Kompaktheit und Konter: So besiegte Werder Bremen den VfB ...

5 Tage vor
VfB

Zwei Monate. So lange mussten die Fans des SV Werder Bremen auf einen Sieg in der Fußball-Bundesliga warten. Dass dieser Erfolg ausgerechnet gegen den VfB Stuttgart gelingt, war vor dem Spiel kaum zu erwarten. Die Schwaben stellen die wohl größte Überraschung der Saison. Ihre Erfolgstaktik ähnelt jenem Spielsystem, das Xabi Alonso für Bayer Leverkusen entworfen hat. Gegen exakt diesen Gegner ging Werder vor Wochenfrist 0:5 unter.

Umso beeindruckender war Werder Bremens Sieg am Sonntag. Gegen den VfB Stuttgart fand das Team bessere Lösungen als noch vor einer Woche. Das lag auch an einer Systemumstellung von Trainer Ole Werner.

5-4-1 statt 5-3-2

Werder-Coach Ole Werner muss dieser Tage viele Probleme lösen. Leverkusen legte die defensiven Schwächen der Mannschaft offen. Hinzu kommt die Debatte über das Sturmduo Marvin Ducksch und Nick Woltemade: Beide ergänzten sich zuletzt kaum, sondern standen sich praktisch auf den Füßen.

Werner wollte beide Probleme auf einen Streich lösen. Gegen den VfB Stuttgart stellte er seine Formation um: Nick Woltemade begann nicht als zweiter Stürmer neben Marvin Ducksch, sondern auf der halblinken Seite. Werder Bremen verteidigte somit in einer Mischung aus 5-2-3 und 5-4-1.

Von der ersten Minute an agierte Werder Bremen in diesem Konstrukt defensiv konzentrierter als noch in der vergangenen Woche. Der VfB Stuttgart sammelte zunächst viel Ballbesitz. Trainer Sebastian Hoeneß stellte seine Mannschaft in einem 3-4-3 auf. Sie versuchten zwar, das Spiel über die Doppelsechs Angelo Stiller und Atakan Karazor zu eröffnen. Werder stand jedoch im Zentrum derart kompakt, dass der erste Pass ins Mittelfeld kaum möglich war. So ließ sich die Stuttgarter Doppelsechs immer weiter fallen, um das Spiel aus der eigenen Hälfte zu gestalten.

Werders Stärken und Stuttgarts hausgemachte Probleme

Stuttgarts Versuch, aus der Abwehr direkt die Stürmer einzusetzen, misslang. Werders Abwehr schob konzentriert nach vorne, sodass kaum Räume zwischen den Linien entstanden. Die gesamte Mannschaft des SV Werder Bremen verteidigte kompakt im 5-4-1.

Die Grün-Weißen achteten zudem darauf, nicht zu passiv zu agieren. Gegen Leverkusen ließ sich Werder Bremen früh in die eigene Hälfte fallen. Gegen den VfB Stuttgart schob jedoch Romano Schmid immer wieder heraus, um den Druck auf die gegnerische Abwehr zu erhöhen. So konnte Werder das Spiel der Stuttgarter auf die Flügel lenken und dort zuschlagen.

Der VfB hatte schwer zu kämpfen mit dem Defensivsystem des SV Werder Bremen. Dies lag jedoch nicht ausschließlich an der Bremer Kompaktheit, sondern auch an hausgemachten Problemen. Erstmals in dieser Saison stand Linksaußen Chris Führich nicht in der Startelf. Deniz Undav begann auf dieser Position, zog jedoch praktisch permanent in die Mitte. Auch der rechte Flügel mit Enzo Millot und Jamie Leweling schuf nur selten Breite. So erleichterte der VfB Stuttgart den Gastgebern die Aufgabe, das Zentrum zu schließen – die Außen bedrohte der Gegner schließlich nie.

Tiefe im Umschaltmoment

Chancen gab es auf beiden Seiten in der ersten Halbzeit maßgeblich nach Umschaltsituationen. Auch hierfür hatte sich Ole Werner einen Plan zurechtgelegt: Nick Woltemade bewegte sich nach Ballgewinnen ins zentrale Mittelfeld. Er forderte Zuspiele in die Mitte, die er anschließend hielt. Von dort suchte Werder Bremen den direkten Weg über die Außen: Auf rechts sprintete Schmid ständig in die Tiefe, während auf links Felix Agu merklich offensiver agierte als zuletzt.

Gerade Agu bereitete seinem Gegenspieler Probleme. Stuttgart verteidigte nominell in einer Fünferkette. Agus Konterpart Leweling agierte im eigenen Ballbesitz aber derart offensiv, dass er im Umschaltmoment hinten fehlte. So holte Agu Werder Bremens Elfmeter zum 1:0 heraus (28.), indem er seinem Gegenspieler entwischte.

Auch der VfB Stuttgart hatte in der ersten Halbzeit einige gute Möglichkeiten nach Ballgewinnen. Werder Bremen ließ den Zwischenlinienraum etwas zu offen, sodass die Gäste über diesen Konter initiieren konnten. Insgesamt hatte der SVW jedoch die besseren Chancen.

Werder muss noch einmal zittern

In der Pause stellte VfB-Coach Hoeneß sein System um. Führich kam für die linke Seite. Der VfB agierte fortan aus einem 4-2-3-1. Bereits nach wenigen Minuten wurde deutlich, warum Hoeneß dieses System eigentlich vermeiden wollte: Werder Bremen streckte die Viererkette des Gegners. So konnte der rechts durchgebrochene Schmid Stürmer Ducksch auf der anderen Seite des Strafraums bedienen – 2:0 (49.).

Der VfB benötigte einige Zeit, um sich vom zweiten Nackenschlag zu erholen. Hoeneß wechselte nach und nach offensive Spieler ein. Mit der Zeit agierten die Stuttgarter in einem 4-2-4. Werder Bremen konnte die hohe Pressinglinie ab der 60. Minute nicht mehr konsequent halten. Die Abwehr ließ sich nun tiefer fallen. Damit lud Werder den Gegner weit in die Bremer Hälfte ein. Stuttgart kam nicht nur zu Chancen, sondern auch zum Anschlusstreffer (71.).

Ole Werner reagierte erst spät. Die ersten Wechsel unternahm er in der 83. Minute. Die defensiv orientierten Einwechslungen beruhigten die Partie. Zum Schluss verteidigte Werder Bremen das Ergebnis souverän herunter, auch weil der VfB Stuttgart arg wenig Esprit versprühte. Flanke um Flanke flog in den Bremer Strafraum. Doch die Innenverteidigung klärte jede Hereingabe.

So darf sich Werder am Ende über den ersten Erfolg nach sieben sieglosen Spielen freuen. Vor allem defensiv überzeugte die Bremer Elf. Werners Umstellung auf ein 5-4-1 sowie Schmids Rolle als Tiefensprinter erwiesen sich als Schlüssel gegen die zuletzt so starken Stuttgarter. Zugleich bewiesen Ducksch und Woltemade, dass sie sich gegenseitig ergänzen können. Alles in allem war es ein rundum gelungener Nachmittag für den SV Werder Bremen.

Zur Startseite

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten