Nur 0:0 gegen Freiburg Abstieg des 1. FC Köln durch das Remis gegen Freiburg fast besiegelt

Köln · Der 1. FC Köln hat am Samstag gegen den SC Freiburg 0:0 gespielt. Damit könnte der Abstieg der Kölner in die zweite Bundesliga besiegelt sein.

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So lief das Spiel des 1. FC Köln gegen SC Freiburg

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Endspiele verfügen ja gemeinhin über diesen besonderen Charakter, etwas Endgültiges in sich zu tragen. Sei es ein Sieg, sei es eine Niederlage. Dass der 1. FC Köln nun schon derart viele finale Spiele im Abstiegskampf der Bundesliga aufweisen kann, wie Geschichten in „Tausendundeine Nacht“ zu finden sind, mutet da schon etwas wundersam an. Beinahe jede Woche steht die Mannschaft vor dieser auch mental sehr anstrengenden Aufgabe, sich eigentlich nur noch Siege leisten zu können. Und nach der „Endspiel“-Niederlage gegen Darmstadt (0:2) und dem Remis in Mainz (1:1) hielt auch die Partie gegen den SC Freiburg diese gewaltige Herausforderung bereit. Den vielen letzten Chancen folgte am Samstagabend tatsächlich noch eine weitere letzte Chance.

Allein, die Mannschaft von Trainer Timo Schultz konnte sie nicht nutzen. Das torlose Remis in einem zwar leidenschaftlich geführten, aber erneut zu harmlosen Spiel gegen die Breisgauer ist wohl zu wenig, um dem Abstieg noch entgehen zu können. Zwar ist der Fahrstuhl zum Schafott noch nicht ganz in der Zweiten Liga angekommen, doch praktisch hätte nur ein Sieg die Hoffnung auf den Ligaverbleib am Leben erhalten. Der lediglich eine Punkt könnte für den FC am Sonntag den siebten Bundesliga-Abstieg der Clubhistorie bedeuten – wenn Mainz die Partie in Heidenheim gewinnt und das Duell der Konkurrenten Union Berlin und Bochum remis endet. „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben“, sagte Kapitän Florian Kainz, „schauen wir mal, was die Ergebnisse morgen bringen.“

Nur wenige Wechsel hatte Kölns Trainer Timo Schultz vor der Partie angekündigt, und er nahm lediglich einen vor: Für Stoßstürmer Steffen Tigges rückte Linton Maina in die Startelf. Schultz setzte auf erhöhtes Tempo gegen die in der Abwehr personell geschwächten Breisgauer, bei denen der gebürtige Bonner Lukas Kübler, früher beim BSC und dem 1. FC Köln am Ball, in der Startformation stand.

Es war ein Wollen und ein Müssen

„Letzte Ausfahrt Erste Liga“ hatte Stadionsprecher Michael Trippel vor der Partie lautstark, ja, beinahe flehentlich brüllend Richtung Fans postuliert. Und Köln legte gleich den Vorwärtsgang ein, wollte das umsetzen, was der Trainer gefordert hatte: „Mutig auftreten“, das sollte die Mannschaft. Keine drei Minuten waren gespielt, das setzte sich Max gräfe nach einer starken Balleroberung auf links durch, sein Pass erreichte Maina im Strafraum, doch er verzog knapp rechts am Tor vorbei (3.).

Es war ein Wollen und ein Müssen, die den FC begleiteten. Und zunächst kannte das Spiel nur eine Richtung. So wagte Jan Thielmann nach einer Ecke einen Distanzschuss, den die Hacke von Eric Martel in eine andere Richtung lenkte. Doch SC-Torhüter Noah Atubolu war aufmerksam (18.). Keine zwei Minuten später jedoch zeigten auch die Gäste, dass sie gewillt waren, in Müngersdorf ihre Chance auf das internationale Geschäft zu suchen und wahrzunehmen. Regisseur Vincenzo Grifo verfehlte das Tor mit einem Kopfball nur knapp, dann war es Roland Sallai, der einen Schuss von der Strafraumgrenze ebenso knapp links am Kölner Kasten vorbeizischen ließ (21.). Das war für die Mannschaft des scheidenden Trainers Christian Streich das Signal, verstärkt den Weg in die Offensive zu suchen. Es war nur ein kurzes Signal, denn Freiburg ahnte wohl, dass sich die Kölner gegen tief stehende, wehrhafte Mannschaften schwertun im Kreieren von Gefahrenmomenten.

Tatsächlich war dem FC anzumerken, dass sie mit Kraft und Kampf und Leidenschaft die „letzte Ausfahrt Erste Liga“ suchten, die gefährlichen Räume jedoch mieden sie wie der Teufel das Weihwasser. Die Fans standen dennoch hinter der Mannschaft, feuerten sie permanent an, honorierten den Einsatz. Es war unglaublich laut in Müngersdorf, aber mehr als ein Schüsschen von Jan Thielmann wollte zunächst nicht gelingen. Die frühe Chance von Maina war die einzige ernsthafte des FC in der ersten Hälfte. In die Pause ging es für die Schultz-Elf im Kampf ums sportliche Überleben in der Gewissheit, noch mutiger, noch bedingungsloser, noch risikobereiter das Spiel anzugehen im Dauerregen von Müngersdorf.

Ein Kölner Ritt auf der Rasierklinge

Es blieb ein mühsames Ringen um das Schlupfloch durch den Freiburger Defensivverbund. Doch immer wieder waren es technische Unzulänglichkeiten, die gute Ansätze zunichtemachten – wie bei Finkgräfes zu weit vorgelegtem Ball auf der freien Autobahn über links (47.). Der FC aber – mit dem Rücken zur Wand – hielt den Druck hoch.

Schultz nahm personelle Veränderungen vor, für den offenbar angeschlagenen Innenverteidiger Jeff Chabot kam der Ex-Freiburger Dominique Heintz. Und Tigges sollte für Thielmann mehr körperliche Wucht in die Kölner Angriffsbemühungen bringen. Das Zeichen war deutlich: Flanken sollten nun das Mittel der Wahl sein. Und so kam es, Eric Martel, der Mann mit der (Gesichts)-Maske, tankte sich in den Strafraum durch, doch sein Pass fand keinen Abnehmer (64.). Auf der anderen Seite wurde es brandgefährlich, als nur eine Minute später „Wirbelwind“ Ritsu Doan einen Kopfball über die Latte setzte.

Köln ging nun tatsächlich hohes Risiko und sah sich der Gefahr ausgesetzt, in Konter zu laufen. Lucas Höler vergab die Freiburger Führung (67.). Was für eine Wahl blieb dem FC auch? Ein Sieg war ja quasi Pflicht, und den Weg dafür hätte Alidou, ein nicht immer glücklich agierender Aktivposten, einschlagen können. Sein Schuss jedoch aus kurzer Distanz war zu unplatziert (71.). Es war, wie man sagen muss, ein Kölner Ritt auf der Rasierklinge. Der Belagerungszustand des Freiburger Tores nahm zu. Doch der entscheidende Pass, die entscheidende Idee fehlte. Immer noch war ein Freiburger Abwehrbein dazwischen oder die Fäuste von Torhüter Atubolo, der den Schuss von Alidou entschärfte (83.). Schultz riskierte alles, schickte auch noch die Stürmer Justin Diehl und Sargis Adamyan ins verzweifelte Rennen um die drei Punkte. Es blieb bei der Verzweiflung. Der Abstieg der Kölner hat damit konkrete Züge angenommen. Im Stadion herrschte eine gespenstische Ruhe.