Matteo Messina Denaro: Italiens meistgesuchter Mafiaboss ...

16 Jan 2023

Er gilt als oberster Pate der Cosa Nostra und soll unter anderem für die Morde an den Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino mitverantwortlich sein. Nun hat die Polizei Matteo Messina Denaro verhaftet.

16.01.2023, 11.28 Uhr

Matteo Messina Denaro: Die linke Aufnahme zeigt, wie er jetzt aussehen könnte, die rechte ein altes Foto aus dem Jahr 2011

Matteo Messina Denaro: Die linke Aufnahme zeigt, wie er jetzt aussehen könnte, die rechte ein altes Foto aus dem Jahr 2011

Foto:

REUTERS/ Italian State Police Scientific Laboratory

Die Polizei hat Italiens meistgesuchten Mafiaboss Matteo Messina Denaro nach langer erfolgloser Fahndung in Palermo festgenommen. Entsprechende Medienberichte bestätigten die Ermittler.

Den Einsatzkräften gelang die Festnahme in der Privatklinik La Maddalena in Palermo, wo Denaro sich seit etwa einem Jahr behandeln ließ. Dem Einsatzleiter zufolge soll er keinen Widerstand geleistet haben.

In Abwesenheit verurteilt

Denaro gilt als oberster Pate der Cosa Nostra in Sizilien und soll unter anderem für die Morde an den Richtern und Mafiajägern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino mitverantwortlich sein. Für die Tat aus dem Jahr 1992 sowie weiterer Attentate war er in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die Ermittlungen, die zur Festnahme des Cosa-Nostra-Bosses führten, wurden laut Nachrichtenagentur Ansa von den Staatsanwälten Maurizio de Lucia und Paolo Guido aus Palermo geleitet. Dem Sender Sky zufolge wurde ein zweiter Mann festgenommen: Der aus der Nähe von Trapani in Sizilien stammende Komplize soll Denaro zu Kontrolluntersuchungen in die Klinik begleitet haben und muss sich nun wegen Begünstigung verantworten.

In den sozialen Netzwerken kursierten erste Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie der mutmaßliche Unterstützer abgeführt wird.

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Der frühere italienische Ministerpräsident Matteo Renzi gab sich angesichts der Festnahme geradezu euphorisch: Die Festnahme sei eine wunderbare Nachricht, ein »historisches Ergebnis«. »Heute ist ein glücklicher Tag«, schrieb er bei Twitter.

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Der Mafioso war seit 30 Jahren aus der Flucht. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni dankte der Polizei und sprach in einem bei Instagram veröffentlichten Statement von einem »großen Sieg für den Staat«. Es sei ein Beweis, dass man angesichts der Mafia nicht aufgegeben habe.

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Messina Denaro gilt als skrupelloser Killer. Im Juli 1992 soll er nicht nur den abtrünnigen Mafioso Vincenzo Milazzo getötet, sondern auch dessen schwangere Freundin eigenhändig erdrosselt haben. Ihm wird unter anderem die Mittäterschaft bei drei Bombenanschlägen in Rom, Florenz und Mailand vorgeworfen, bei denen im Sommer 1993 zehn Menschen ums Leben kamen und mehr als hundert verletzt wurden. Im November desselben Jahres soll er an der Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo beteiligt gewesen sein, der 779 Tage von der Mafia festgehalten wurde, damit sein Vater eine Aussage zum Mord an dem italienischen Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone zurückziehe. Das Kind wurde erdrosselt, sein Körper in Säure aufgelöst.

Jagd auf das »Fantasma«

»Diabolik«, wie Denaro in Erinnerung an seine blutige Vergangenheit genannt wurde, galt seit seinem Untertauchen im Juni 1993 als »Fantasma«, als Gespenst. Keine Überwachungskamera hatte je sein Gesicht aufgenommen, kein Richtmikrofon seine Stimme dokumentiert. Es kursierten nur ein paar jahrzehntealte Fotos des »Capo dei Capi«.

Es gab Gerüchte, dass Messina Denaro ins Ausland geflohen sei, doch Mafiaexperten gingen stets davon aus, dass er sich nahe seinem Heimatort Castelvetrano im Nordwesten Siziliens aufhalte. Wie sein Vorgänger Bernardo Provenzano kommunizierte Messina Denaro unter anderem über sogenannte »Pizzini« - kleine, vielfach gefaltete handschriftliche Nachrichten, über die er codierte Befehle an seine Untergebenen gab.

Denaros Festnahme ereignete sich fast auf den Tag genau 30 Jahre nach der Verhaftung des »Bosses der Bosse« Salvatore »Toto« Riina. Riina hatte sich auf seiner 23 Jahre währenden Flucht ebenfalls weiter in »seinem« Mafia-Territorium aufgehalten. Er wurde in einer Wohnung in Palermo aufgespürt.

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