Kim Kardashian bei OMR in Hamburg: Der Star, dem man nichts ...

„Beautiful Germany“ ist das letzte, was jemand an diesem Nachmittag von Kim Kardashian hört, der nicht im gleichen Raum ist wie sie. Der Livestream bricht nach rund zwölf Minuten Showtime einfach ab. „Sorry folks, this slot won’t be streamed”, steht nun auf dem Bildschirm. „But stay tuned, we’re back in action shortly!“ Ganz so, als wäre der Beginn nicht übertragen worden. Als würde die „action“ nicht jetzt gerade stattfinden, dort auf dieser Bühne in Hamburg bei der Digitalmarketingmesse OMR. 700.000 Euro Gage soll Kardashian für ihren Auftritt bekommen haben.

Kim Kardashian - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wenn Kim Kardashian nach Deutschland kommt, direkt mit dem Privatjet von der Met Gala in New York, wo sie am Abend zuvor aufgetreten war, darf man schon mal staunen. Darüber, dass Milliardäre wie sie tatsächlich in einer anderen Welt leben – und zwar nicht, weil sie so anders sind, sondern weil sie so anders wahrgenommen werden. Der Abbruch des Livestreams hat auch damit zu tun. Später wird sich herausstellen: Es war ein technischer Fehler, aber ein anderer, als man denken würde.

Zunächst aber kann man alles sehen. Und wenige Minuten nach Beginn ihres Auftritts sind alle Vorurteile bestätigt. Kim Kardashian ist selbstredend ein Star, dem man nicht übelnimmt, ob er weiß, ob er schon mal in Hamburg war. Sie weiß es nämlich nicht, sagt sie nach der Begrüßung zu Moderator Kai Pflaume, ohne ein Mikro in der Hand zu haben. Sie könne nur sagen, dass sie schon mal in Deutschland war. Und ihre Großmutter sei „teilweise deutsch“. Jubelrufe.

Afterpartys sind nicht so ihr Ding

Sie sei außerdem froh, dass sie nicht zu den Met-Afterpartys gemusst habe, sondern direkt in den Flieger gestiegen sei: „Das ist nicht so mein Ding“, sagt sie, sie habe wirklich hierher, nach Hamburg, kommen wollen. Eine Aussage, der man fast Glauben schenken kann angesichts ihres Outfits bei der Met Gala. Schon auf dem Met-Teppich hatte Kardashian nicht gerade gewirkt, als hielte sie es dort auch nur eine Sekunde länger aus.

Das silber schillernde Korsett an ihrer Taille war so ungesund eng geschnürt, dass es in den sozialen Medien auch zwei Tage nach der Veranstaltung diskutiert wird: Ist Kardashian schon wieder zu weit gegangen? Ist sie ein schlechtes Vorbild für junge Mädchen? Wie bei der Met Gala 2022, für die sie eine rabiate Abnehmkur machte, um in das historische Kleid von Marylin Monroe zu passen, in dem diese 1962 mit John F. Kennedy Geburtstag gefeiert hatte.

Jetzt trägt sie ein bequemer aussehendes glänzendes dunkles Kleid mit gerafftem Rollkragen. Mit auf der Bühne in Hamburg sitzen die amerikanische Tech-Journalistin Kara Swisher und OMR-Gründer Philipp Westermeyer, der sichtlich nervös ist. Er will wissen, welche sozialen Medien sie am meisten nutze. Es ist eine Frage, die die meisten im Raum für Kardashian beantworten könnten. Kardashian hat 363 Millionen Follower auf Instagram, 75 Millionen auf X und 19 Millionen auf Tiktok.

Keine Bildschirmzeit beim Autofahren

Und es geht natürlich auch um Künstliche Intelligenz, das Thema überhaupt bei der diesjährigen Messe. Kardashian sagt dazu: „Die KI-Debatte ist eine sehr wichtige auf der ganzen Welt und in meiner Familie.“ Sie glaubt nicht, dass irgendwer damit zufrieden wäre, wenn eine künstliche Intelligenz hier sitzen und interviewt werden würde. Auch sie selbst könne sich noch nicht vorstellen, eine künstliche Version von sich in Werbespots auftreten zu lassen. Kardashians gebe es schon genug.

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Westermeyer fragt etwas umständlich, ob es stressig sei, Tiktok zu nutzen, da der Algorithmus anders funktioniere: Es komme nicht so sehr auf die Followerschaft an wie auf kreative Videos. Jedes einzelne könne, müsse aber nicht viral gehen, und das sei vorher schwer abzuschätzen. Ach, so sehr beschäftige sie das nicht, sagt Kardashian. Nur manchmal zwinge ihre Tochter North sie, diese lächerlichen Tänze aufzuführen. Sie teilt sich den 19 Millionen-Follower-Account mit ihr.

Und dann kommt der Moment, in dem es zumindest interessant wird, nämlich wie die Frau, die ihren enormen Erfolg Social Media zu verdanken hat, den Umgang ihrer Kinder mit Social Media bewertet. Ihr gefalle, wie kreativ die Kids heutzutage seien, sagt sie. Wie sie die Ideen für Tanz-Videos und überhaupt Videos entwickelten, wie sie die Filmchen zusammenschnitten.

„Leg das Handy weg“

Aber natürlich wolle sie ihre Kinder vor möglichem Schaden durch Social Media bewahren. Zum Beispiel dürften sie nur zu bestimmten Zeiten für eine bestimmte Zeit vor Bildschirmen sitzen – und nicht morgens, nicht beim Essen oder Autofahren. Das habe ihre Mutter ihr auch immer beim Autofahren gesagt, „sei präsent“, „leg das Handy weg, du bist hier im wunderschönen Deutschland …“ – dann bricht der Stream ab.

Nanu, Probleme mit der Technik? Eine OMR-Sprecherin sagt: Nein. Es sei üblich, dass die ganz große Prominenz des Festivals, zu dem 70.000 Besucher erwartet werden, nicht gestreamt werde. „Das sind die vertraglichen Bedingungen, unter denen sie auftreten wollen.“ Serena Williams sei im vergangenen Jahr auch nicht mit Livestream aufgetreten.

Und nein, man wolle dadurch auch nicht exklusiven Content nur für zahlende Teilnehmer – ein Ticket kostet fast 500 Euro – produzieren, die Vertragsregeln seien einfach so. Und: Dass die ersten Minuten übertragen wurden, sei ein Regiefehler gewesen, das komme vor, „auch bei einer Digitalmesse“. Ein großes Ding sei das aber nicht. Die OMR stünde dazu im Austausch mit Kardashians Team.

Eigentlich also sollte Kardashian unerreichbar bleiben für die weite Welt, wieder einmal, natürlich. Was auch sonst, könnte man sagen.

Was noch passiert in den eingeplanten 40 Minuten Redezeit, lässt sich später anderswo nachlesen und sehen. Zwischendurch wird Kardashians Auftritt sogar politisch: Eine Frau aus dem Publikum brüllt eine Minute lang „Free Palestine“. Kardashian scheint nicht begeistert, sagt aber ruhig: „Free everybody, free speech“. Dann wird die Frau von Sicherheitskräften weggebracht.

Kardashian redet an diesem Nachmittag natürlich über ihre Marken, unter anderem ihre Shapewear Skims. Zum Abschluss machte sie Selfies mit Kai Pflaume. Später spricht sie noch einmal mit Westermeyer, eine halbe Stunde im Hamburger Luxushotel „Vier Jahreszeiten“. Dieses Mal vor rund 200 Zuhörern, darunter zahlreiche Menschen, die für Nicht-Kardashians als A-Prominente gelten.

Ob Kardashian noch etwas zur OMR posten wird? Wer weiß schon, ob das im Deal mit Westermeyer enthalten war. Auf Instagram ist am Mittwochmittag noch nichts zu sehen. Dafür mehrere Storys und Bilder von der Met Gala und ihrer Wespentaille.

Mitarbeit: Jana Roos

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