy / Getty Images

Offenbar rückt Israel auch mit Bodentruppen auf die Stadt Rafah vor. Unter anderem die »Times of Israel« berichtet , dass vom Grenzübergang des Gazastreifens zu Ägypten Explosionen und Feuergefechte zu hören gewesen seien. Dies lasse darauf schließen, dass die israelische Armee jenseits der Grenze von Osten aus auf Rafah vorrücke.

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Ein namentlich nicht genannter ägyptischer Offizieller erklärte der Nachrichtenagentur AP, dass israelische Panzer in einen Vorort von Rafah vorgedrungen seien. Sie hätten sich nur rund 200 Meter von der Grenze zu Ägypten befunden. Laut dem Offiziellen soll es sich bei dem Militäreinsatz um eine begrenzte Operation handeln. Es werde erwartet, dass sich die Israelis nach Abschluss wieder zurückziehen.

Auch die US-Regierung geht nach jetzigem Stand nicht davon aus, dass es sich um den Beginn einer groß angelegten Offensive des israelischen Militärs handelt. Das teilte ein US-Regierungsvertreter am Montagabend in Washington mit. An den ernsthaften Bedenken der amerikanischen Seite wegen einer solchen Militäroffensive in dem dicht besiedelten Gebiet habe sich nichts geändert.

In der Nacht zu Dienstag soll das Militär den Grenzübergang Kerem Schalom beschossen und auch die palästinensische Seite des nur wenige Kilometer entfernten Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ins Visier genommen haben, wie palästinensische Medien sowie der US-Sender CNN und das Nachrichtenportal »Axios« berichteten. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sprach von einer mehrstufigen Invasion, die gestoppt werden könne, wenn die Hamas sich zu einer vernünftigen Verhandlungslösung zum Austausch der Geiseln bereiterkläre.

Rafah - Figure 2
Foto DER SPIEGEL

Zuvor hatten israelische Streitkräfte den östlichen Teil Rafahs mit gezielten Luftschlägen angegriffen. Das teilten israelische Beamte mit. Die Militäroperation erfolgte damit nur wenige Stunden, nachdem die Hamas bekannt gegeben hatte, dass sie bereit sei, einem ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe zuzustimmen.

Die plötzliche Annahme eines potenziellen Abkommens für einen Waffenstillstand durch die Hamas erfolgte, nachdem Israel eine Evakuierung der Palästinenser aus den östlichen Stadtteilen von Rafah angeordnet und damit signalisiert hatte, dass eine Invasion unmittelbar bevorstehe. In Rafah haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der Hamas gesucht.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu reagierte ablehnend auf die Zustimmung der Hamas zu einem Vorschlag einer Feuerpause. Dieser sei weit davon entfernt, die israelischen Forderungen zu erfüllen. Trotzdem werde man eine Arbeitsdelegation zu weiteren Gesprächen entsenden. Israel werde seinen Einsatz in Rafah fortsetzen, so Netanyahu. »Das Kriegskabinett hat einstimmig beschlossen, dass Israel die Operation in Rafah fortsetzt, um militärischen Druck auf die Hamas auszuüben und so die Freilassung unserer Geiseln und die anderen Ziele des Krieges voranzutreiben.«

Zeltlager für geflüchtete Menschen in Rafah

Foto: Hatem Khaled / REUTERS

Das Nachrichtenportal »Axios« berichtete unter Berufung auf israelische Regierungsbeamte, der Einsatz von Panzern und Bodeneinheiten östlich von Rafah sei als erste Phase der Offensive zu verstehen. Die Übernahme des Grenzübergangs Rafah solle nicht nur den Machtverlust der Hamas im Gazastreifen demonstrieren. Anschließend sollten Palästinenser ohne Verbindung zu den Islamisten an der Verteilung von Hilfsgütern beteiligt werden, die aus Ägypten in das abgeschottete Küstengebiet kommen.

Guterres fordert Israel und Hamas auf, »Extrameile« für Feuerpause zu gehen

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, forderte die israelische Regierung und die Hamas derweil auf, »die Extrameile zu gehen, die notwendig ist, um ein Abkommen zu verwirklichen und das gegenwärtige Leid zu beenden«. Guterres sei »zutiefst besorgt über die Hinweise, dass eine groß angelegte Militäroperation in Rafah unmittelbar bevorstehen könnte«, sagte Uno-Sprecher Stéphane Dujarric in einer Erklärung. »Der Generalsekretär erinnert die Parteien daran, dass der Schutz der Zivilbevölkerung im humanitären Völkerrecht an erster Stelle steht.«

Die Verhandlungen über eine neue Feuerpause und die Freilassung weiterer Hamas-Geiseln unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens dauern bereits seit Monaten an und gestalten sich schwierig.

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