"Tatort" heute aus Frankfurt: Wenn Mutterliebe zum Gefängnis wird

26 Dez 2023

"Tatort: Kontrollverlust": Künstlerin Annette Baer (Jeanette Hain) sorgt sich um ihren Sohn Lucas (Bela Gábor Lenz)

Tatort heute - Figure 1
Foto STERN.de

© HR / ARD

Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Die Ermittlungen führen die Frankfurter Kommissare Janneke und Brix zu einer Künstlerin und ihrem Sohn. Beide beteuern ihre Unschuld – doch das Verhältnis von Mutter und Sohn scheint völlig gestört.

4 von 5 PunktenKeine fröhliche Kost zum Zweiten Weihnachtsfeiertag: Der Film seziert eine krankhafte Mutter-Sohn-Beziehung
Worum geht's?

Als die Bildhauerin Annette Baer (Jeanette Hain) nachts nach Hause kommt, findet sie ihren erwachsenen Sohn Lucas (Béla Gábor Lenz) im Badezimmer vor. Er ist völlig verstört und trägt ein blutverschmiertes T-Shirt. Was genau passiert ist, kann er nicht sagen. Der Junge stammelt nur: "Ich habe ihr nichts getan." Sie, das ist Cara Mauersberger (Viktoria Schreiber). Die junge Frau ist erst vor Kurzem von Sachsen nach Frankfurt am Main gezogen und wird erstochen in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) stellen schnell eine Verbindung zwischen Cara und Lucas her – auch wenn dessen Mutter alles versucht, um ihren Sohn von den Ermittlungen fern zu halten. Eine weitere Spur führt in die Gaming-Szene. Dort war Mauersberger aktiv und wurde aufgrund ihrer feministischen Videos bedroht.

Warum lohnt sich der "Tatort: Kontrollverlust"?

Jeanette Hain und Béla Gábor Lenz tragen mit ihren schauspielerischen Leistungen diesen "Tatort". Die beiden verkörpern sehr überzeugend ein dysfunktionales Mutter-Sohn-Gespann. Sie, die Löwenmutter, die ihr Kind um jeden Preis beschützen und nicht loslassen will. Er, der junge Nachwuchskünstler, der unter all der Liebe und Kontrolle zu ersticken droht. "Ich habe so viel eigenes Leben wie deine hohle Gipsarmee", wirft der Sohn der Mutter in einer Szene an den Kopf. Eine Anspielung auf die Kunst, die Hain als Bildhauerin Annette Baer in dem Film fertigt: gesichtslose, weiße Wesen.

Was stört?

Der Film (Drehbuch und Regie Elke Hauck und Sven S. Poser) reißt zu viele Themen an und lenkt damit vom eigentlichen Fokus ab: der krankhaften Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Das allein hätte die Geschichte über 90 Minuten getragen. Stattdessen geht es auch um Sexismus in der Gaming-Szene und Probleme zwischen Ost- und Westdeutschland. Alles berechtigte Themen, die aber in einem separaten Film ausgearbeitet werden sollten statt wie hier nur oberflächlich gestreift zu werden.

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Die Kommissare?

Eigenwillig und unabhängig – so erleben die Kommissare die Künstlerin Annette Baer. Die Frau übt vor allem auf Brix eine gewisse Faszination aus. Der ewige Junggeselle sinniert, dass er gern noch einmal "mit jemandem die Kontrolle verlieren" würde. Seine Kollegin Janneke hingegen scheint angekommen zu sein und freut sich über ihre Oma-Rolle – auch wenn ihr Enkel in Australien lebt. Immerhin, an seiner Taufe kann sie per Videocall teilnehmen.

Ein- oder ausschalten?

Komplizierte Familienkonstellationen dürften dem ein oder anderen Zuschauer an Weihnachten vertraut vorkommen. Dass dann noch in einem Krimi vor Augen geführt zu bekommen, animiert vielleicht nicht jeden zum Einschalten. Wer es doch tut, wird mit einer komplexen Geschichte und hervorragenden Schauspielern belohnt.

Die Frankfurter Kommissare Anna Janneke und Paul Brix ermittelten auch in diesen Fällen:

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