Ganz Bayern vom Post-Streik betroffen: Das müssen Sie wissen

20 Jan 2023
Poststreik

Briefe bleiben unsortiert liegen – Pakete werden nicht zugestellt. Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi gleich ordentlich Druck gemacht. An den Ausständen in den Brief- und Paketzentren beteiligten sich am Donnerstag und Freitag nach Verdi-Angaben rund 15.000 Beschäftigte.

Auch am Samstag will die Gewerkschaft ihre Warnstreiks fortsetzen und ruft die Beschäftigten in der Paket- und Briefzustellung zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen auf.

Kommende Woche weitere Streiks in Bayern geplant

Danach gebe es erst einmal eine Streikpause – betont die Gewerkschaft. Schon im Laufe der nächsten Woche aber soll es auch in Bayern zu weiteren Aktionen kommen, kündigt David Merck von Verdi Bayern gegenüber dem bayerischen Rundfunk an.

"Die Streiks sind ein deutliches Zeichen unserer Mitglieder in Richtung Arbeitgeber", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis laut Mitteilung vom Freitag. Die Arbeitgeber hätten in der zweiten Verhandlungsrunde deutlich gemacht, dass sie nicht bereit seien, die Reallohnverluste auszugleichen. Das sei eine Provokation, auf die die Beschäftigten eine klare Antwort gäben.

Zum Artikel: Müllabfuhr, Kitas, Bahn: Wo Warnstreiks in Bayern drohenWo wird gestreikt?

In Bayern waren am Freitag alle Brief- und Paketzentren betroffen, am Samstag werden auch die Paket- und Briefzustellung bestreikt. Das hat ein verdi-Sprecher dem Bayerischen Rundfunk bestätigt. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in den sechs bayerischen Niederlassungen hätten sich an den Aktionen am Freitag beteiligt.

"Wir bestreiken flächendeckend alle Brief- und Paketzentren bei der Post und werden den Streik ausweiten auf den Bereich der Zustellung." - David Merck, Sprecher Verdi

Die nächste Verhandlungsrunde ist am 8. Februar. Bis dahin sind weitere Streiks möglich. Verdi rief seine Mitglieder zu den Arbeitsniederlegungen auf, nachdem es in der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten aus Sicht der Gewerkschaft keine Fortschritte gegeben hatte. Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab.

Welche Auswirkungen haben die Streiks auf die Postzustellung?

Wer in den kommenden Tagen auf Pakete oder Briefe wartet, muss unter Umständen Geduld haben. In ganz Bayern könnten die Briefkästen leer bleiben. Auch die Zustellung von Paketen läuft nicht wie gewohnt.

"Es wird natürlich zu Verzögerungen kommen allein durch die Menge der Pakete, die betroffen sind", sagt ein Post-Sprecher. Die liegengebliebenen Sendungen müssen jetzt erst einmal abgearbeitet werden – das kann laut Post bis Mitte nächster Woche dauern. Die Auswirkungen seien von Region zu Region aber unterschiedlich.

Genau nachgezählt hat die Post es nicht – aber laut ihren Schätzungen blieben am Freitag durch den Warnstreik bundesweit rund 2,3 Millionen Pakete und 13 Millionen Briefe liegen. Das entspricht einem Viertel der durchschnittlichen Tagesmenge. Konkrete Zahlen für Bayern kann die Post nicht nennen – aber man liege da im Bundestrend, heißt es auf Nachfrage des BR.

Wie lange darf ein Brief unterwegs sein?

Laut der Bundesnetzagentur gibt es keinen gesetzlichen Anspruch, dass die Post einzelne Briefe innerhalb bestimmter Fristen ausliefern muss. Die Post haftet deshalb auch nicht bei einer späten Zustellung.

Allerdings müssten im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent der Briefe in Deutschland am folgenden Werktag ausgeliefert werden. 95 Prozent müssen nach zwei Werktagen ankommen.

Was kann ich tun, wenn mein Brief nicht ankommt?

Laut Verbraucherschützern nicht viel. Entweder abwarten, bis der Streik bei der Post vorbei ist. Oder auf andere Postdienstleister ausweichen, zum Beispiel private Kuriere, regionale Briefdienstleister oder Paketdienste.

Bei länger anhaltenden Problemen mit der Post sollte man sich zunächst direkt an das Unternehmen wenden. Letztendlich können Verbraucher auch eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Behörde kontrolliert dann, ob es in einer Region vermehrt zu Beschwerden kommt und fordert die Post auf, die Mängel zeitnah abzustellen.

Umtauschfrist verpasst – was nun?

Wer online Waren bestellt, hat in der Regel ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Was aber passiert, wenn der Einkauf wegen des Streiks erst viel später geliefert wird?

Laut der Verbraucherzentrale ist das kein Problem. Denn die 14-Tage-Frist beginnt erst ab dem Tag, an dem man die Ware erhält. Erfolgt die Lieferung in mehreren Teilen, ist der Tag der letzten Lieferung entscheidend. Dies gilt laut den Verbraucherschützern allerdings nicht für Abo-Verträge wie Zeitschriften-Abos.

Wichtig: Laut den Verbraucherschützern muss der Käufer im Falle eines Widerrufs "die Ware binnen 14 Tagen wieder in Richtung Händler auf den Weg bringen." Allerdings kann sich durch den Poststreik die Rückerstattung des Geldes verzögern. Der Händler kann mit der Überweisung nämlich so lange warten, bis er die Ware zurückerhalten hat, oder vom Käufer einen Einlieferungsbeleg erhält.

Zahlungsfrist verpasst – was tun?

Verpasst man wegen des Streiks eine Frist, ein Angebot oder eine Stellenausschreibung, übernimmt die Post keine Haftung. Sie muss eine Zustellung innerhalb eines gewissen Zeitraums nämlich nicht garantieren.

In den meisten Fällen muss der Absender allerdings eine Lieferung bzw. Zustellung nachweisen, bestätigt die Verbraucherzentrale Bayern. Genauso ist der Versender verantwortlich, dass ein Brief innerhalb einer angemessenen Frist zugestellt wird.

Lässt sich wegen einer verspäteten Zustellung eine Frist nicht mehr einhalten, rät die Verbraucherzentrale den Betroffenen in jedem Fall, den Versender über die verspätete Zustellung zu informieren. Dadurch erspart man sich meist viel Ärger.

Wie gut ist die Zustellung bei der Post?

Auch ohne Streiks gibt es immer mehr Kritik an der Post und anderen Brief- und Paketdienstleistern. Im vergangenen Jahr registrierte die Postbeschwerdestelle der Bundesnetzagentur fast dreimal so viele Beschwerden wie 2021. Das Unternehmen verweist auf einen hohen Krankenstand und auf die allgemein schwierige Suche nach Arbeitskräften. Die Post hat angekündigt, die Qualität in der Zustellung verbessern zu wollen.

Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bernd Wüstneck

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