Ex-Sportler-Star - Keine Freiheit für Oscar Pistorius: Bewährung ...

1 Apr 2023
Oscar Pistorius

Die Lebensgeschichte von Pistorius ist so dramatisch – als Film hätte man sie wahrscheinlich als zu überzogen abgetan. Ein internationaler Spitzensportler auf dem Zenit seiner Karriere stürzt tief ab: Nach einer fatalen Nacht wird aus der gefeierten Ikone ein verschmähter Totschläger.

Pistorius und seine damalige Freundin Reeva Steenkamp wurden damals in südafrikanischen Medien als Traumpaar bejubelt: der erfolgreiche, ehrgeizige und markante Sportstar mit dem bildhübschen Model mit Jurastudium am Arm. Sie waren Teil der Elite des Landes, feierten wilde Partys, fuhren schnelle Autos. Doch was der Öffentlichkeit wie ein Märchen schien, wurde in den eigenen vier Wänden zum Alptraum.

Prozess dauert viele Monate

In der Nacht des Valentinstags 2013 erschießt Pistorius die damals 29-jährige Steenkamp. Wenige Stunden später wird er verhaftet. Ein über viele Monate andauernder Prozess beginnt. Die Welt lernt einen traumatisierten Pistorius in Tränen kennen, so sehr in Schock, dass er sich im Gerichtssaal übergibt. Doch je mehr das Gericht die Abläufe der tödlichen Nacht aufdröselt, desto größer das Entsetzen der Öffentlichkeit.

Steenkamp war viermal durch die geschlossene Tür einer kleinen Toilette erschossen worden. Pistorius sagte aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn. Nach einem Gerichtsfahren durch mehrere Instanzen wurde er wegen "Mordes", was im deutschen Rechtssystem dem Totschlag entspricht, zu mehr als 13 Jahren Haft verurteilt. Für viele Südafrikaner wurde Pistorius zur Hassfigur.

Vor der Tat, die alles änderte, führte Pistorius buchstäblich ein goldenes Leben. Bei Paralympischen Spielen hatte er auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. Pistorius waren als Kind wegen eines Gen-Defekts beide Beine unterhalb der Knie amputiert worden. Die L-förmigen Spezial-Prothesen, mit denen er seinen Mitstreitern davonsprintete, verpassten ihm den Spitznamen Blade Runner.

Es war die Geschichte eines Mannes, der trotz widriger Umstände mit harter Arbeit Großes vollbrachte. Im Jahr 2012 erreichte er dann sein ehrgeiziges Ziel: Als erster beidseitig beinamputierter Sportler nahm Pistorius an Olympischen Spielen teil. Über 400 Meter erreichte er sogar das Halbfinale. In Südafrika feierte man ihn damals als Helden.

Nach seiner Verurteilung verschwand Pistorius nahezu komplett aus dem Rampenlicht. Im Gefängnis soll er sich gut geführt haben. Einst erzählte Vater Henke Pistorius der britischen Zeitung "The Times" in einem seltenen Interview, sein Sohn habe im Gefängnis einen neuen Sinn im Leben gefunden. Er leite eine Gebetsgruppe und Bibelstudien für Häftlinge. Der ehemalige Sportler habe einen "positiven spirituellen Einfluss auf seine Mitinsassen", gebe ihnen Hoffnung und nehme oft eine Vermittlerrolle an, wurde Henke Pistorius zitiert. Auch einen eigenen Gemüsegarten hat Oscar Pistorius demnach im Gefängnis anlegen dürfen.

Die Steenkamps denken jedoch nicht, dass Pistorius die Freiheit verdient.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten