"Russen schießen auf Retter": Selenskyj fordert UN-Hilfe für ...

8 Jun 2023
"Russen schießen auf Retter" Selenskyj fordert UN-Hilfe für besetztes Cherson

08.06.2023, 00:12 Uhr

Cherson - Figure 1
Foto n-tv NACHRICHTEN

Haben vergessen, wie man Leben rettet: Präsident Selenskyj wirft internationalen Hilfsorganisationen Passivität vor.

(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)

Vor allem im russisch besetzten Teil von Cherson sieht Selenskyj die Menschen in einer verzweifelten Situation. Statt zu helfen, würden die Besatzer auf ukrainische Retter schießen. Von den UN und dem Roten Kreuz verlangt der Präsident sofortige Maßnahmen.

Bei den Überflutungen infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch Menschen umgekommen. "Menschen, Tiere sind gestorben. Von den Dächern der überfluteten Häuser sehen Menschen, wie Ertrunkene vorbeitreiben", sagte er in einem Interview mit "Welt", "Bild" und "Politico" in Kiew. Den russischen Truppen auf dem von ihnen eroberten Südufer des Dnipro-Stroms machte er schwere Vorwürfe: "Wenn unsere Kräfte versuchen, die Menschen rauszuholen, dann werden sie von den Besatzern aus der Entfernung beschossen."

Enttäuscht zeigte sich Selenskyj darüber, dass nach seinen Angaben die UN und das Rote Kreuz seinem Land in der Dammbruch-Katastrophe bisher nicht helfen würden. Sie müssten "als erste da sein, um Menschenleben zu retten", sagte er. Aber: "Sie sind nicht da!" Nach einer Rückeroberung des Gebiets von den Russen will der ukrainische Präsident eine internationale Untersuchung anregen. Dann werde die Ukraine, alle internationalen Experten einladen, den Vorfall zu untersuchen, sagte er.

Cherson - Figure 2
Foto n-tv NACHRICHTEN

Selenskyj hält die Verantwortung Russlands für die Katastrophe für erwiesen und glaubt, dass die russische Seite die Sprengaktion unterschätzt habe. Sie habe in Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive auf diese Weise die Befreiung der Gebiete erschweren wollen. "Sie haben nicht daran gedacht, dass sie auch ihre besetzten Gebiete fluten", erklärte er.

Keine Angaben über Opfer

In seiner abendlichen Videoansprache verschärfte Selenskyj seine Kritik an den internationalen Hilfsorganisationen und warf ihnen Passivität vor. "Jeder tote Mensch ist ein Urteil für die bestehende internationale Architektur, für internationale Organisationen, die vergessen haben, wie man Leben rettet", sagte er am Abend. Er machte keine Angaben, wie viele Ukrainer durch das Hochwasser ums Leben kamen. Stattdessen sprach er von 2000 Menschen, die im ukrainischen Teil des vom Hochwasser besonders betroffenen Gebiets Cherson gerettet worden seien.

Verzweifelt sei die Lage allerdings im russisch besetzten Teil des Gebiets. Selenskyj warf in seiner Videoansprache den russischen Truppen vor, die Menschen dort im Stich zu lassen - und ukrainische Rettungsversuche zu torpedieren. In dem Zusammenhang kritisierte er internationale Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, das seiner Ansicht nach in dieser Region aktiver sein müsste.

Auf der anderen Seite bedankte er sich für bilaterale Hilfszusagen aus dem Ausland. Er habe mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert und konkrete Hilfsangebote besprochen, sagte er.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

THEMEN Cherson Vereinte Nationen Deutsches Rotes Kreuz Wolodymyr Selenskyj Angriff auf die Ukraine
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