Putin gehen die Panzer aus: Russland in Hochphase Produktion?

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Stand: 21.04.2024, 05:15 Uhr

Von: Bona Hyun

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Putin braucht Panzer als Nachschub für die Streitkräfte. Die russische Rüstungsindustrie hat aber wenig Kapazitäten für den Bau neuer Kampffahrzeuge.

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Foto Frankfurter Rundschau

Moskau – Im Ukraine-Krieg wurden Russlands Panzer für Wladimir Putin zum Gamechanger auf dem Schlachtfeld. Nun will der Präsident offenbar alle Kapazitäten der russischen Rüstungsindustrie nochmal hochfahren. Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu erklärte am Freitag (19. April 2024), dass das Land die Produktion von Panzern erhöhe.

Putin fährt Herstellung von Panzern hoch – Rüstungsindustrie kurbelt Produktion an

Schoigus Ministerium veröffentlichte ein Video, das ihn bei der Besichtigung einer Panzerfabrik in der sibirischen Stadt Omsk und bei einem Treffen mit Arbeitern zeigt, die er für die Übererfüllung der Produktionsziele lobte. „Das Werk in Omsk erfüllt das Programm – ich kann sogar sagen, dass es das Programm übererfüllt“, sagte Schoigu laut Reuters zu Beamten. „Die Probleme und Aufgaben, die wir bei unserem letzten Besuch beschlossen haben, sind fast alle gelöst worden“. Es sei aber noch mehr Arbeit nötig, um die Produktion von Panzerschutzausrüstung zu erhöhen.

Der Verteidigungsminister wies die Leiter der Fabriken an, die Produktion von Panzerschutzausrüstungen zu erhöhen und erklärte, die Versorgung der Panzerreparaturbrigaden verstärken zu müssen. „Jetzt müssen wir die zusätzlichen Ausrüstungen für die Fahrzeuge, die im Kampf eingesetzt werden, erheblich aufstocken“, sagte er.

Putin braucht Panzer und kurbelt die Produktion in der Rüstungsindustrie an. Doch hat Russland überhaupt Kapazitäten? © Mikhail Metzel/Kremlin Pool/dpaPutin stockt Militär und Waffenproduktion auf – Rüstungsindustrie auf Hochkurs?

Mitarbeiter der Panzerfabrik teilten Schoigu mit, dass das Werk die Produktion des Mehrfachraketenwerfers vom Typ „Solntsepek“ um das Zweieinhalbfache erhöht habe und dass die nächste Lieferung eines neuen Modells des Kampfpanzers T-80BVM für den Einsatz an der Front bereit sei.

Die Werksleiter gaben zudem an, dass sie seit dem vergangenen Jahr 1200 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt hätten und rund um die Uhr in zwei Schichten arbeiteten, um die Produktionskapazität zu erhöhen. Schoigu hob auch die Produktion von Drohnenabwehrsystemen hervor – offenbar als Reaktion auf die ukrainischen Drohnenangriffe. Die ukrainischen Truppen haben seit Anfang des Jahres häufig Drohnenangriffe auf die russische Energieinfrastruktur geflogen. Dabei trafen sie auch wichtige Ölraffinerien, die zwischenzeitlich ihre Produktion einstellen mussten.

Russlands Boom der Rüstungsindustrie nur ein Bluff?

Experten gehen allerdings davon aus, dass Russland bei der derzeitigen Produktion von Panzern andere Schwerpunkte setzt, als es ankündigt. „Russland stellt nicht mehr moderne Kampfausrüstung her“, sagte Nikolai Kulbaka, ein russischer Wirtschaftswissenschaftler, gegenüber der Washington Post. „Aber es hat viel mehr einfachere Arbeitsgeräte hergestellt, Gewehre, Granaten, Massenwaffen für Massensoldaten.“

Nach russischer Darstellung wurden im Jahr 2023 1500 Panzer gebaut, zudem will Putin für das Jahr 2024 die Militärausgaben erhöhen und umgerechnet rund 115 Milliarden US-Dollar einplanen. Das wäre fast ein Drittel des gesamten russischen Jahreshaushaltes. An den Zahlen aus Russland gibt es allerdings zunehmend Zweifel. Zwar könnten die Angaben zu den produzierten Panzern „technisch korrekt“ sein, sagte Michael Gjerstad, Analyst der Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS), gegenüber der Washington Post. Allerdings könnten auch aufpolierte, ältere Panzer, die lange Zeit gelagert wurden, in die Zahl miteinfließen. Gjerstad glaubt, dass Russland bis zu 330 Panzer pro Jahr herstellen könne, tatsächlich aber nur die Hälfte davon baue.

Putin verliert viele Panzer im Ukraine-Krieg – und will bei der Produktion nachlegen

Laut der Washington Post gibt es in der russischen Rüstungsindustrie zudem Probleme, Kapazitäten für den Bau neuer Kampffahrzeuge bereitzustellen. „Es ist viel einfacher, die bestehenden Produktionsraten zu erhöhen“, sagte Alexander Potapov, CEO des russischen Rüstungskonzerns Uralwagonsawod, gegenüber der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Zvezda.

Russland hat im Ukraine-Krieg bereits viele Panzer an der Kriegsfront verloren. Das Internationale Institut für Strategische Studien erklärte im Februar 2024, der Ukraine-Krieg habe Russland mehr als 3000 Panzer gekostet. Russland müsse zudem auf alte gelagerte Panzer zurückgreifen, weil den Streitkräften die Panzer ausgingen.

Umso wichtiger wird es nun für Putin, die Produktion von Waffen anzukurbeln und das Militär auszurüsten. Dabei bekommt Putin offenbar Unterstützung von anderen Ländern. Jüngst gab es sogar Berichte über mögliche Waffen-Deals mit Nordkorea, Iran und China. Diese Länder sollen Putin trotz Sanktionen mit Militärequipment versorgt haben. CNN-Recherchen haben zudem ergeben, dass Russland jährlich dreimal so viel Munition produziert, wie die USA und Deutschland zusammen. (mit Material von Reuters)

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