Polizei: Räumung von Lützerath bis auf Tunnel abgeschlossen

16 Jan 2023
Räumung Lützerath Polizei

Die Räumung des Protestdorfes Lützerath am rheinischen Braunkohletagebau ist nach Angaben der Polizei bis auf die beiden in einem Tunnel ausharrenden Aktivisten abgeschlossen. "Es befinden sich keine weiteren Aktivisten in der Ortslage Lützerath", teilte die Polizei mit.

Zum Artikel: Lützerath - Verletzte auf beiden Seiten154 Ermittlungsverfahren eingeleitet

Bereits bis Freitag seien die Gebäude geräumt worden, nunmehr auch die insgesamt 35 "Baumstrukturen" sowie knapp 30 Holzkonstruktionen. Knapp 300 Personen seien aus Lützerath weggebracht worden, wobei es zu vier Widerstandshandlungen gekommen sei. Seit Beginn der Räumung seien 154 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Polizei hatte schon am Freitag im Sender Phoenix erklärt, das "wir viel besser vorangekommen sind, als wir dachten".

Für die Bergung der zwei Aktivisten im Tunnel ist den Angaben zufolge nun die RWE Power AG zuständig. Sie harren in einem selbst angelegten Tunnelsystem aus, das sie bislang nicht freiwillig verlassen wollten. Auf einer Pressekonferenz hatten Veranstalter der Großkundgebung vom Samstag und Teilnehmer des langen Vor-Ort-Protestes betont, dass es den Aktivisten gut gehe, die Kommunikation zu ihnen aber nicht mehr möglich sei. Die Aktivisten im Tunnel wollten nur mit Vertrauenspersonen aus den Reihen der Aktivisten sprechen, denen aber der Zugang zur Ortslage beziehungsweise zum Tunneleingang verwehrt werde.

Zum Artikel: Janecek: "Lützerath am Ende Erfolg für Klimaschutz"Mehrere Verletzte in den vergangenen Tagen

Mehr als 70 Polizistinnen und Polizisten seien seit Beginn des Räumungseinsatzes verletzt worden, so die Beamten. Die Initiative "Lützerath lebt" und weitere Initiativen warfen ihrerseits der Polizei vor, am Samstag "massiv Schlagstöcke, Pfefferspray, Räumpanzer, Wasserwerfer, Hunde und Pferde" gegen die Kohle-Gegner eingesetzt zu haben. Eine Demo-Sanitäterin sprach am Sonntag von einer "hohen zweistelligen bis dreistelligen Zahl" an Verletzten, einige davon lebensgefährlich. Beamte hätten "hemmungslos" auf Demonstrierende eingeprügelt, vorzugsweise auf den Kopf, sagte sie auf einer Pressekonferenz im Erkelenzer Ortsteil Keyenberg. Darya Sotoodeh von "Fridays for Future" nannte dies "unentschuldbar".

Nach Polizei-Angaben wurden dagegen lediglich neun Aktivisten mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. "Glücklicherweise ist niemand lebensgefährlich verletzt worden", so die Polizei. Ein Video zeigt, wie auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer und andere auf einem Feld von Polizisten abgedrängt wurden.

Thunberg an Tagebaukante von Polizei weggetragen

Thunberg kehrte am Sonntag noch einmal an die Tagebaukante zurück: Ein dpa-Reporter berichtete, sie habe an einer Spontan-Demo teilgenommen und mit anderen Klimaaktivisten gesungen und getanzt. Ein Polizeisprecher sagte, Thunberg habe kurzzeitig auf einem Wall an der Tagebaukante gesessen. Polizisten hätten sie zu ihrer eigenen Sicherheit aufgefordert, den Wall zu verlassen. Als sie dem nicht nachgekommen sei, hätten die Beamten sie einige Schritte weiter weg getragen. Selbiges sei harmonisch verlaufen. Anschließend sei die schwedische Klimaaktivistin ihrer Wege gegangen.

Bildrechte: dpa-Bildfunk/Federico Gambarini

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht unter Polizeibewachung am Rande des Tagebaus.

32 Reifen von Polizeiautos zerstochen

Laut Polizei sind im Zusammenhang mit der Demo und den damit verbundenen Protestaktionen zwölf Personen fest- oder in Gewahrsam genommen worden. Gut 30 Dienstfahrzeuge seien beschädigt worden, davon acht durch abgetretene Seitenspiegel, Schmierereien und Steinbewurf. Darüber hinaus seien 32 Reifen an den Fahrzeugen der Polizei zerstochen worden.

Seit Mittwoch ist die Polizei damit beschäftigt, den bis dahin von Klimaaktivisten besetzten Ort zu räumen und abzureißen. Anschließend will der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern. Nach Darstellung der NRW-Landesregierung und der Bundesregierung ist dies notwendig, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Die Aktivisten bestreiten das - nach ihrer Darstellung reicht die Braunkohle im aktuellen Tagebau aus.

Mit Informationen von dpa und epd

Nach einem unruhigen Samstag im Braunkohle-Ort Lützerath ziehen die Beteiligten eine kritische Bilanz.

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