Südafrika: Pistorius muss weiter in Haft bleiben

31 Mär 2023
Oscar Pistorius

Stand: 31.03.2023 20:08 Uhr

Der wegen Mordes an seiner Freundin verurteilte Ex-Sportstar Pistorius wird nicht früher aus der Haft entlassen. Einen entsprechenden Antrag lehnte die südafrikanische Justizbehörde ab. Grund dafür sei ein bürokratischer Fehler.

Mit Spannung hatten viele Südafrikaner die Bewährungsanhörung des wegen Totschlags verurteilten früheren Spitzensportlers Oscar Pistorius verfolgt. Nun ist klar: Der 36-Jährige kommt nicht frei.

Die südafrikanische Justizvollzugsbehörde hat eine Freilassung auf Bewährung abgelehnt. Ein neuer Bewährungsantrag könne im August 2024 gestellt werden, so die Justizvollzugsbehörde in einer Mitteilung.

Grund für die Ablehnung sei ein bürokratischer Fehler gewesen, sagte ein Sprecher der Behörde. Pistorius habe noch nicht, wie ursprünglich angenommen, die Hälfte seiner Haftstrafe von 13 Jahren und fünf Monaten abgesessen, die ihm laut südafrikanischem Gesetz automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung gewährleistet hätte. Wie es im Vorfeld zu dem Fehler kommen konnte, blieb unklar.

Pistorius erschoss damalige Freundin

Pistorius hatte in der Nacht des Valentinstags 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa in der Hauptstadt Pretoria getötet. Vor Gericht sagte Pistorius aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.

Das Verfahren gegen den unterhalb beider Knie amputierten Pistorius zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Der ehemalige Athlet hatte 2014 zunächst eine Haftstrafe von fünf Jahren erhalten. Diese wurde 2016 auf sechs Jahre erhöht. Nach nochmaliger Widerrufung durch die Staatsanwaltschaft wurde Pistorius Ende 2017 schließlich zu 13 Jahren und fünf Monaten verurteilt.

"Wir haben ihm nie geglaubt"

Pistorius sowie die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp waren vor dem Bewährungsausschuss erschienen. Es sei ein sehr stressiger Tag, sagte Mutter June Steenkamp bei ihrer Ankunft vor dem Gefängnis. Es sei "sehr schwierig" für sie, mit Pistorius im gleichen Raum zu sitzen. Ihr Mann habe krankheitsbedingt nicht kommen können. "Bevor er stirbt, hat er einen Wunsch und das ist, dass Oscar uns einfach sagt, was genau in jener Nacht geschehen ist", hieß es in einer Erklärung der Eltern, die vor dem Bewährungsausschuss verlesen wurde.

Die Steenkamp-Familie hatte gegen eine Freilassung auf Bewährung plädiert. Pistorius habe keine Reue gezeigt und es gäbe weiterhin offene Fragen, die er damals im Gericht nicht beantwortet habe. "Wir haben ihm nie geglaubt", sagte June Steenkamp. Zehn Jahre nach der Tat trauerten die Steenkamps noch immer täglich um ihre Tochter, sagte die Rechtsvertreterin der Eltern, Tania Koen, vor laufenden Kameras: "Die Zeit hat ihre Wunden nicht geheilt."

Einst ein gefeierter Sportler

Pistorius waren als Kind wegen eines Gen-Defekts beide Beine unterhalb der Knie amputiert worden. Mit eigens für ihn angefertigten Karbon-Prothesen gewann er bei Paralympischen Spielen sechs Goldmedaillen.

2012 erreichte er dann sein ehrgeiziges Ziel: Als erster beidseitig beinamputierter Sportler nahm Pistorius an den Olympischen Spielen teil. Über 400 Meter erreichte er sogar das Halbfinale. In Südafrika feierte man ihn damals als Helden. Nach seiner Verurteilung verschwand Pistorius nahezu komplett aus dem Rampenlicht.

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