Experte erklärt, warum Putin Angst vor dem toten Nawalny hat - Video

2 Mär 2024
Putin

Alexej Nawalny wurde am Freitag in Moskau beerdigt. Neben Trauergästen waren auch die Nationalgarde und Schlägertrupps von Wladimir Putin vor Ort. Das zeigt: Auch vor dem toten Nawalny hat der russische Präsident noch Angst.

Zehntausende Anhänger nahmen am Freitag in Moskau Abschied vom ermordeten Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Obwohl das russische Regime das Begräbnis mit Polizei und Schlägertrupps der Nationalgarde, die Putin direkt unterstellt ist, absicherte.

Auch vor dem toten Alexej Nawalny hat Putin noch Angst

Es zeigt, wie groß die Nervosität im Kreml offenbar ist. Selbst der tote Oppositionsführer wird als Gefahr angesehen. Schon im Vorfeld waren die Angehörigen Nawalnys drangsaliert worden. So waren die sterblichen Überreste des Putin-Erzfeindes erst eine Woche nach dessen Tod an seine Mutter übergeben worden. Auf der Suche nach einem Bestatter und einer Kirche wurden der Familie erneut Steine in den Weg gelegt, berichtete das Umfeld Nawalnys.

Alle Neuigkeiten zur Beerdigung von Alexej Nawalny lesen Sie in unserem News-Ticker.

„Dieses Regime hat heute nicht nur Respektlosigkeit vor einem Verstorbenen und seiner Familie gezeigt, sondern auch große Unsicherheit demonstriert. Nämlich, dass man mit ein paar 1000 Menschen – vielleicht wären es ohne Polizeipräsenz mehr geworden – eine solche Polizei, Spezialpolizei und Nationalgarde-Präsenz aufgeboten hat“, sagte Politikwissenschaftler Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck im Interview mit FOCUS online.

Mangott meint: „Solche Bilder senden ein Signal“

Das Regime möchte unter keinen Umständen, dass Widerstand im Land wirklich sichtbar ist. Daher diese enorme Drohkulisse. Viele Menschen in Russland glauben laut Umfragen, dass sie allein keinen Widerstand leisten können. „Solche Bilder, dass es eben Tausende wagen, das sendet auch ein Signal aus an diejenigen, die nicht teilnehmen. Ein Signal, dass eben sie nicht allein sind.“

Deshalb hätte Putin selbst eine kleinere Menschenansammlung nicht ohne große Polizeipräsenz erlaubt. Dass der öffentliche Zuspruch für Nawalny trotz drohender Verhaftungen so groß war, überrasche den Russland-Kenner nicht. Dies sei eine „Ehrbekundung gegenüber der letzten verbliebenen Ikone liberaler Opposition“ gewesen.

Widerstand gegen Putin? „Da habe ich große Zweifel“

Dass sich daraus eine noch größere Protestbewegung entwickelt, glaubt Mangott allerdings nicht. „Da habe ich große Zweifel. Es gibt nämlich niemanden, der in Russland diesen Dissens organisieren könnte.“ Witwe Julia Nawalnaja, die das Werk ihres verstorbenen Mannes fortführen will, befinde sich außerhalb Russlands, wodurch ihr Einfluss sehr begrenzt sei.

Nawalnaja, die inoffizielle Oppositionsführerin, blieb dem Begräbnis fern, da ihr in Russland die unmittelbare Verhaftung droht.

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