Leopard-Panzer für die Ukraine: Das kann der Kampfpanzer ...

19 Jan 2023
Kampfpanzer
Deutsche Waffenlieferungen Das kann der Kampfpanzer Leopard 2

Nach den Forderungen der Regierung in Kiew nach Leopard-Kampfpanzern scheint der Bundeskanzler nun bereit für eine Lieferung. Damit reiht sich der Panzer in weitere deutsche Waffenlieferungen ein. Eine Übersicht.

Nach monatelangen Diskussionen rückt die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine näher. Kanzler Olaf Scholz ist nach übereinstimmenden Medienberichten unter Bedingungen dazu bereit. Auch Finnland und Polen, die ihre Armeen mit Leopard 2-Modellen ausgerüstet haben, lassen schon seit Wochen durchblicken, dass sie die modernen Kampfpanzer an die Ukraine liefern würden.

In den vergangenen Wochen kündigte Deutschland außerdem die Lieferung von Marder-Schützenpanzern und Patriot-Luftabwehrraketen an um der Ukraine zu helfen.

Eine Übersicht über die Waffensysteme und was sie können:

Leopard 2

Was kann das System?
Der Leopard 2 gilt als einer der besten Kampfpanzer weltweit. Die Hauptwaffe des rund 60 Tonnen schweren Panzers ist eine 120 Millimeter Kanone, die eine leistungsstarke KE-Munition gegen Panzer und die neue Spreng-Munition gegen andere Ziele einsetzen kann. Außerdem ist er bis zu einer Wassertiefe von 4 Metern unterwasserfahrfähig. Der mit einem 1500 PS starken Motor ausgestattete Panzer beschleunigt das Fahrzeug auf knapp 70 km/h und hat Platz für eine vierköpfige Besatzung. Die aktuellen Versionen haben außerdem eine Kampfraumkühlanlage zur Kühlung der Elektronik und des Kampfraumes sowie ein Stromzusatzaggregat, damit bei höherem Strombedarf im Stand nicht das Haupttriebwerk laufen muss. Was ihn einzigartig macht ist seine große Schutzwirkung. Selbst wenn er durch einen anderen Panzer getroffen wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Besatzung überlebt.

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Wann und von wem gebaut?
Der Leopard 2 wird seit 1978 von den deutschen Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall in Serie gebaut und ist der Nachfolger des Leopard 1. In der Folge des Kosovokrieges kam er erstmals bei KFOR zum Einsatz. In der langen Produktionszeit entstand eine Vielzahl von Varianten des Leopard 2, davon sind vier aktuell aktiv. Im Fall der Ukraine geht es meistens um die Variante A4, die jedoch die Bundeswehr nicht betreibt und die überabreitet werden müsste.

So viele Leopard-2-Panzer haben die europäischen Nato-Staaten

Deutschland, Niederlande

Die deutsche Bundeswehr hat ihre älteren Leopard-Panzer ausgemustert oder an andere Länder abgegeben. Darunter fallen Modelle des Typs 2A4, aber auch der Leopard-1-Generation. Von den neueren Modellen hat sie rund 320, die genaue Zahl wird aber geheim gehalten.

Die Niederlande haben 18 Leopard-2A6-Panzer aus Deutschland geleast. Diese sind Teil des deutsch-niederländischen Panzerbataillons und im niedersächsischen Bergen-Hohne stationiert.

Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden

Eine genaue Anzahl der Leopard-Panzer geben Verteidigungsministerium, -kommando und die für den Einkauf zuständige Verwaltungsbehörde in Dänemark nicht preis. Jedoch wurden 14 Panzer laut Militärangaben im September erstmals auf einen internationalen Einsatz nach Estland geschickt.

Finnland ist noch kein Nato-Mitglied, hat allerdings signalisiert, einige Leopard-Panzer an die Ukraine liefern zu können. Nach Angaben des finnischen Verteidigungskommandos besitzen die Finnen rund 200 Leopard-2-Panzer.

Laut Verteidigungsministerium hat Norwegen im Jahr 2001 52 gebrauchte Leopard 2A4 von den Niederlanden gekauft. Einige davon sind im Einsatz, andere werden als Ersatzteillager verwendet oder sogar verschrottet. Wie viele Panzer genau einsatzfähig sind, sagte das Ministerium nicht.

Aus Schweden gibt es keine Angaben zur Anzahl der Leopard-Panzer. Allerdings gilt es als gesichert, dass Schweden mehr als 100 Panzer des Typs Leopard besitzt.

Griechenland, Türkei

Griechenland hat eine im Vergleich große Zahl an Leopard-Panzern: So gibt es 170 vom Typ 2HEL, 183 vom älteren Typ 2A4 und 500 vom Typ 1A5 aus der vorhergegangenen Leopard-Generation. Die hohe Anzahl von Panzern liegt im ständigen Konflikt mit der Türkei begründet.

Das türkische Verteidigungsministerium äußert sich nicht zu Stückzahl und Bewaffnung. Nach Zahlen des International Institute for Strategic Studies (IISS) besitzt die Türkei 316 Leopard 2A4, 170 Leopard 1A4 und 227 Leopard 1A3.

Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn

Polen besitzt laut polnischem Verteidigungsministerium 247 Leopard-Kampfpanzer in den Versionen 2A4 und 2A5 sowie in der modernisierten Version PL.

Die Slowakei besitzt einen Leopard-Panzer. Bis Ende 2023 sollen es im Rahmen eines Ringtauschs insgesamt 15 werden. In die Ukraine wird davon wohl keiner geliefert.

Deutschland stellt Tschechien im Rahmen eines Ringtauschs 14 Leopard 2A4-Kampfpanzer und Bergepanzer Büffel zur Verfügung. Diese sind der Ersatz für an die Ukraine gelieferte Panzer sowjetischer Bauart. Aktuell besitzt Tschechien erst einen der 14 Leopard-Panzer. Ministerpräsident Petr Fiala betonte jüngst, dass man bei der Abgabe eigener Militärtechnik an die Grenze der Möglichkeiten gekommen sei.

Ungarn hat laut übereinstimmenden Medienberichten im Jahr 2020 zwölf Panzer vom Typ Leopard 2A4 vom Hersteller Kraus-Maffei gemietet, die Ausbildungszwecken dienen sollen. Dazu sollen in diesem Jahr 44 neue Leopard 2A7 kommen. Eine Lieferung an die Ukraine ist aufgrund der guten Beziehungen zwischen Ministerpräsidenten Viktor Orban und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sehr unwahrscheinlich.

Portugal, Spanien

Vom portugiesischen Verteidigungsministerium gibt es keine Auskunft über die Leopard-Bestände. Laut Medienberichten haben die portugiesischen Streitkräfte 37 Leopard 2A6 im Einsatz.

Spanien nennt 347 Leopard-Panzer sein eigen. Davon gehören 108 zur älteren Variante 2A4 und 239 Leoparden zum Typ 2A6. Jedoch sind einige Panzer nicht einsatzbereit - manche sollten in die Ukraine geliefert werden. Nachdem es wochenlang Spekulationen über diese Lieferung gab, sagte Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles im August, die Panzer seien in „einem absolut desolaten Zustand“. Die Lieferung kam nicht zustande.

Länder ohne Leopard-Panzer

Albanien, Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Montenegro, Nordmazedonien, Rumänien, Slowenien, das Vereinigte Königreich und Zypern.

Was bringt es der Ukraine und hilft es?
Die Ukrainer wollen mit dem Leopard 2 gegnerische Linien in dem zuletzt eher statischen Stellungskrieg durchbrechen. Der Panzer vereint Feuerkraft und Beweglichkeit und hat einen großen Vorteil durch die breite Nutzergemeinschaft, welche funktionierende Ausbildungs- und Logistikketten besitzt. Es gibt immer noch Ersatzteile, welche teilweise über Versionen hinweg genutzt werden können und hinreichend Personal, das Fahrzeuge reparieren und Besatzungen ausbilden kann. Trotzdem handelt es sich bei dem Leopard 2 um ein anderes Konzept als bei den T-Panzern, weswegen erst Erfahrung mit dem Umgang gesammelt werden muss. Da die ukrainischen Vorräte an T-Panzern, ihren Ersatzteilen und Munition innerhalb Europas zu Neige gehen, sichert man mit der Lieferung dieser Panzer die ukrainische Fähigkeit zur mechanisierten Kriegsführung.

Marder

Was kann das System?
Der deutsche Panzer Marder ist extrem vielseitig, er kann als Schützenpanzer Truppen transportieren und durch bis zu zwei Meter tiefes Wasser fahren. Mit Abwehrwaffen wie der Milan-Rakete und seiner 20-Millimeter-Maschinenkanone bekämpft das 35 Tonnen schwere Fahrzeug mit dem 600-PS-Motor feindliche Infanterie und geschützte Fahrzeuge bis zum Kampfpanzer. Bundeswehr-Soldaten haben dem gepanzerten Fahrzeug den Namen „Eisenschwein“ verliehen – ein Kosename, keine Beleidigung. Dank mehrerer Verbesserungen bei Waffen und Schutzsystemen ist er vielen russischen Systemen überlegen.

Wann und von wem gebaut?
Der Marder kam 1971 zur Bundeswehr und wurde von Rheinmetall und dessen Vorgängerunternehmen gebaut. Weil sich die Auslieferung des Nachfolgers Puma verzögerte, ist er bis heute im Dienst und wird immer noch durch sogenannte „Kampfwertsteigerungen“ verbessert.

Was bringt es der Ukraine und hilft es?
Wegen der relativ hohen Sicherheit, seiner Flexibilität, den starken Waffen und der vergleichsweise einfachen Bedienung ist der Kalte-Kriegs-Panzer eine ideale Ergänzung für die Armee der Ukraine in den erwarteten Feldschlachten im Osten des Landes.

Patriot

Was kann das System?
Das Flugabwehrraketensystem Patriot bekämpft Flugzeuge, taktische ballistische Raketen und Marschflugkörper. Grundlage ist ein komplexes Radarsystem, das mit Richtstrahlen arbeitet. Mobile Launcher feuern dann ihre Abwehrraketen ab.

Wann und von wem gebaut?
Die Unternehmen Raytheon und Lockheed Martin entwickeln und produzieren das System seit den 1960er-Jahren.

Was bringt es der Ukraine?
Das Luftabwehrsystem kann jene Bedrohungen ausschalten, die im Krieg bereits zum Einsatz kamen. Die Lieferung der Patriot-Systeme ist auch eine Reaktion auf die Luftangriffe Russlands gegen die ukrainische Zivilbevölkerung.

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