Johannes Volkmann: "Seine Werte leben weiter"

13 Tage vor

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Johannes Volkmann will mehr sein als der Enkel von Helmut Kohl – und drängt nun an die CDU-Spitze. Er glaubt: Konservative Werte werden unter den Jungen wieder wichtiger.

6. Mai 2024, 5:05 Uhr

Johannes Volkmann spricht auf einer Ukraine-Kundgebung. © Philip Gerhardt/​dpa

Johannes Volkmann, Jahrgang 1996, arbeitet im EU-Parlament als Büroleiter für einen CDU-Abgeordneten, zudem ist er Vorsitzender des Kreistags des Lahn-Dill-Kreises. Seit seinem zwölften Lebensjahr engagiert er sich für die Partei, der schon sein Großvater angehörte: Helmut Kohl. Auf dem CDU-Parteitag von Montag bis Mittwoch in Berlin kandidiert Volkmann für den Parteivorstand.

ZEIT ONLINE: Sind Sie auf TikTok, Herr Volkmann?   

Johannes Volkmann: Nein. Ich vertraue dem Umgang der Plattform mit personenbezogenen Daten nicht. Im Europäischen Parlament ist die App auf Dienstgeräten sogar verboten. Deutschland wirkt im Umgang mit TikTok noch ziemlich naiv.

ZEIT ONLINE: Sie haben einen Master in China-Studien und ein Jahr in Shanghai gelebt – gleichzeitig sind Sie Teil einer Generation, die sich auf TikTok tummelt. Woher rührt Ihre Skepsis?

Volkmann: In China gibt es keine Trennung von Privat und Staat, wie wir sie aus dem Westen kennen. Viele Unternehmen haben ein Sekretariat der Kommunistischen Partei im Haus, teils mit erheblichen Vollmachten. Es wäre kurzsichtig zu denken, es gäbe dort keinen politischen Einfluss – so auch bei ByteDance, dem Mutterkonzern von TikTok.

"Gleichzeitig verliert sich die Bundesregierung in Identitätspolitik"

ZEIT ONLINE: Die AfD ist stark auf TikTok, viele junge Menschen sympathisieren mit der AfD. Sehen Sie einen Zusammenhang?

Volkmann: TikTok ist für viele Heranwachsende heute die hauptsächliche Informationsquelle. AfD-Accounts haben enorme Reichweiten. Das gilt übrigens auch für Islamisten, die auf TikTok ihren Antisemitismus und Hass auf den Westen verbreiten. Viele liberale Demokratien wirken im Umgang mit der App überfordert. Hätten wir in vorherigen Systemwettbewerben zugelassen, dass die Sowjetunion kritische Teile unserer Informationswirtschaft besitzt? Der amerikanische Ansatz – verkaufen oder verbieten – weist den Weg. Auch Europa sollte sich ernsthaft darüber Gedanken machen.

ZEIT ONLINE: Eine Studie belegte zuletzt noch mal, wie populär die AfD unter ihren Altersgenossen ist. Liegt das nur an Social Media?

Volkmann: Nicht nur die AfD hat dieser Studie zufolge in meiner Generation dazugewonnen, sondern auch die CDU. Vor allem die Grünen haben stark verloren. Mich überrascht das wenig. Gerade Jungwähler sind von dieser Ampelpolitik besonders betroffen. Es gibt für unsere Generation zu wenig Perspektive, durch eigene Leistung in die Mittelschicht aufzusteigen oder sich Wohneigentum zu schaffen. Wir haben ungelöste Probleme bei der Integration, bei der Rente und in der Sicherheitspolitik. Und gleichzeitig verliert sich die Bundesregierung in Identitätspolitik und linker Symbolik, sei es Cannabis oder das Selbstbestimmungsgesetz. Die Grünen haben den Bezug zu Lebensrealitäten junger Menschen außerhalb ihrer eigenen NGOs, Universitäten und Großstädten verloren.

Viele seiner Werte teile ich, vor allem sein Einstehen für Frieden und Freiheit in Europa. Johannes Volkmann

ZEIT ONLIE: Das erklärt noch nicht, warum die Jungen bei der AfD landen.

Volkmann: Das stimmt, aber diese Grundstimmung ist erst mal die Voraussetzung. Algorithmen machen es dann populistischen und radikalen Inhalten einfacher als differenzierten. Auch wir als Union müssen noch mehr dafür tun, größere Reichweiten zu entwickeln.

ZEIT ONLINE: Was hat die CDU den Jungen denn zu bieten?

Volkmann: Die CDU steht für Generationengerechtigkeit. Das gilt allen voran für die Schuldenbremse, also die finanzielle Tragfähigkeit künftiger Haushalte, aber auch für wirtschaftliche Generationengerechtigkeit: Wir wollen, dass junge Menschen aus eigener Leistung Vermögen aufbauen können. Etwa indem wir die Steuerlast für den Mittelstand und Facharbeiter endlich abbauen. Die Union steht für Sicherheit im öffentlichen Raum, wer nachts feiern war, sollte keine Angst vor dem Heimweg haben müssen. Wir kämpfen gegen jede Form des politischen Extremismus, vor allem auch gegen den Islamismus, den ich für eine unterschätzte Gefahr für das Zusammenleben in Deutschland halte. Gleichzeitig lassen wir niemanden zurück und kämpfen für eine zukunftsfähige soziale Absicherung. Konservative Werte werden in unserer Generation wieder wichtiger, weil Zusammenhalt, Frieden und Freiheit weniger selbstverständlich geworden sind.

ZEIT ONLINE: Sie wehren sich dagegen, auf die Rolle als Enkel von Helmut Kohl reduziert zu werden. Trotzdem folgen Sie jetzt ein Stück weit seinen Fußspuren.

Volkmann: Ich bin auch ein Enkel von Helmut Kohl, aber vor allem bin ich Johannes. Mein Großvater ist jetzt sieben Jahre tot, aber seine Werte leben weiter. Und viele seiner Werte teile ich, vor allem sein Einstehen für Frieden und Freiheit in Europa.

ZEIT ONLINE: Kam für Sie nie eine andere Partei als die CDU infrage?

Volkmann: Das ist eine Frage der eigenen politischen Überzeugungen. Und da habe ich früh gemerkt, dass die CDU mein politisches Zuhause ist. Im Kommunalwahlkampf 2011 habe ich mit 14 das erste Mal Plakate aufgehängt. Ich habe mich in der Schüler Union eingebracht, später bei der Jungen Union.

ZEIT ONLINE: Ist Ihr Großvater ein Vorbild für Sie?

Volkmann: In mancher Hinsicht. Vor allem sein Engagement für den freien Westen hat Vorbildcharakter, gerade dann, wenn es innenpolitisch nicht populär war wie beim Nato-Doppelbeschluss. Er hat dabei nie Europa aus dem Blick verloren. Anders als die jetzige Bundesregierung, die durch ihr ständiges Zögern bei den Ukraine-Hilfen und ihr Hin und Her im Rat Deutschlands Stellung in Europa beschädigt.

ZEIT ONLINE: Ihre Familie hat erfahren, wie hart das Privatleben für Politikerinnen und Politiker sein kann. Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie in die Politik sind?

Volkmann: Meine Familie war zurückhaltend. Es war gerade meinem Vater wichtig, dass ich mir bewusst mache, worauf ich mich da einlasse. Aber mittlerweile sieht er mein Engagement sehr positiv. Ich bin froh, dass mich Familie und Freunde unterstützen.

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