Südafrikanischer Ex-Sprintstar: Oscar Pistorius bleibt in Haft

Oscar Pistorius muss weiterhin im Gefängnis bleiben. Einen Antrag auf vorzeitige Entlassung hat das zuständige Gremium am Freitag in Südafrika abgelehnt. Pistorius habe nicht die erforderliche Mindesthaftzeit nach einer Entscheidung des Obersten Berufungsgerichts erfüllt, teilte das Ministerium für den Strafvollzug mit.

Claudia Bröll

Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

Der frühere Spitzensportler, der wegen seiner Erfolge trotz Behinderung „Blade Runner“ genannt wurde, war nach einem langen Verfahren über mehrere Instanzen zu 13 Jahren und fünf Monaten verurteilt worden, weil er seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag vor zehn Jahren mit vier Schüssen durch eine geschlossene Toilettentür getötet hatte.

In Südafrika können Verurteilte nach der Hälfte der Haftzeit einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Pistorius hatte den Antrag schon im vergangenen Jahr gestellt und dazu Reevas Vater, Barry Steenkamp, getroffen. Das Treffen war Teil eines sogenannten Opfer-Täter-Dialogs, der in Südafrika zum Rehabilitationsverfahren gehört, um über einen solchen Antrag zu entscheiden.

Zu der Anhörung am Freitag im Atteridgeville-Gefängnis in Pretoria war Reevas Mutter, June Steenkamp, erschienen. „Ich glaube seiner Geschichte nicht, ich glaube nicht, dass Oscar reumütig oder rehabilitiert ist“, sagte sie Reportern. Schon im vergangenen Jahr hatte sie in Interviews bezweifelt, dass Pistorius echte Reue empfinde. Zwar habe sie ihm wegen ihres Glaubens vergeben, aber das bedeute nicht, dass er nicht für die Tat bezahlen müsse. Aus ihrer Sicht müsse er die komplette Haftzeit verbüßen. Einige Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen, hatten ebenfalls gegen eine frühzeitige Entlassung protestiert.

Das Gremium musste unter anderem entscheiden, ob Pistorius bei einer Freilassung eine Gefahr für die Gesellschaft darstelle, ob er gute Führung im Gefängnis bewiesen habe und ob er Reue zeige. Dazu wurden verschiedene Zeugen befragt, auch Pistorius selbst. Die Anhörung am Freitag war nicht öffentlich.

Zuerst für Totschlag, dann für Mord verurteilt

Der heute 36 Jahre alte Pistorius hatte nach der Tat gesagt, er habe einen Einbrecher in der Toilette vermutet. Ein Gericht hatte ihn 2014 wegen Totschlags erst zu fünf Jahren Haft verurteilt, die nächste Instanz zwei Jahre später zu sechs Jahren wegen Mordes, weil er gewusst habe, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit die Person in der Toilette töten würde. Der Oberste Gerichtshof schließlich bezeichnete die Strafe im Jahr danach als „schockierend milde“.

Der Richter teilte damals mit, er habe keinen Grund gefunden, weshalb Pistorius von der vorgeschriebenen Mindeststrafe von 15 Jahren verschont werden solle. Die Zeit, die er bisher im Gefängnis verbracht hatte, wurde angerechnet. Der Mord hatte international immenses Medieninteresse ausgelöst. Pistorius war in Südafrika ein Nationalheld und international ein gefeierter Sportstar. Im Alter von elf Monaten mussten ihm wegen einer Fehlbildung beide Unterschenkel amputiert werden. Er wurde als „schnellster Mann ohne Beine“ bekannt, errang sechs Goldmedaillen in Paralympischen Spielen und trat 2012 mit Karbon-Prothesen als erster beinamputierter Sportler in den Olympischen Spielen an.

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