Was wir über den Angriff bei Moskau wissen

23 Mär 2024
Moskau

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Anschlag in Konzerthalle Was über den Angriff bei Moskau bekannt ist

Stand: 23.03.2024 10:59 Uhr

Mehr als 100 Menschen kamen bei einem Anschlag in einer Konzerthalle bei Moskau ums Leben. Was ist über den Angriff bekannt und was über die mutmaßlichen Täter? Wie geht Russland vor? Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Was ist passiert?

Der Anschlag ereignete sich am Freitagabend in der "Crocus City Hall", einer Veranstaltungshalle nordwestlich der russischen Hauptstadt Moskau. In der Halle, die Platz für Tausende Gäste bietet, fand zu diesem Zeitpunkt ein Konzert der russischen Band "Piknik" aus Sankt Petersburg statt.

Russischen Ermittlern zufolge sollen mehrere bewaffnete Angreifer in Tarnkleidung in die Halle gelangt sein und dort mit automatischen Schusswaffen das Feuer auf die Besucherinnen und Besucher eröffnet haben. Es soll sich um mindestens drei Attentäter gehandelt haben, die russische Nachrichtenagentur Interfax sprach unter Berufung auf Sicherheitskreise von zwei bis fünf mutmaßlichen Angreifern.

Während des Angriffs soll es eine Explosion gegeben haben. Von der Nachrichtenagentur RIA hieß es, die Angreifer hätten eine Granate oder Brandbombe geworfen. In der Konzerthalle brach daraufhin ein Feuer aus, das sich laut der Nachrichtenagentur Tass auf etwa ein Drittel des Gebäudes und auf fast das komplette Dach ausbreitete. Auch Rettungsdienste vor Ort schätzten, dass durch die Flammen eine Fläche von mindestens 13.000 Quadratmetern zerstört oder beschädigt worden sei.

Wie viele Opfer gibt es?

Bei dem Angriff kamen Angaben des Staatlichen Ermittlungskomitees in Russland zufolge 115 Menschen ums Leben. Dazu zählen laut des Gesundheitsministeriums in der Region Moskau auch drei Kinder, die in der Nacht aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen gestorben seien.

Zu der Zahl der Menschen, die bei dem Anschlag verletzt wurden, gibt es unterschiedliche Angaben. Kurz nach Bekanntwerden des Angriffs meldeten Medien mehr als 100 verletzte Personen, später sprach das Gesundheitsministerium von mindestens 145 Verletzten. Am Morgen zitierte die Nachrichtenagentur dpa das Ministerium erneut mit der Angabe, es habe mehr als 100 Verletzte gegeben.

Wer ist für den Angriff verantwortlich?

Noch am späten Freitagabend reklamierte der "Islamischer Staat" (IS) die Tat für sich. Die Dschihadistenmiliz teilte auf Telegram mit, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft (...) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Die Angreifer hätten sich "sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen". Der Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London hält das Bekennerschreiben der Terrormiliz zum Anschlag bei Moskau aber für echt.

Von unabhängiger Seite ist bislang nicht bestätigt, dass der IS das Attentat verübt hat. Die mutmaßlichen Angreifer konnten offenbar zunächst fliehen, die russische Nationalgarde fahndet nach ihnen. Am Morgen gab Russlands Inlandsgeheimdienst FSB bekannt, dass elf Menschen festgenommen worden seien. Darunter seien vier Personen, die im Verdacht stünden, direkt in den Angriff verwickelt gewesen zu sein, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf den Kreml. Die vier Verdächtigen sollen nach Aussage des FSB Kontakt in die Ukraine gehabt haben und seien auf dem Weg zur ukrainischen Grenze gewesen, als sie festgenommen wurden.

Die Ukraine hat eine Verwicklung in den Anschlag abgestritten. Auch die USA sehen "keine Hinweise" dafür, dass die Ukraine hinter dem Attentat stehen könnte, wie der Vertreter des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betonte. Die US-Regierung gab zudem an, sie habe Russland erst in diesem Monat vor einem möglichen Anschlag auf große Veranstaltungen gewarnt. Der Kreml hatte das jedoch als "Provokation des Westens" zurückgewiesen.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf die Angaben der USA mit den Worten, es sei vorschnell, die Ukraine zu entlasten. Ohne "verlässliche Fakten" habe "weder das Weiße Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen".

Wie gehen russische Behörden nun vor?

Russland hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf ein "terroristisches Motiv" hinter dem Angriff eingeleitet.

Noch in der Nacht hatten Einsatzkräfte der Polizei, der Nationalgarde und OMON-Spezialtruppen des Innenministeriums die Konzerthalle durchsucht und dabei Waffen und Munition sichergestellt. Das zeigte ein kurzes Video, das vom Staatlichen Ermittlungskomitee Russlands am frühen Morgen veröffentlicht wurde: Zu sehen waren eine Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow und Gurte voller Magazine. Tütenweise sammelten die Ermittler die Hülsen verschossener Patronen ein.

Russische Medien berichteten, dass infolge des Anschlags in mehreren Großstädten des Landes sowie am Flughafen in Moskau die Sicherheitsvorkehrungen erhöht wurden. Der Nachrichtenagentur Tass zufolge soll der Rote Platz im Zentrum von Moskau abgeriegelt worden sein. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin kündigte an, dass über das Wochenende alle Sport-, Kultur- und sonstigen Veranstaltungen ausfallen würden. Auch Museen und Theater in der russischen Hauptstadt kündigten an, vorübergehend zu schließen.

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