Panzer für Ukraine: Was den M1-Abrams vom Leopard 2 unterscheidet

19 Jan 2023
Der US-Panzer vom Typ Abrams. Hier während der Zeremonie zur Vertragsunterzeichnung über den Kauf von 250 Abrams-Panzern für die polnische Armee bei Warschau.

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Der US-Panzer vom Typ Abrams. Hier während der Zeremonie zur Vertragsunterzeichnung über den Kauf von 250 Abrams-Panzern für die polnische Armee bei Warschau.

© Quelle: picture alliance / NurPhoto

Bundeskanzler Olaf Scholz soll die Lieferung amerikanischer M1-Abrams-Kampfpanzer zur Bedingung für eine mögliche Leopard 2-Lieferung gemacht haben. Dass die USA liefern, scheint derzeit aber eher unwahrscheinlich. Was zeichnet den M1-Abrams aus und was unterscheidet ihn vom Leopard 2?

Kira von der Brelie

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Nach monatelangem Zögern erwägt Bundeskanzler Scholz nun wohl doch Leopard-2-Panzer an die Ukraine zu liefern. Er hat nur eine Bedingung: Die USA sollen im Gegenzug Kampfpanzer des Typs M1-Abrams liefern.

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Ob die USA auf seine Bedingung eingehen werden, ist noch unklar. Präsident Biden hat sich noch nicht dazu geäußert. Auch der frisch vereidigte Verteidigungsminister Boris Pistorius blieb nach dem Gespräch mit US-Amtskollegen Lloyd Austin am Donnerstag im Vagen. Konkreter könnte es am Freitag werden. Dann beraten die westlichen Alliierten der Ukraine im rheinland-pfälzischen Ramstein über weitere Waffenlieferungen.

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Was ist das für ein Panzer, um den es geht? Was zeichnet den M1-Abrams aus und was unterscheidet ihn von dem deutschen Kampfpanzer Leopard 2? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wodurch unterscheiden sich Kampfpanzer von anderen Panzern?

Neben leichten Waffen und Munition hat Deutschland bereits Panzerhaubitzen, Flugabwehrsysteme und den Flak-Panzer Gepard an die Ukraine geliefert. Zudem ist die Lieferung von 40 Schützenpanzern des Typs Marder bis Ende März zugesagt. Nur mit Kampfpanzer-Lieferungen hatte sich Deutschland bislang zurückgehalten. Wodurch unterscheiden sich Kampfpanzer von anderen Panzern?

Kampfpanzer (engl. Main Battle Tank) wie der Leopard 2 zeichnen sich laut Bundeswehr durch die Kombination aus starker Panzerung, hoher Beweglichkeit und „überlegener Feuerkraft“ aus. Ihre Hauptaufgabe ist die Bekämpfung feindlicher Kampfpanzer und befestigter Stellungen.

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© Quelle: dpa

Schützenpanzer (engl. Mechanised Infantry Combat Vehicle) wie der Marder dagegen sind – daher auch der Name – auf den Schutz und Transport von Schützen ausgelegt. Sie sind leichter gepanzert und können dafür aber bis zu zehn Panzergrenadiere transportieren. Die Panzer sind zwar auch bewaffnet, ihre zentrale Aufgabe ist aber nicht der Kampf, sondern sie dienen als Unterstützung im Gefecht.

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Die USA sollen Lieferungen von Radschützenpanzern des Typs Stryker erwägen. Das berichtet das Nachrichtenportal „Politico“. Sie ähneln Schützenpanzern in dem Sinne, dass ihre zentrale Aufgabe nicht der Kampf ist. Stattdessen sollen sie viel Schutz vor Angriffen bieten und werden hauptsächlich zur Aufklärung und zum Transport eingesetzt.

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Es ist also ein qualitativer Unterschied, ob die USA Kampfpanzer oder Radschützenpanzer in die Ukraine liefert. Einer, der in der Frage, ob sich Deutschland mit Kampfpanzer-Lieferungen zur Kriegspartei macht, eine Rolle spielen könnte.

Was zeichnet den Leopard 2 aus?

Der Kampfpanzer Leopard 2 wurde in Deutschland entwickelt und gilt als einer der modernsten Panzer weltweit. Eine der wichtigsten Ausstattungen ist die 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Damit können die Soldatinnen und Soldaten nach Darstellung der Bundeswehr stehend und fahrend Ziele in bis zu 5 Kilometern Entfernung bekämpfen.

Der Leopard 2 hat 1500 PS und kann bei einem Gewicht von rund 64 Tonnen fast 70 km/h schnell fahren. Außerdem kann der Panzer Gewässer von bis zu vier Metern Tiefe durchfahren und kann – unter anderem wegen eines Wärmebildgeräts – auch nachts eingesetzt werden.

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Das deutsche Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann hat seit Beginn der Produktion im Jahr 1978 mehr als 3500 Leopard 2-Panzer gebaut. Die aktuelle Version des Kampfpanzers ist der Leopard 2 A7. Sie wird seit 2014 ausgeliefert. Er ist rund 11 Meter lang, 3 Meter hoch und 3,75 Meter breit.

Der Leopard 2 wird mit einem vergleichsweise sparsamen Dieselmotor betrieben. Auf 100 Kilometern verbraucht er bis zu 530 Liter Treibstoff. Seine Besatzung besteht aus einem Kommandanten, einem Richtschützen, einem Ladeschützen und einem Fahrer.

Was kann der M1-Abrams?

Der Kampfpanzer M1-Abrams ist so etwas wie das US-amerikanische Pendant zum Leopard 2. Er ist ebenfalls mit einer 120-Millimeter-Glattrohrkanone ausgestattet, die die US Army allerdings M256 nennt. Wie beim Leopard 2 haben vier Personen Platz in dem Kampfpanzer. Auch was Leistung und Größe angeht, gleicht er dem deutschen Panzer.

Die wesentlichen – und für eine Entscheidung für oder gegen eine Lieferung ausschlaggebenden – Unterschiede liegen in der Handhabung. Der M1-Abrams gilt als „sehr kompliziert“. Das sagte US-Verteidigungsstaatssekretär Colin Kahl am Mittwoch. Denn der Kampfpanzer wird von einem Gasturbinentriebwerk angetrieben.

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Infografik: Der US-Kampfpanzer M1A1 Abrams.

Infografik: Der US-Kampfpanzer M1A1 Abrams.

© Quelle: Grafik: A. Brühl, Redaktion: D. Loesche / dpa

Statt Diesel braucht er Flugzeugtreibstoff für die Gasturbinenmotoren. Und davon gar nicht wenig: Pro Meile benötige er etwa drei Gallonen Kerosin, schätzt Kahl. Das sind etwa 7 Liter Kerosin pro Kilometer. Zum Vergleich: Ein Passagierflieger verbraucht auf 100 Kilometern etwa 3,56 Liter Kerosin.

Der Vorteil der Gasturbinenmotoren: Sie haben mehr Leistung, ohne den Panzer dadurch viel schwerer zu machen. Das leichte, leistungsstarke Triebwerk sorgt dafür, dass der Ambrams schneller fahren und besser manövrieren kann als die meisten vergleichbaren Kampfpanzer. Außerdem sind die Motoren kleiner, sodass im Panzer mehr Platz für andere Dinge bleibt.

Die Ausbildung an der Maschine dauere allerdings sehr lange, die Wartung sei kompliziert. Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums, betont, man wolle den Streitkräften das zur Verfügung stellen, was sie effektiv auf dem Schlachtfeld einsetzen könnten. „Wir wollen unseren ukrainischen Partnern keine Systeme aufbürden, die sie nicht nutzen können, Systeme, die sie nicht reparieren können, Systeme, die sie nicht überholen können“, sagte er.

Zudem ist der Panzer mit einem Gewicht von fast 74 Tonnen auch logistisch eine Herausforderung, denn viele Brücken sind nicht für derartige Belastungen ausgelegt.

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